„Jedem Kaff seine Burg“Radtouren zu den schönsten Schlössern an Rhein und Erft
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Der Titel klingt zunächst wie eine platte, kölsche Phrase: „Jedem Kaff seine Burg“ heißt eine Fahrradtour, die von der Radregion Rheinland geplant wurde und knapp 50 Kilometer durch den Rhein-Erft-Kreis führt. Der ungewöhnliche Titel entpuppt sich doch recht schnell als tiefgreifende Wahrheit: Linksrheinisch, gleich hinter dem Kölner Stadtgebiet warten tatsächlich viele märchenhafte Schlösser und Burgen darauf, entdeckt zu werden. Und zwar in fast jedem Dorf. Manchmal thronen sie direkt neben der Hauptstraße des Ortes, wie etwa in Erftstadt-Konradsheim, mal verbergen sich diese Kleinode hinter hohen Hecken und Bäumen, wie etwa das Schloss Türnich. Manchmal ist nur noch eine Ruine übrig, wie von der Landesburg Lechenich, manchmal sind die Schlösser komplett renoviert und beherbergen exklusive Restaurants, wie das Schloss Loersfeld.
Faszinierende Ruinen und Wasserburgen-Romantik
Die rheinische Bucht gehört zu den wasserburgenreichsten Regionen Europas. Insgesamt 120 Bauwerke sind allein in der bekannten „Wasserburgen-Route“ gelistet, die Radfahrer auf 380 Kilometern durch Eifel, Jülicher Börde und Rheinische Bucht führt. So unterschiedlich diese Bauwerke auch sind, eint die meisten doch eines: Staunen geht oft nur von außen. Eine spontane Besichtigung der Innenräume ist nicht möglich. Denn viele der Burgen sind in Privatbesitz und werden nur für Tagungen, Hochzeiten oder andere Anlässe vermietet.
Im Rhein-Erft-Kreis sind einzig die beiden Brühler Schlösser Augustusburg und Falkenlust, die zu den Unesco-Welterbestätten gehören, das ganze Jahr über für öffentliche Führungen geöffnet. Wer darüber hinaus Lust hat, die Schlösser vor der eigenen Haustür mal genauer zu inspizieren, sollte sich an den Gästeführer-Verein Rhein-Erft wenden. Dieser bietet nämlich eine Vielzahl von Führungen an – vor allem für Gruppen. Dafür könnte man sich also mit Freunden und Verwandten zusammentun.
Für einzelne Familien könnten die Hopping-Angebote des Vereins interessant sein. Und auch eine Schlosstour speziell für Kinder ist im Programm. Die Gästeführerinnen und –führer warten mit spannenden Hintergrundinformationen und Anekdoten auf. Und wenn man ganz viel Glück hat, kann man gemeinsam mit ihnen auch mal einen Blick ins Innere des Schlosses werfen.
Radtouren zu Burgen und Schlössern
Verschiedene Fahrradtouren bieten die Möglichkeit, mehrere der Schlösser und Burgen im Rhein-Erft-Kreis an einem Tag zu erkunden. Die eingangs erwähnte Tour „Jedem Kaff seine Burg“ startet in Hürth an Burg-Efferen und führt über Schloss Türnich, Burg Konradsheim, Landesburg Lechenich und Schloss Gracht bis zu den Brühler Schlössern Falkenlust und Augustusburg.
Länge: ca. 50 Kilometer. Hin kommt man von Köln aus inklusive Fahrrad zum Beispiel mit der Straßenbahnlinie 18 bis Haltestelle „Efferen“, zurück in Richtung Köln geht es mit dem RE vom Brühler Bahnhof aus.
Die Route ist vom Hochwasser nicht betroffen. Eine Beschreibung findet man zum Beispiel über den Anbieter Komoot:
Auch die 380 Kilometer lange „Wasserburgen-Route“ lässt sich in Tagesausflüge unterteilen. Ausführliche Informationen zu diesem Radweg, auf dem es an einzelnen Stellen zu Flutschäden gekommen ist, gibt es hier: www.die-wasserburgen-route.de/
Drei besondere Schlösser an Rhein und Erft, die einen Ausflug wert sind:
1. Kaffeepause auf Schloss Türnich
So sieht es hier aus: Das weiße Barockschloss liegt in einem 15 Hektar großen Park in Kerpen-Türnich. Der Landschaftspark wurde bereits im Jahr 1873 angelegt und nach historischen Plänen restauriert. Heute finden in dem Park, auf den Obstwiesen und in dem Gewässer rund um Schloss Türnich viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten ihr Zuhause. Im Mai 2011 wurde ein kleines Labyrinth mit 750 Stechpalmen zu neuem Leben erweckt.
