Wort zum SonntagPriesterliches Wirken hat eher Erfolg, wenn man auch an „Wunder“ glaubt

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Dutzende Kerzen brennen in der Katholischen Theatinerkirche.

Dutzende Kerzen brennen in der Katholischen Theatinerkirche.

Der Riss, der sich durch die Gesellschaften der Welt hindurchzieht, spaltet auch die katholische.

Werden die schlummernden, restaurativen Kräfte innerhalb der Katholischen Kirche in Deutschland möglicherweise wieder an die Oberfläche gespült und damit zum künftigen Maßstab kirchlichen Lebens? Aufmerksames Hinhören auf das mediale Echo lässt dies vermuten.

Der Riss, der sich durch die Gesellschaften der Welt hindurchzieht, spaltet auch die katholische. Und immer wieder sind es die Streitthemen der Vergangenheit: Mangelnder Glaubensgehorsam, fehlende Papsttreue, oberflächliche Rechtgläubigkeit, rubrikenferne Applikation des rechten Ritus, falsches Sündenbewusstsein und anderes mehr. Doch das geistliche Überleben der Kirche (das materielle ist weiter gesichert) in einer weitgehend religionsfreien Welt hängt jedoch von subtil, substanzielleren Faktoren ab.

Der Umgang mit dem (seit Jahrhunderten) praktizierten „Missbrauch“ etwa gehört dazu. Aber auch das Ernstmachen mit der immer wieder geforderten, aber nie wirklich gewollten „Einpflanzung“ des Evangeliums in die Kulturen dieser Welt wird mehr und mehr zu einer Art kirchlicher „Staatsraison“, wie auch die notwendige Rückbesinnung auf solides theologisches Arbeiten im Zentrum der Glaubensverkündigung, ohne die das kirchliche Leben auf ewig einem nostalgischen Rückwärtsdenken verhaftet bleiben wird.

Geistliches Überleben steht und fällt auch mit dem Gehalt der „Berufungen“ jenseits von einem abnickenden Marionettenimage. Sakramentenverwaltung als (offenbar wieder) favorisierte Alltagsarbeit unter dem Nachwuchs reicht nicht für eine ausgefüllte priesterliche Existenz. Erinnert sei an eine Bemerkung aus den 70er Jahren, die frotzelte: „morgens ein bischen rumgepriestert und nachmittags mit der elektrischen Eisenbahn gespielt“. Ritus-Priester brauchen keine aufwendige Ausbildung mit abschließender sakramentaler „Weihe“. Priesterliches Wirken hat dann eher Erfolg, wenn man auch an „Wunder“ glaubt. Sie machen die Arbeit erträglich und erfolgreich.

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