Werke zwischen Renaissance und zeitgenössischer Kunst aus seiner Sammlung zeigt Wolfgang Martens im „Kunststall“ in Dahlem-Kronenburg.
Ausstellung im „Kunststall“Wolfgang Martens öffnet seine Wunderkammer in Kronenburg
Wieder hat der vom Niederrhein stammende Martens – er malt und zeichnet selbst im surrealistischen Stil – seine schier unerschöpfliche Kunstsammlung geöffnet, Werke gehängt, Vitrinen mit Exponaten bestückt, und wieder ist es ein Angebot für den Kunstfreund, sich auf eine kunstgeschichtliche Reise zu begeben.
Zu jeder der rund 50 ausgewählten Arbeiten, die Wolfgang und Gisela Martens (Gisela Martens verstarb 2022) in Jahrzehnten angekauft haben, kann der 87-Jährige natürlich eine Anekdote erzählen. Dabei zeigen sich Vorlieben für die Kunstrichtungen der 1970er- und 1980er-Jahre, als Wolfgang Martens die Kunstakademien in Berlin und Düsseldorf besuchte.
„Es ging nach dem Zweiten Weltkrieg immer wieder hin und her zwischen den Vertretern des Nachexpressionismus in der informellen Malerei und dem Purismus und Minimalismus etwa der Zero-Bewegung“, so Wolfgang Martens.
Auf „Schildchen“ an den Kunstwerken wird bei Martens verzichtet
Also zeigt er im ehemaligen Schafstall seines alten Stall-Wohnhauses nahe des Nordtores zum Burgbering in Kronenburg Arbeiten von Heinz Mack oder Otto Piene, auch spätere Vertreter der neuen Abstraktion wie HAP Grieshaber sind mehrfach zu sehen. Dazwischen strahlt eine mittelformatige, bunt explodierende, informelle Grafik von Bernhard Schultze.
Auf die Beschriftung der gezeigten Arbeiten hat Wolfgang Martens bewusst verzichtet, das Vorbild ist für ihn die bekannte Sammlung auf der Museumsinsel Hombroich, wo an den Kunstwerken in den einzelnen Pavillons im Landschaftspark ebenfalls keine „Schildchen“ zu finden sind. Jede Arbeit soll eben aus sich selbst heraus jeden Besuchenden überzeugen.
Vom kleinen ehemaligen Schafstall geht es die Treppe hinauf auf den einstigen Heuboden des Stallgebäudes. Begleitet an den Wänden auf Schritt und Tritt von einer überbordenden Fülle von Gemälden, vor allem aber Grafiken aus den verschiedensten Jahrhunderten. Da hängt etwa ein Holzschnitt von Christian Wolgemut, einem Dürer-Schüler, Teil der Illustrationen der berühmten Renaissance-Weltchronik von Hartmann Schedel, die erstmals 1493 in Nürnberg erschienen war, neben der naturalistischen Zeichnung einer Friedenstaube von Pablo Picasso.
Bedeutende Kunstsammlung soll auf jeden Fall zusammenbleiben
Wenige Meter weiter sind Vitrinen mit Objekten einer Fluxus-Ausstellung aus den 1970er-Jahren oder Exemplare der limitierten Postkartenserie des Grafikers Klaus Staeck mit dem jungen Joseph Beuys auf seinem Kunst-Protestmarsch unter dem Titel „La Rivoluzione siamo noi“ (Die Revolution sind wir) von 1971.
Wer sich für „Ismen“ interessiert, kann im „Kunststall“ in Kronenburg ebenso Entdeckungen machen wie Kunstfreunde, die sich erst einmal für die Aura und handwerkliche Qualität des Ausgestellten interessieren.
Angesichts des fortgeschrittenen Alters von Wolfgang Martens stellt sich natürlich die Frage, was eines Tages aus seiner enzyklopädischen, über die Jahrzehnte aufgebauten Sammlung werden soll. Jedenfalls solle sie doch zusammenbleiben, wünscht sich Martens, am besten so, wie sie auch derzeit zu sehen sei. Als Wunderkammer der Bilder, Zeichnungen und Multipoles – von der Renaissance bis zur Jetztzeit.
Die Ausstellung „Von Wolgemut über Grieshaber bis Beuys – Ausschnitte aus der Sammlung des Kunststalls“ ist noch bis zum 1. August in der Burgstraße 10 in Kronenburg zu sehen. Öffnungszeiten: freitags 15 bis 18 Uhr, samstags 10 bis 13 und 15 bis 18 Uhr, sonntags 11 bis 13 und 15 bis 17 Uhr.