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Energiewende in Rhein-BergWindräder in Odenthal geplant – Erste Anlage in Witzhelden

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Nicht überall im Bergischen ist Platz für ein Windrad. In Odenthal kommt nur eine einzige Stelle infrage.

Rhein-Berg – Seit Jahren herrscht Flaute. So sehr es über dem Bergischen Land manchmal auch stürmt, die Herbstwinde treiben im Rheinisch-Bergischen Kreis nach wie vor kaum ein Windrad an. Große Rotoren, die zur erwünschten Energiewende beitragen könnten, gibt es in der GL-Region nicht.

Leichlingen wäre fast Vorreiter geworden. In Witzhelden dreht sich immerhin eine kleine Anlage. Doch nun bahnt sich in Odenthal ein nennenswertes Kraftwerk am Horizont an: Der Wind steht offenbar günstig für Pläne, dort auf dem Klauberg Windräder zur Stromerzeugung zu bauen. 260 Meter hoch, wären sie auch von Burscheid aus von Weitem zu sehen.

Windrad Telekom

Das 1996 in Betrieb genommene Windrad an der Telekom-Station in Witzhelden-Bechhausen.

Eine bis drei solcher Anlagen fänden auf einem rund 24 Hektar großen Areal Platz, hat eine Untersuchung ergeben, die die Gemeinde auf Antrag von Bündnis 90/Die Grünen in Auftrag gegeben hatte. Hintergrund für den Vorstoß sind die Energiekrise sowie die gesetzliche Vorgabe, bis zum Jahr 2032 1,8 Prozent der Landesfläche für Windenergie zu nutzen. Und da hinkt das Bergische Land noch sehr hinterher.

Pilotanlage steht in Witzhelden

1996 ist das im Kreis weit und breit erste Windrad in Witzhelden in Betrieb genommen worden. Es steht auf dem Gelände des inzwischen gesprengten Fernsehturms am Bechhauser Weg. Bei dem verhältnismäßig kleinen Rotor handelt es sich um eine Pilotanlage der Deutschen Telekom, die damit ihre Senderanlage auf dem Berg mit Strom versorgt hat. Es dreht sich bis heute. Eine bereits seit 2013 vorliegende Bauvoranfrage für den Neubau eines größeren Windrads an dieser Stelle ist bislang nicht weiterverfolgt worden. Es sollte 140 Meter Gesamthöhe haben.

Windrad Simulation Burg

So hätten die gescheiterten 200 Meter hohen Windräder über der Sengbachtalsperre aus der Sicht von Schloss Burg aus ausgesehen.

Zerschlagen haben sich hingegen 2015 nach Bürgerprotesten und wegen Naturschutz-Auflagen die hochfliegenden Pläne der Stadtwerke Solingen, im Wald zwischen der Sengbachtalsperre und Glüder zwei 200 Meter hohe Windkraftanlagen zu errichten. Auch die Stadtverwaltung Leichlingen war damals dagegen, obwohl die Blütenstadt mit den an der Gemeindegrenze gelegenen Turbinen heute ein Vorreiter der Energiewende wäre.

AG Bergwind hat an der Sengbachtalsperre aufgegeben

Sieben Stadtwerke, darunter Leichlingen und Burscheid, hatten sich für das Vorzeigeprojekt damals zur AG Bergwind zusammengeschlossen. Aber den Initiatoren wurde das wirtschaftliche Risiko schließlich zu hoch. Nun wird in Odenthal ein neuer Versuch unternommen. Der geplante Standort befindet sich östlich von Burg Strauweiler auf einem Höhenrücken nördlich der Scheurener Straße. Möglich wären hier laut einer neuen Studie des Windanlagenbetreibers WPD maximal drei Windräder mit einer Gesamthöhe von 260 und einem Rotor-Durchmesser von 172 Metern.

Jedes dieser drei möglichen Windräder sei in der Lage, 18 Millionen Kilowattstunden Strom jährlich zu produzieren. Damit könnten 5000 Haushalte versorgt werden, 6000 Elektroautos oder 140.000 Kühlschränke. Die Kommune, die das Planungsrecht schaffen müsste, könnte mit 0,2 Cent pro Kilowattstunde (pro Anlage mindestens aber 25.000 Euro) für ihre Kasse rechnen. Auch für Bürger biete man verschiedene Beteiligungsmodelle an, sagte Bastian Martens, Projektentwickler der Windmanager Erkelenz GmbH, etwa festverzinsliche Windparkbeteiligungen. Bis sich das erste Windrad drehen könnte, vergingen im Optimalfall fünf, im Normalfall aber bis zu zehn Jahre.

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Schon 2013 war ein Gutachten, damals von der Belkaw beauftragt, zu dem Schluss gekommen, dass nur der Klauberg als Standort für Windräder geeignet sei. Bürgerproteste und die ablehnende Haltung der politischen Mehrheit hatten den Bau auch hier wie damals an der Sengbachtalsperre verhindert. 260 Meter hohe Windräder wären bis weit hinunter ins Tal zu sehen, kritisierten Gegner des Projektes. Aber der Wind könnte sich inzwischen zugunsten der regenerativen Energiegewinnung gedreht haben. Hubertus Prinz zu Sayn-Wittgenstein ist Eigentümer des Areals und müsste die Flächen verpachten. Es laufen bereits Verhandlungen zwischen ihm und der Betreiberfirma. Ein politischer Beschluss der Odenthaler Gremien über das Projekt steht aber noch aus.