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Kleine Schwester des „Ito“Das „Shima“ ist für Carsten Henn aktuell die Neueröffnung des Jahres

Lesezeit 3 Minuten
12.03.2024, Köln: Restaurant Shima. Foto:Dirk Borm

Einladend: der reduzierte-Studentenbude-Wohnzimmer-Style im „Shima“.

Unser Restaurantkritiker ist begeistert von den kreativen Speisen. Warum das „Shima“ mehr ist, als nur die kleine Schwester des exklusiven japanischen Restaurants„ Ito“.

Eigentlich sollte das„ Shima“ nur der Take-Away-Ableger des wenige Schritte entfernten „Ito“ werden. Aber dann fand sich eine Location mit Platz für ein paar Tische und man beschloss, auch vor Ort Speisen anzubieten. Anders als im „Ito“ mit seinem Fine-Dining-Anspruch geht es hier legerer zu, die Speisen sind zum Teilen da – sprich: Tapas auf Japanisch. Sushi gibt es allerdings auch, sogar ein wenig günstiger als bei der großen Schwester.

Aber zurück zu den Tapas, denn die machen das „Shima“ einzigartig. Man genießt sie in einer Art Reduzierte-Studentenbude-Wohnzimmer-Style, sitzt nah am Nachbartisch, insgesamt eher hallig-laut mit clubbiger Musik. Im Sommer wird es auch Außenplätze geben. Für zwei Personen kann man ein „Shima Experience“ bestellen, oder aber wild von der Karte ordern.

Im „Shima“ ist richtig viel los am Gaumen

Wild ist auch die – gelungene! - Kombination der butterzarten Scheiben von der Kalbszunge mit Tare, Karash, Yamswurzel und Kräutervinaigrette. Begeisternd auch das Lachs-Sashimi mit Yuzupfeffer, Tofu-Creme, Miso-Eigelb und Kagenzu. Das liest sich alles, als wäre richtig viel los am Gaumen und genauso ist es auch. Ob Umami, Säure, Schärfe oder Kräuter, das Thema im „Shima“ ist nicht Subtilität, die Aromatik nimmt man selbst dann wahr, wenn alle Mitesser schon halb betrunken sind und über jeden schlechten Witz lachen.

Chefkoch Philippe Zessler, Inhaber Christoph Barciaga und Restaurantleiterin Soukaina Ababou im Porträt.

Chefkoch Philippe Zessler, Inhaber Christoph Barciaga und Restaurantleiterin Soukaina Ababou (v.l.)

Auch Vegetarier kommen auf ihre Kosten, zum Beispiel mit dem marinierten Tofu, das mit Wakame, Bimi, Karoshi, Shiitake, Senfsaat, Zwiebelcreme und auch noch Miso ein Umami-Superhelden-Team zur Seite hat. Ein bisschen zu großzügig dick geschnitten ist der Tintenfisch, der mit geräucherter Gurke, Chorizo und Shiokombu enorm würzig flankiert wird. Das fleischige Austernpilzkaraage mit feiner Schärfe ist eigentlich knusprig, wird jedoch so mit Sauce bedeckt, dass es diese Eigenschaft verliert.

Ein hübsches Tellergericht im Restaurant Shima

Auch optisch ein Highlight: das Pilzpaté mit Yuzu-Ponzu, Walnuss und Buchweizen-Pfeffer.

Drei klassische Hauptspeisen gibt es, die mit Beilagen kombiniert werden können. Sowohl das rosa Iberico Secreto mit frischem Salzzitronen-Dashi als auch der Kabeljau mit geradezu fluffiger Miso-Hollandaise überzeugen mit ihrer beeindruckenden Produktqualität, auch die Garpunkte werden sehr gut getroffen. Die Beilagen sind viel mehr als das, es sind vegetarische Kabinettstückchen. Der gegrillte Rosenkohl gerät zwar zu trocken und der marinierte Spinat dermaßen geschmacksintensiv, dass er solo kaum zu genießen ist. Dafür bietet die Miso-Aubergine mit Gorgonzola Dulce und Zwiebel-Panko ein dermaßen geniales Zusammenspiel, dass ich einen ganzen Teller davon verspeisen würde. Zwei Desserts werden angeboten, ausgesprochen hübsch angerichtet, allerdings ist hier der Yummy-Faktor noch ausbaubar.

Das „Shima“ in der Limburger Straße von außen

Das „Shima“ in der Limburger Straße von außen: Legeres Restaurant, hervorragende Küche.

Sechs offene Weine bietet die kleine Weinkarte, dazu noch einiges flaschenweise

Manches ist also voll auf den Punkt, manches noch etwas zu ungestüm. Die Feinarbeit wird das begabte Team um Küchenchef Philippe Zessler, und seine Junior-Sous-Chefs Dominik Agethen sowie Federico Schimetti bestimmt noch hinbekommen, und eine wagemutige Küche ist mir stets lieber als eine übervorsichtige.

Sushi mit Ouro, Akami, Zander und Lachs auf einem länglichen Teller.

Sushi gibt es im„ Shima“ auch – sogar etwas günstiger als bei der großen Schwester „Ito“.

Soukaina „Sousou“ Ababou, Gastgeberin und Sommelière, trägt den dynamischen Geist in den Gastraum und sorgt für lässige Herzlichkeit. Sechs offene Weine bietet ihre kleine Weinkarte, dazu noch einiges flaschenweise, darunter tolle Sachen aus Deutschland und Frankreich. Aktuell: Neueröffnung des Jahres!

Fazit: Hochklassiges Sharing-Konzept mit kreativen, japanisch inspirierten Speisen, sehr gutem Sushi und klasse Weinen. Bewertung: 5 von 6.

Restaurant Shima, Limburger Str. 19, 50672 Köln, ÖffnungszeitenDi-Sa 18-21.15 Uhr (Küchenzeiten), Lunch: Mi-Sa, 12-14.15 Uhr (Küchenzeiten), Telefon: 0221 /70005292, www.shima-by-ito.de

Henns Auswahl:

Lachs Sashimi - Yuzupfeffer, Tofucreme, Misoeigelb & Kagenzu

Lachs Sashimi - Yuzupfeffer, Tofucreme, Misoeigelb & Kagenzu

  1. Menü: „Shima Experience for two“ 129 €
  2. Marinierter Tofu 10 €
  3. Tintenfisch 15,50 €
  4. Kalbszunge 15,50 €
  5. Lachs Sashimi 14,50 €
  6. Austernpilzkaraage 19 €
  7. Iberico Secreto 29 €
  8. Kabeljau 28 €
  9. Gegrillter Rosenkohl 6,50 €
  10. Marinierter Spinat 6,50 €
  11. Miso-Aubergine 6,50 €
  12. Matcha Financier 8,50 €