Weltrekord! In Waldbröl läuft Anthony Peter Konrad (40) in zwölf Stunden 43-mal den Aussichtsturm von Panarbora rauf und auch wieder runter.
TurmbesteigungNach zwölf Stunden und 86 Touren steht in Waldbröl der Weltrekord
Er läuft ... und läuft ... und läuft ... Seit etwas mehr als einer Stunde schon hat Anthony Peter Konrad den Weltrekord in der Tasche, doch er macht einfach weiter. Und läuft. Waldbröl, Naturerlebnispark Panarbora, Samstagabend, 20 Uhr, es regnet mal wieder. Und endlich stoppt der Mann aus Siegen-Eiserfeld – fast 44 Kilometer liegen nun hinter ihm, 43-mal hat er den Aussichtsturm auf dem Nutscheid-Höhenzug erklommen und 43-mal dann den Weg nach unten angetreten.
Für den Rekord hätten 74 dieser 86 Touren gereicht, eine Strecke sind mehr als 510 Meter. „Meine Wade zwickt etwas“, sagt der 40-Jährige, als er erste Hände schüttelt, erste Fragen beantwortet, in die Fernsehkameras strahlt und dann doch gesteht: „Ich bin ganz schön im Eimer.“ Um acht am Morgen ist er zum ersten Mal zur Spitze des insgesamt 40 Meter hohen Turms aufgebrochen.
Am Abend erwarten ihn am Boden dann das Panarbora-Team, Waldbröls Bürgermeisterin Larissa Weber, Reinhard Grüber, Ehrenvorsitzender der Verkehrs- und Verschönerungsvereins, die Reporterschar und Maik Kaufmann aus Wuppertal – der hat die Urkunde unterm Arm, eine Flasche Sekt in der Hand und macht die Sache offiziell: Der 58-jährige Wuppertaler ist Wertungsrichter des Rekord-Instituts für Deutschland, das solche Höchstleistungen dokumentiert und verewigt. Um das zu erreichen, muss Anthony Peter Konrad in zwölf Stunden 2500 Höhenmeter auf Panarbora überwinden. Schließlich aber sind es 2924 Höhenmeter, wie Kaufmann feststellt. „Nach sechs Stunden habe ich dann doch mal die Schuhe gewechselt“, sagt Konrad, der als Logistiker arbeitet und in der Freizeit fast jeden Weg zu Fuß zurücklegt.
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Nicht mal das bergische Wetter kann in Waldbröl den Rekordversuch stoppen
Zuvor kann ihn nicht mal das bergische Wetter stoppen: Es schüttet, es hagelt, Graupelschauer peitschen vom Himmel. Konrad nimmt's gelassen: „Da war ja auch immer Wind, sodass ich schnell getrocknet bin.“ Langweilig geworden sei ihm auf den Turmrunden aber nie, arg zu schaffen gemacht habe ihm unterwegs aber der Hunger. „Es gab ja nur Obst und ein paar Müsliriegel.“
Alle zwei Stunden, so sind die Vorgaben des Rekord-Instituts, darf Konrad eine Pause machen und für fünf bis zehn Minuten, die Beine ausruhen, zum Stillen Örtchen flitzen und eben etwas essen. Traubenzucker, Magnesium-Sticks, Laugenbrezel und isotonische Getränke reicht ihm Kumpel und Nachbar Marcel am Fuße des Holzturms zudem.
Da, unter dem schützenden Dach eines Pavillons, notieren Yvonne und Markus Schulz aus Siegen akribisch jede Minute, jede Sekunde und jeden Weg auf- und abwärts, immer wieder schicken sie ihren Freund Anthony Peter Konrad auf den Holzweg. Und seit dem späten Nachmittag ist auch der Westdeutsche Rundfunk mit riesigen Übertragungswagen im Naturerlebnispark: Reporter Stefan Göke berichtet mehrfach live über den Läufer und seine Leistung.
In Waldbröl können sich die Parkbesucherinnen und Parkbesucher auch für Stammzellen-Spenden registrieren lassen
Und weil der immer auch etwas Gutes tun möchte, ist die Westdeutsche Spender-Zentrale ebenso angerückt: Vanessa Kritzler aus Ratingen nimmt von Parkgästen Speichelproben, um mögliche Stammzellenspender zu registrieren. Im Herbst 2021 nämlich hat Konrad Knochenmark gespendet und einem Jungen in Großbritannien mit seinen Stammzellen vermutlich das Leben gerettet. Und im Erholungsurlaub danach hat er Waldbröl und eben auch Panarbora für sich entdeckt. „Da bin ich das erste Mal auf den Turm“, blickt er zurück. „Seither fasziniert der mich.“
Jetzt ist er es selbst, der fasziniert. Juror Maik Kaufmann hat schon viele skurrile und kuriose Rekordanläufe erlebt und sogar selbst 2017 einen Rekord im Unter-Wasser-Spinning über 24 Stunden aufgestellt. „Der erste Rekord ist immer der schönste“, weiß er. „Denn danach kommt der Ehrgeiz ins Spiel und es wird sportlich, weil andere diese Marke brechen wollen.“ Konrads Idee sei so bekloppt, dass sie schon wieder cool sei, urteilt der Wuppertaler. „In Deutschland gibt es so gut wie jede Woche einen Versuch.“ Das in Hamburg ansässige Rekord-Institut für Deutschland versteht sich als deutsches Pendant zum „Guinness-Buch der Rekorde“ mit Sitz in London.
Und womöglich wird es bald wieder über Anthony Peter Konrad berichten. Denn: „Ideen habe ich viele“, verrät er. „Und Rekorde sind doch dazu da, sie zu knacken.“ Aber erst mal wolle er den Erfolg feiern – übrigens mit Bier aus dem Bergischen.