Neujahrsvorsätze scheitern oft, auch aufgrund der hohen Erwartungen, die damit verbunden sind. Realistischer ist es, die eigene Selbstüberzeugung zu stärken und zur persönlichen Entfaltung zu kommen.
Das Wort zum SonntagVom Scheitern der guten Vorsätze
Die Silvesternacht ist nicht nur der kalendarische Übergang von einem Jahr zum nachfolgenden, sie ist auch die Nacht der großen Vorsätze: Alles wird anders, hört man!
Fragt sich nur wie, warum und wozu eigentlich? Wollen wir wirklich, dass sich unser Leben in seinen grundlegenden Verhaltensweisen ändert? Möglich. Manche setzen dabei sogar auf runderneuerte Vorsätze und wollen es weiter versuchen. Doch sie stellen sich dabei eher selbst ein Bein, weil sie schon nach wenigen Tagen nicht einmal mehr wissen, welche Vorsätze sie überhaupt mitschleppen.
Ist denn nicht alles zu seiner Zeit von Wert (Sir 39,34)? Sind Extremlösungen die Antwort für ein aus dem Ruder laufendes Leben? Der Verdacht drängt sich auf, dass letztlich nur Modeerscheinungen versuchen, unser Leben von außen zu beeinflussen. Wenn schon ein Vorsatz, dann eher wohl dieser: seine eigene Selbstwertüberzeugung auch im kommenden Jahr besonders unter die Lupe zu nehmen und zur Selbstentfaltung zu bringen, und das ausdrücklich mit höchster Rückendeckung (Grundgesetz Art. 2, 1).
Es bewahrheitet sich wieder einmal mehr: Sollte dich der Hafer stechen, ist es ratsam abzuwarten, bis diese Krise sich gelegt hat. Das wußte bereits vor 400 Jahren der kaiserlicher Hofprediger in Wien, der deutsche Augustiner Abraham a Sancta Clara (Johann Ulrich Megerle) aus Schwaben. Er meinte, Vorsätze seien wie Aale: leichter zu fassen als zu halten.
Realistisch zeigt sich dabei wieder einmal der irische Schriftsteller Oscar Wilde, wenn er feststellt, nicht das, was man mache, sei falsch. Ausschlaggebend sei vielmehr, wie wir uns infolge unseres Handelns verändern und Gefahr laufen, auch andere Menschen, die Umwelt bis hin zu unserer täglichen Lebensqualität, zu beeinflussen. Hier trifft sich seine Beobachtung mit den Erfahrungen der altorientalischen Weisheit: „Ein einziger, der falsch entscheidet, kann viele Werte zerstören“ (Koh 10,3) Was bei Wilde so klingt: Zwar sei der Mensch sehr vielschichtig angelegt, nur – vernünftig sei er nicht …