Gesund genießenWarum der Verzicht auf Kohlenhydrate die Fettverbrennung ankurbelt

Salat hat so gut wie keinen Nährwert und wandert ungehindert durch den Darm bis zum Endpunkt des Verdauungsapparates.
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- Wer nicht auf Kohlenhydrate verzichten will, dem kann geholfen werden
- Bei Kartoffeln und Reis gibt es nämlich einen einfachen Trick sie zu verwandeln
- Was sonst noch zu beachten ist, verrät unser Artikel
Wer schlank ist, kann essen was er will. Wer schlank bleiben möchte und wer übergewichtig und gesund ist, sollte sich beizeiten schlau machen, um den Status zu halten. Wer übergewichtig ist, an Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Problemen, Fettleber oder Diabetes leidet, muss sich zwingend schlau machen, um wieder gesund zu werden. Aber egal, welchen Taillenumfang man auch hat, eins gilt für alle: Fett macht nicht fett. Was sich am Matjes, dem „jungfräulichen Hering“ mit seinem kapitalen Fettgehalt von bis zu 28 Prozent, gut erklären lässt. Man sollte sich den kleinen Fetten schmecken lassen – ohne Reue, aber vor allem ohne Brötchen. „Wenn der Organismus keine oder wenig Kohlenhydrate zur Verfügung hat, muss er Fett verbrennen.“ Stephan Martin, Direktor und Chefarzt am Westdeutschen Diabetes- und Gesundheitszentrum in Düsseldorf, zieht zu Felde gegen Unsinnigkeiten auf dem Markt der Ernährung und setzt auf Information. „Es gibt mittlerweile Tausende Empfehlungen, die sich zum Teil widersprechen. Ich halte die Angaben auf vielen Online-Portalen für Schwachsinn.“
Ketonkörper als Freund des Menschen
Wenn der Mediziner vom Ketonkörper als Freund des Menschen spricht, fragen die meisten: „Keton – was?“ Wer sich den Begriff nicht merken kann, sollte die Definition verinnerlichen: Wenn der Organismus Fett verbrennt, entstehen Ketonkörper, also Abbauprodukte der Fettsäuren. Die man auch sichtbar machen kann mit Ketonteststreifen aus der Apotheke. Stephan Martin hält das für eine unsinnige Geldausgabe, da es nur die Neugier befriedigt und zu nichts weiter nutze ist als im Urin zu messen, wie intensiv die Fettverbrennung war. Für den ein oder anderen mag die Information aber Anreiz sein, sich besser zu ernähren oder nachzuprüfen, ob er alles richtig gemacht hat. Denn so ein Teststreifen, angewandt vor dem Essen, zeigt, „ob ich in den vergangenen Stunden Fett verbrannt habe“.
Positive Auswirkung gegen Demenz
„Wir wissen seit neuestem“, so Martin, „dass sich Ketonkörper, also folglich eine kohlenhydratarme Ernährung, positiv auf das Gehirn auswirken, vor allem bei denjenigen, die auf dem Weg zu einer Demenz sind.“ Die Erklärung: Ketonkörper versorgen genauso wie Traubenzucker die Gehirnzellen mit Energie. „Heutzutage ist unser Gehirn meist nicht mehr darauf trainiert, Ketonkörper zu nutzen, da wir ständig Kohlenhydrate zu uns nehmen“, so Martin. Den Zellen munden allerdings Ketonkörper deutlich besser. Warum das so ist, kann man bisher nicht erklären, aber man weiß: „Gibt man Hirnzellen in Zellkulturen zeitgleich Traubenzucker und Ketonkörper, greifen sie zuerst zum Ketonkörper. Durch Kohlenhydratverzicht kann man die Flexibilität des Gehirns trainieren.“ Das lohnt sich, denn: Ketonkörper sind leistungssteigernd und werden im Sport als akzeptiertes Doping eingesetzt. Fußballtrainer Thomas Tuchel zum Beispiel hat zu seiner Zeit als BVB-Trainer die Dortmunder Spieler auf Low-Carb-Ernährung gesetzt, also kohlenhydratarm, und war zufrieden mit dem Ergebnis.
Verzicht auf Kohlenhydrate
Diesen positiven Effekt, kombiniert mit einer funktionierenden Fettverbrennung, muss man sich also erkaufen, indem man weitgehend auf Brot, Brötchen, Kartoffeln, Reis, Pizza und Pasta verzichtet oder den Kohlenhydrat-Konsum auf eine Mahlzeit am Tag reduziert. Aber auch hier gilt, wie erwähnt: Der Schlanke kann alles essen, der Übergewichtige, der gesund ist, ebenfalls.
Alle anderen können sich mit Tricks wie diesen behelfen: Kartoffeln oder Reis gar kochen, erkalten lassen und wieder erwärmen oder braten. Dadurch entsteht resistente Stärke, also Kohlenhydrate, die der Körper so ohne weiteres nicht knacken kann. Resistente Stärke hat, genauso wie Salat, so gut wie keinen Nährwert. Und sie wandert ungehindert durch den Darm bis zum Endpunkt des Verdauungsapparates, wo bestimmte Bakterien nur darauf warten, die Kost zu knacken. Mit dem Effekt, dass man Blähungen bekommt. Genauso wie von Ballaststoffen. Mediziner Martin gibt Entwarnung: „Wenn ich etwas esse und bekomme davon Blähungen, dann weiß ich, das war das Richtige.“
Was ist „Slow-Baking“-Brot?
Doch die Lebensmittelindustrie macht streckenweise genau das Gegenteil. Sogenanntes „Slow-Baking“-Brot hat genauso viel Stärke wie normales Brot. Bei der „Slow-Baking“-Methode werden für den Körper schlecht verwertbare Zucker aufgespalten, die eigentlich Nahrungsquelle für hungrige Bakterien im Dickdarm-Ende sind. Bekommen sie keine Nahrung, entstehen weniger Blähungen und der Mensch definiert solche Brotsorten als bekömmlicher und gesünder.
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Dass der Bauchumfang dadurch wächst und die Fettverbrennung blockiert wird, ist den wenigsten bewusst. Wer gerne abnehmen möchte, der sollte „Slow-Baking“-Brot genauso wie normales Brot auf den Index setzen. Für Gesundheitsmediziner Martin wäre aufgrund zunehmender Erkrankungen durch falsche Ernährung, schlechten Lebensstil und mangelndes Wissen mehr Forschung geboten auf dem Gebiet resistenter Stärken, um den Nährwert von Lebensmitteln sinnvoll zu reduzieren.
Veranstaltung
Die Fettlüge
Montag, 25. März, 19 Uhr, (Wiederholungsveranstaltung) studio dumont, Breite Straße 72, Köln
Experte im Gespräch: Prof. Dr. Stephan Martin, Direktor und Chefarzt Westdeutsches Gesundheitszentrum im Verbund Katholischer Kliniken, Düsseldorf
Karten: 15 Euro, 13 Euro Abocard: 0221/ 28 03 44 kölnticket: 0221/ 28 01