Die Wein-KolumneDas Leben ist ein einziger Rosé – aber welcher schmeckt?
- Der Sommer ist die beste Zeit für Rosé-Weine. Aber welcher schmeckt?
- Wein-Sommeliere Romana Echensperger erklärt, woher die Rosé-Weine kommen und woran man einen guten erkennt.
- Und natürlich hat sie auch eine ganz besondere Empfehlung.
Wer sich für einen Rosé entscheidet, lässt sich oft von Äußerlichkeiten leiten: vom Wetter, vom Etikett, von der Farbe des Weins oder vom Preis. Woher kommt, was in der Flasche ist, ist zweitrangig. Und oft stimmt die Annahme ja, dass der Geschmack von Rosé mehr von der Weinbereitung abhängt als von Boden und Klima. Dabei gibt es auch für Rosé großartige Terroirs, vor allem in Südfrankreich. Mehr als 30 Prozent der Roséproduktion weltweit kommen aus Frankreich, und genauso hoch ist laut dem Fachmagazin Weinwirtschaft auch der Anteil am Konsum.
Rosé ist fest mit der französischen Seele verbunden. Im Süden des Landes finden sich die spannendsten Anbaugebiete für Rosé. Hier gedeihen mediterrane Rebsorten wie Grenache, Syrah, Cinsault oder Mourvèdre, die in der Wärme zuverlässig ausreifen. Reife und gesunde Trauben sind auch beim Rosé Voraussetzung für Top-Qualität. Der Rosé aus der Provence ist inzwischen sogar so beliebt, dass 90 Prozent der Weine aus dieser Region roséfarben sind. Die Winzer können sich deshalb noch mehr auf die Erzeugung spezialisieren. Sie pflanzen die Reben in verschiedenen Höhen und auf unterschiedlichen Bodenformationen – die Weine von Schieferböden schmecken würziger, während die von Kalkstein über mehr Säure verfügen. Und das wiederum gibt dem Winzer mehr Möglichkeiten beim Verschnitt.
Inmitten der Provence liegt die Appellation Bandol, ein Landstrich direkt an der Küste, auf dessen Kalksteinhügeln die dickschalige Rebsorte Mourvèdre heimisch ist. Bandol ist berühmt für seine tanninschweren und würzigen Rotweine, aber eben auch die Heimat von ganz außergewöhnlichem Rosé – wie dem vom Bioweingut Tempier.
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Die Trauben werden aus verschiedenen Parzellen geerntet, kurz eingemaischt und schonend abgepresst. Die Vergärung findet mit natürlichen Hefen in großen Eichenholzfässern statt - zu den knall-fruchtigen Weinen gehört dieser Rosé also nicht. Spannend ist die Cuvée aus Mourvèdre, der dem Rosé Kraft, Struktur und dunkle Fruchtaromen bringt. Hinzu kommt eine Portion Grenache, die ihre unbekümmerte Kirschfrucht beisteuert, und Cinsault, die für florale Aromen und frische Säure sorgt.
Dieser Rosé ist ein prächtiges, komplexes Gewächs, das man nicht nur im Sommer trinken kann. Er läuft lachsfarben und mit silbernen Reflexen ins Glas. Der erste Eindruck ist floral und fruchtig, hinzukommen Aromen von Kirschen, Pflaumen, getrockneten Kräutern, Pfeffer und Lavendel. Am Gaumen zeigt sich der Wein dann trocken ausgebaut, mit feinem Biss und moderater Säure, dafür hat er einen kraftvollen Körper und ein herzhaft-herbes Finish.
2018 Bandol Rosé Domaine Tempier / Provence / 24,50 Euro