Crowdfunding42.000 Euro für einen Kartoffelsalat
Ein Mann, der sich Zack Danger Brown nennt, sammelt im Internet umgerechnet 42 000 Euro für die Zubereitung eines Kartoffelsalates. Das ist kein Scherz, sondern das Ende einer Crowdfunding-Aktion.
Die Idee von Schwarmfinanzierung, wie es im Deutschen heißt: Viele Leute geben jeweils wenig Geld - und erreichen gemeinsam Großes. Meist geht es dabei nämlich um mehr als Kartoffelsalate. Wer eine gute Geschäftsidee hat, aber kein Geld, um sie umzusetzen, der kann sie auf Crowdfunding-Plattformen im Internet bewerben. Wer von der Idee überzeugt ist, kann dem Initiatoren dann über die Homepage Geld geben und auf gleichem Wege sowohl den Stand der Finanzierung als auch den Fortlauf des Projektes weiterverfolgen. Wenn es gut läuft, bekommt der Unternehmensgründer also von Fremden Geld geschenkt. Erstaunlicherweise funktioniert das ziemlich gut.
Den Anfang gemacht haben 2003 verzweifelte Bands: Weil sich ohne Plattenvertrag kein Album produzieren lässt, ließen sie es sich von den Fans finanzieren - und alle waren glücklich.
InfarmFrisches Gemüse für alle! Ein Start-up-Unternehmen entwickelt Regalsysteme, mit denen Nahrungsmittel in Häusern und Hotels angebaut werden können.
Original-Unverpackt-SupermarktKein Verpackungsmüll fällt an und jeder nimmt nur die Menge an Lebensmitteln mit, die er braucht.
Krautreporter-MagazinKrautreporter ist eine Internetplattform für Crowdfunding im Bereich des Journalismus. Hier haben die Reporter für sich selbst gesammelt und gemeinsam dieses Online-Magazin gegründet, das ab Oktober nicht-werbefinanzierten Journalismus liefern soll.
My ParfumStatt ein fertiges Parfum einfach "von der Stange" zu kaufen, können sich die Kunden von "My Parfum" ihren Duft selbst zusammenmischen lassen.
Club Bahnhof EhrenfeldDass Schwarmfinanzierung auch lokal funktionieren kann, beweist kürzlich der Kölner Club Bahnhof Ehrenfeld: Die Betreiber haben sich hierüber den Ausbau ihres Clubs finanziert.
Am Gewinn beteiligt werden die Geldgeber der Crowdfunding-Unternehmen nicht. Sie erhalten - abhängig von der Höhe der finanziellen Unterstützung - meist ein Dankeschön wie eine handsignierte CD.
Heute werden sogar Kinofilme auf diese Weise finanziert. Ein bekanntes Beispiel dafür ist der Film "Sein oder Nicht'n Gaage! Der Maulwurf-Film" mit René Marik und Christoph Maria Herbst. Wer über das Crowdfundingportal "Startnext" spendete, damit der Film realisiert werden konnte, erhielt ein T-Shirt, ein Poster, die Nennung des Spendernamens im Abspann oder eine private Filmvorführung. Startnext war die erste deutsche Crowdfunding-Plattform. Sie ging 2010 online. Seitdem wurden darüber Projekte für insgesamt 10 Millionen Euro finanziert, 60 Prozent davon erfolgreich. Kommt nicht genug zusammen, um eine Geschäftsidee umzusetzen, erhalten die Unterstützer ihr Geld zurück. Von Januar bis Juni 2014 sind laut Kreditanstalt für Wiederaufbau schon 60 Prozent mehr Kapital über Schwarmfinanzierungen gesammelt worden als im ersten Halbjahr 2013. Mittlerweile gibt es auch Weiterentwicklungen der ursprünglichen Idee: Beim Crowdinvestment etwa erhalten die Finanziers ähnlich wie beim Aktienkauf einen Anteil am Gewinn.
Die Bundesregierung plant, die Regeln zum Schutz von Kleinanlegern zu verschärfen. Der Aktionsplan sieht vor, dass der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht für eine öffentlich angebotene Vermögensanlage - dazu gehören auch Angebote von Crowdinvesting - erst ein Prospekt vorgelegt werden muss. Der allein kann jedoch schon mehrere Tausend Euro kosten. Offenbar hält die Bundesregierung die freie Finanzierung über Crowdfunding aber für zu wichtig, um sie in Bürokratie zu ersticken. Der Entwurf sieht nämlich Ausnahmeregeln für Schwarmfinanzierer vor: Sammeln sie weniger als eine Million Euro und beteiligen sich die Anleger mit jeweils maximal 10 000 Euro, muss der Anbieter keinen Prospekt vorlegen, sondern nur ein Infoblatt zur Verfügung stellen, das über Risiken aufklärt.
Der Amerikaner, der beim Crowdfundingportal "Kickstarter" für den Kartoffelsalat sammelte, wollte ursprünglich zehn Dollar zusammenbekommen. Er erklärte aber kürzlich, er werde mit dem Geld ein Salatfestival ins Leben rufen.