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Experte erklärtDas bedeuten die Träume unserer Kinder

Lesezeit 2 Minuten

Marlene (4) strahlt. Sie erzählt ihrer Mutter morgens beim Frühstück einen wunderschönen Traum. „Ich war bei der Oma und konnte fliegen, durch das ganze Haus!“ Der Opa ist nicht irgendwer, er ist Kinder- und Jugendpsychiater Dr. Hans Hopf (73), der sich seit über 40 Jahren mit Kinderträumen beschäftigt.

Umso mehr freut sich der vierfache Großvater über das positive nächtliche Abenteuer seiner Enkelin. Hintergrund ist ein von ihm selbst miterlebter „Tagesrest“, und Tagesreste lösen immer auch unbewusste Konflikte im Traum aus. Das „echte“ Erlebnis: Marlene war zu Besuch, führte den Großeltern stolz ein Singspiel aus dem Kindergarten vor. Sie tanzt, läuft mit ausgebreiteten Armen, als würde sie fliegen.

Träume haben einen gemeinsamen Nenner

Im Traum wird daraus glückseliges, richtiges Schweben, weil sie sich von den Großeltern bewundert fühlte, erklärt der Psychiater. Das Fliegen „durchs ganze Haus“ stünde für die Freiheit, die Stärke, alle Zimmer in kurzer Zeit erobern zu dürfen. So steckt im Traum auch eine Botschaft an die Eltern – diese Freiheit wünscht sich das Mädchen zu Hause auch. „Jeder Traum ist ganz individuell, trotzdem haben Träume einen gemeinsamen Nenner“, so der Psychiater. „Flug- und Schwebeträume werden typischerweise von grandiosen Hoch- und Glücksgefühlen begleitet. Sie sind allerdings häufiger bei Jungen als bei Mädchen.“ Und was ist, wenn ein Kind nicht süß träumt, sondern etwas angsteinflößend Schreckliches? Auch dann sei das vertrauensvolle Zuhören wichtig.

„Bereits im Moment des Erzählens wird ein Teil des Konfliktes verarbeitet und Ohnmacht genommen.“ Außerdem sei auch mal etwas Schlechtes zu träumen wichtig: „Unverarbeitete Konflikte, Tagesreste, die uns noch bewegen, versucht der Mensch im Traum weiterzuführen und aufzulösen. Nichts ist sinnlos im Traum.“

Im sogenannten „REM-Schlaf“ findet die emotionale Gedächtnisbildung statt, aktiv Erlebtes wird dann mit bereits Abgespeichertem vernetzt. In Lebensphasen mit Umbrüchen, schwer lösbaren Konflikten tauchen nächtliche Alpträume mit immer wiederkehrenden, schrecklichen Inhalten auf.

Schreckensträume oft

in der Pubertät

Besonders häufig sind furchteinflößende Schreckensträume in der beginnenden Pubertät im Alter zwischen 12 und 14 Jahren, weiß Experte Hopf: „Eine ungesicherte Welt, die sich ständig verändert, die jederzeit eine neue Entwicklung nehmen kann, vor der sich der angehende Teenager fürchtet.“

Bei extrem verstörenden, hartnäckigen und immer wiederkehrenden Alpträumen sei professionelle Hilfe wichtig, betont Dr. Alfred Wiater, Direktor des Kinderschlaflabors am Krankenhaus Porz.

Buchtipp:

Hans Hopf: „Kinderträume verstehen“, Mabuse-Verlag, 217 Seiten,

16,95 Euro