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Gefragt – GeantwortetGibt es eine Auferstehung im christlichen Sinne trotz Organspende?

Lesezeit 3 Minuten
Organspende

Die Rückseite eines ausgefüllten Organspendeausweises.

Ein Leser fragte die Rundschau-Redaktion, ob aus theologischer Sicht eine Organspende der Wiederauferstehung im Wege sei. Die Antwort darauf ist sehr klar.

Immer wieder wird in Deutschland über Organspende diskutiert und darüber, ob eine Zustimmungslösung oder eine Widerspruchslösung gelten sollte. Ein Leser fragte, ob aus theologischer Sicht eine Organspende der Wiederauferstehung nach dem Tod im Wege stehen könnte und wie es mit Menschen aussieht, die nach ihrem Tod eingeäschert wurden. Wir haben bei Johannes Schelhas, Professor für Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn, nachgefragt. Das ist seine Antwort:

Seit Änderung der Gesetzeslage zum 1. Juli 2024 machen sich Menschen wieder mehr Gedanken über die Organspende. Jeder Mensch ist als Individuum gefragt und zur Entscheidung herausgefordert. Es gibt gute Gründe für die Organspende (Hilfsbereitschaft und Solidarität im Leben und in schwerer Erkrankung); es gibt aber auch nachvollziehbare Argumente dagegen (persönliche Gewissensgründe und unlauterer Organhandel).

Organspende und Christentum

Die Organspende nach dem Tod des Menschen beschäftigt auch den christlichen Glauben. In vergangenen Generationen hat man mit Vorbehalten auf die Organspende geblickt. Die Entnahme von Organen an gerade Verstorbenen wurde als gegen die Konstitution des Menschen gerichtet angesehen.

Weil mit der Organentnahme die Unversehrtheit des Menschen angetastet wurde, hat die frühere Theologie dies als Verletzung der göttlichen Würde des toten Menschen bewertet und als Hindernis für die Auferstehung der Toten eingestuft. Denn Christen glauben an Gott als den Schöpfer des Lebens und damit der gesamten körperlichen, seelischen und geistigen Konstitution des Menschen.

Nach heutiger Einsicht ist dieser Gedanke in Hinsicht auf die Organentnahme nicht zwingend. Inzwischen ist das Verständnis dafür aufgekommen, dass die Organspende als ein Beitrag der Liebe des Menschen zum Nächsten aufzufassen ist. Die Aufforderung zur Nächstenliebe hat Jesus hoch veranschlagt. Wer sich nun prinzipiell gegen die Organspende wenden möchte, muss mit dem schwergewichtigen Wort Jesu über die Nächstenliebe, die Christen als ein Gebot Jesu anerkennen, eine hohe Hürde mit besseren Argumenten überwinden.

Auferstehung trotz Organspende: Theologische Antwort ist klar

Widerspricht eine Organentnahme der mit dem Tod des Menschen oder nach seinem Tod für den „jüngsten“ beziehungsweise letzten Tag der Welt geglaubten Auferweckung und Auferstehung der Toten? Die klare Antwort der Theologie, die schon das Neue Testament der Bibel gibt, lautet: Nein. Denn geboren, als Mensch gelebt und gestorben ist jemand in einem komplexen individuellen Leib.

Dieser Leib beherbergt die Organe des Körpers. Von dessen Haut werden die physischen Bestandteile zusammengehalten. In diesem Leib erheben sich auch die Gefühlswelt, die übrigen Veranlagungen sowie der Verstand beziehungsweise Geist des Menschen. Auferweckt oder auferstehen wird ein Mensch in der Wirkkraft Gottes aber in einem anderen individuellen Leib. Der eine Leib ist ein irdischer Leib, der andere Leib der Auferstehung ist, wie bei Jesus Christus, ein überirdischer Leib. Über die Beschaffenheit des überirdischen Leibes macht die Bibel keine Aussagen.

Kirchenvolk und Kunst wollten sich den überirdischen Leib bildhaft vorstellen. Im Rahmen des kulturellen Wandels hat dies die Nachwelt mehr irritiert als ihr zum Glauben verholfen. Die neuerdings verbreitete Einäscherung widerspricht der Auferstehung der Toten in einem anderen Leib nicht.