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NährstoffmangelSo bekommt man den Heißhunger in den Griff

Lesezeit 3 Minuten
Schokolade

Hin und wieder packt einen der Heißhunger - dann muss es Schokolade sein.

Manchmal muss es einfach ein Burger mit Pommes sein. Oder unvernünftig viel Schokolade. Eine Heißhungerattacke hatte wohl jeder schon mal. Manchmal liegt das am Mittagessen, das man hat ausfallen lassen, manchmal sorgen aber auch Kummer oder Stress für Fressattacken. Dieser Drang nach Essen kann für ziemlich miese Laune sorgen, wenn er nicht schnell befriedigt wird. Aber woran liegt das? Und - noch viel wichtiger: Bekommt man eine Heißhungerattacke auch ohne eine komplette Pizza zu essen in den Griff? Oder kann man sogar vorbeugen?

Den Unterschied zum Appetit erkennen

Grundsätzlich ist Hunger überlebensnotwendig. Davon muss man allerdings Appetit und Heißhunger unterscheiden. "Heißhunger entsteht dann, wenn es dem Körper an Nährstoffen mangelt", erklärt Matthias Riedl, Ernährungsmediziner aus Hamburg. Dies sei zum Beispiel der Fall, wenn man eine Hauptmahlzeit ausgelassen hat oder bei einem Mangel an Kohlehydraten. Dabei sinkt der Blutzuckerspiegel rapide ab, und das ruft ein starkes Hungergefühl hervor - Heißhunger.

Je nachdem welcher Nährstoff dem Körper fehlt, hat man bei einer Heißhungerattacke ein starkes Verlangen nach etwas Süßem oder Herzhaftem, erklärt Lars Selig, Diätassistent aus Leipzig. Wer häufig Heißhunger hat oder wenn die Attacken stärker werden, sollte das am besten vom Arzt abklären lassen. Denn dahinter können zum Beispiel hormonelle Erkrankungen, Stoffwechselkrankheiten oder eine Essstörung stecken.

Manchmal hilft trinken

Wenn Heißhungerattacken auftreten, sollte man laut Riedl erst einmal etwas trinken und abwarten. "Viele verwechseln Hunger mit Durst", sagt der Ernährungsmediziner und rät deswegen, regelmäßig zu trinken. "Wenn trinken nichts hilft, sollte ich mich erst fragen: Habe ich zu wenig gegessen? Was esse ich jetzt?" Meistens isst man genau dann das Falsche. Zum Beispiel befriedigt zu viel Zucker laut dem Ernährungsmediziner nur kurzfristig. Außerdem schüttet der Körper viel Insulin aus, was wiederum zu einem schnellen Blutzuckerabfall führt - und nach ein bis zwei Stunden wieder zu Heißhunger. Neben Durst wird auch oft Appetit mit Hunger verwechselt, sagt Diätassistent Selig. Hat man beispielsweise immer beim Fernsehen oder in Stresssituationen Lust auf etwas Süßes, sei das ein Gefühl oder eine Gewohnheit und dementsprechend Appetit. Selig rät deshalb, regelmäßig zu essen. "Jemand, der satt ist, wird keinen Heißhunger haben", erklärt er. "Eine Hauptmahlzeit enthält am besten Hülsenfrüchte, Milchprodukte und Gemüse", erklärt Riedl. Dann sei man vier bis fünf Stunden satt, und Heißhunger trete überhaupt nicht auf.

Nachgeben darf auch einmal sein

Wer doch eine Attacke bekommt, darf nachgeben - allerdings in Maßen. "Zwei, drei Stücke Schokolade reichen dabei", sagt Selig. Laut Riedl helfen auch Nüsse. Etwa 10 bis 15 Gramm reichen gewöhnlich aus.

Wenn all das nichts hilft, empfiehlt Selig seinen Diätpatienten eine Naschbox. "Diese packe ich im klaren Zustand, wenn ich satt bin", sagt er. Hinein kommen etwa ein paar Gummibärchen, Nüsse und ein Stückchen Schokolade. Maximal 150 Kalorien sollte die Box enthalten, die ohne schlechtes Gewissen in den Speiseplan integriert werden kann. Die Naschbox verringert die Gefahr, zu viel zu essen, erlaubt aber auch, mal zu sündigen.

Prof. Tilmann Habermas erklärt in seinem Buch "Heißhunger", dass dieser häufig auch während einer Diät auftritt. Aber auch nach dem Sport kann man eine Attacke bekommen.

Den Körper abzulenken, hilft nur kurz

Manch einer versucht, den Heißhunger mit Tricks zu stoppen - etwa heißes Wasser oder Brühe trinken oder sich die Zähne putzen. Diese Methoden lenken laut Riedl nur ab. Wirklicher Heißhunger, also ein Mangel an wichtigen Nährstoffen, werde dadurch aber nicht kompensiert. Höchstens für kurze Zeit im Gehirn aufgeschoben.

Insgesamt rät Diätassistent Riedl, langsam zu essen und dem Körper zu signalisieren, dass er gerade Essen bekommt. So werde man nicht nur schneller satt, sondern bleibt es vor allem länger. (dpa)