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Die Kölner „Tatorte“Der schöne Blick von der „Schäl Sick“

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Die Silhouette des Doms von der „Schäl Sick“ aus gesehen.

Köln – Die Kölner „Tatort“-Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) haben im Laufe der Jahre viel Elend gesehen. Aber so dicke es auch kommt, am Ende stehen sie doch wieder an ihrer Frittenbude und mampfen Currywurst und Pommes. Die Kölner „Tatorte“ müssen einfach an dieser Frittenbude auf der Deutzer Rheinseite enden, sonst fehlt was.

Wer allerdings mal nach Köln kommt und dann vom Hauptbahnhof aus über die Hohenzollernbrücke läuft, um selbst einmal die „Tatort“-Currywurst zu kosten, wird enttäuscht. Die Bude steht dort überhaupt nicht. Nur zu den Dreharbeiten wird sie aufgebaut. Da jede Szene aus unterschiedlichen Einstellungen gefilmt wird, dürfen Bär und Behrendt dann mehrere Würstchen hintereinander essen. Die Stimmung sei unter anderem deshalb immer sehr gut, sagt Frittenmann Ralf Jäger (56).Die Bude stand früher genau gegenüber auf der anderen Rheinseite am Kölner Schokoladenmuseum. Dann aber kam der Denkmalschutz und verbot das. Seitdem wird die Bude für Feiern vermietet. Sie ist jetzt berühmt und muss nicht mehr jeden Tag in Betrieb sein, um ihren Besitzer den Lebensunterhalt zu sichern.

Die rechte, die Deutzer Rheinseite ist als Drehort allgemein sehr beliebt. Hamburg, Berlin oder München werden im Fernsehen aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln gezeigt, Köln dagegen fast immer nur von Deutz aus. Auch fast alle gemalten oder gezeichneten Ansichten Kölns bis weit zurück ins Mittelalter zeigen die Stadt aus dieser „Tatort“-Perspektive. Denn nur von dort hat man das berühmte Köln-Panorama mit den Türmen des Doms, des Rathauses und der Kirche Groß St. Martin.Deutz selbst liegt in den Augen der Kölner auf der „Schäl Sick“, der falschen Seite des Flusses. Ganz früher begann dort das wilde Germanenland. Am Kölner Ufer dagegen herrschte die römische Zivilisation. Viele Kölner kamen ihr Leben lang kein einziges Mal nach Deutz, obwohl sie es ständig vor Augen hatten. Konrad Adenauer wähnte sich im Rechtsrheinischen schon auf halbem Weg nach Sibirien: „In Deutz fängt der Bolschewismus an“, war seine Überzeugung. Noch heute sind die Häuser- und Grundstückspreise auf der Deutzer Seite wesentlich niedriger.

Dabei müsste es eigentlich umgekehrt sein, fand der französische Schriftsteller Victor Hugo: „Besser in Deutz wohnen und Köln sehen, als in Köln wohnen und Deutz sehen.“