Das kann man hier erleben: Das Labyrinth erfreut sich vor allem bei Kindern großer Beliebtheit. Erwachsene schlendern eine Runde durch den großzügigen Park, unter den Schatten der mächtigen Linden entlang. Wer den Schlosspark genauer kennenlernen will, kann vorab eine Führung buchen. Danach kann man sich im Schlosscafé stärken: Direkt neben einem großen Kräutergarten setzt man sich gemütlich unter einen der Sonnenschirme und genießt den Blick aufs Schloss. Dazu gönnt man sich einen Kaffee oder ein Kaltgetränk plus herzhaften Snack oder ein leckeres Stück Kuchen – alles bio und ohne Zusatzstoffe.www.schloss-tuernich.de
Hinkommen: Mit dem Auto knapp 30 Minuten von Köln aus. Oder: Mit der S-Bahn oder dem RE bis Bahnhof Kerpen-Horrem, von dort mit Bus 955 bis Haltestelle Kerpen-Nußbaumallee. Dann noch ein Stück zu Fuß.
2. Viel zu entdecken auf Schloss Paffendorf
So sieht es hier aus: Das Schloss aus dem 16. Jahrhundert ist von Wassergräben umgeben. Vom Park aus ergeben sich tolle Fotomotive auf den Backsteinbau mit dem Wasser und bunten Blumen im Vordergrund. Über 7,5 Hektar erstreckt sich das verwunschene Park-Gelände mit seinen Teichen, alten Mammutbäumen und Ginkgos.
Das kann man hier erleben: Im Schloss hat sich eine Brasserie angesiedelt mit einem kleineren Innenbereich und einem großen Biergarten im Innenhof. Es gibt kleine Gerichte und verschiedene warme und kalte Getränke. Umgeben von den hohen, alten Burgmauern fühlt man sich wie in eine andere Zeit versetzt. Manchmal finden hier auch Konzerte statt. Im ersten Stock des großen Herrenhauses befindet sich eine Dauer-Ausstellung zum Thema Braunkohle und Energiegewinnung, die allerdings zurzeit geschlossen ist. Der Gästeführer-Verein Rhein-Erft bietet hier besondere Führungen an: Gästeführerin Astrid Machuj führt Erwachsene und Jugendliche als Zofe Brunhilde verkleidet durch das Außengelände des Schlosses und hat viele spannende Geschichte zu erzählen. Dabei geht es – kleiner Spoiler – auch um die Heinzelmännchen. Speziell für Kinder ab fünf Jahren bietet sie in Paffendorf außerdem eine „Ritterführung“ an. Infos und Buchung auf der Seite des Vereins: www.gaestefuehrer-rhein-erft.de
Hinkommen: Mit dem Auto von Köln aus in 30 bis 45 Minuten zu erreichen. Oder: Mit der S-Bahn oder dem RE bis Kerpen-Horrem, dort in den RB 38 Richtung Bedburg umsteigen bis Haltestelle Paffendorf, dann noch 500 Meter zu Fuß bis zum Schloss laufen.www.schlosspaffendorf.de
3. Luxuriös speisen auf Schloss Loersfeld
So sieht es hier aus: Parkettböden, Stuckdecken, große Gemälde an den Wänden – in Loersfeld sieht es so aus, wie man sich das von einem Schloss erhofft. Böden und Decken sind größtenteils noch aus der Zeit um 1840. Damals gestaltete der Schlossherr das ursprüngliche Gebäude aus dem 15. Jahrhundert neu. Um das Schloss herum dehnt sich ein 9,5 Hektar großer Landschaftsgarten im englischen Stil aus.
Das kann man hier erleben: Weit über die Grenzen des Rheinlands hinaus war Schloss Loersfeld für seinen Michelin-Stern bekannt. Den trägt das Restaurant des Schlosses seit einigen Jahren nicht mehr, die Küche ist aber immer noch exquisit – was sich auch im Preis niederschlägt. Zudem kann man im Schloss auch Krimi-Dinner buchen. Im ersten Stock des Gebäudes wurde außerdem eine Ausstellung über den bekannten deutschen Rennfahrer Graf Berghe von Trips eingerichtet. Natürlich ist auch ein Spaziergang durch den schönen und weitläufigen Schlosspark möglich – der ist sogar umsonst.
Hinkommen: Mit dem Auto gut 30 Minuten von Köln entfernt. Oder: Mit der S-Bahn bis Kerpen-Sindorf, von dort weiter mit Buslinie 911, 920 oder 922 bis Haltestelle „Kerpen Erft Karree“ und dann noch einen Kilometer laufen.www.schlossloersfeld.de
Hinweis: Bitte richten Sie sich bei gemeinsamen Aufenthalten im Freien nach den aktuell geltenden Corona- und Abstandsregeln und tragen Sie dort, wo es geboten ist, Ihren Mund-Nasenschutz. Halten Sie Abstand und nehmen Sie Rücksicht.