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Covid-BoosterIst ein Antikörpertest vor der dritten Impfung sinnvoll?

Lesezeit 6 Minuten
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Antikörper-Bluttests werden gerade stark diskutiert. 

Köln – Immer mehr Experten raten gerade älteren und immungeschwächten Menschen dazu, ihren Corona-Impfschutz mit einer Booster-Impfung schon früher als nach sechs Monaten aufzufrischen. Viele zögern dennoch und fragen sich, ob die Abwehrkraft der bisherigen zwei Impfungen vielleicht noch ausreicht. Und ob ein Antiköpertest eine Entscheidungshilfe sein könnte. Das Robert-Koch-Institut (RKI) sowie Fachleute wie Professor Florian Klein, der Direktor des Instituts für Virologie der Uniklinik Köln und der Immunologe Carsten Watzel halten das allerdings nur bedingt für sinnvoll.

Was genau bringt die Auffrischungsimpfung?

Sie stärkt das Immunsystem nochmals gegen das Sars-CoV-2-Virus, daher rührt die Bezeichnung Booster, also Verstärker. Streng genommen sei der Begriff Auffrischung damit nicht ganz korrekt, denn er erwecke den Eindruck, dass mit der Impfung etwas hergestellt wird, was verloren gegangen ist, schreibt Watzl auf Twitter. Mit dem Booster stelle man aber nicht nur den Zustand nach der zweiten Impfung wieder her, sondern die Immunität sei nach dem Booster besser als nach der zweiten Impfung. „Jedes Mal, wenn das Immunsystem mit dem Erreger oder dem Impfstoff in Kontakt kommt, wird die Immunität stärker, besser und dauerhafter", so der Immunologe.

Sollte man vor dem Booster einen Antikörpertest machen?

Der Hintergedanke erscheint sinnvoll: Wissen, wie hoch der Immunschutz ist, um so abschätzen zu können, ob die Auffrischungsimpfung schon notwendig oder (noch) verzichtbar ist. Hier könnten Antikörpertests Klarheit schaffen, sagt etwa Andreas Bobrowski, Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte. Er stellt aber auch klar: Es mache keinen Sinn, diese Tests pauschal zu empfehlen. Nur wer anfällig für Infekte oder allgemein immungeschwächt sei, gebe dieser Test womöglich eine wichtige Info dazu, wie gut die bisherigen Impfungen angeschlagen haben. Das Robert Koch-Institut (RKI) indes sagt ganz klar: Es ist nicht zu empfehlen, vor der Auffrischungsimpfung einen Antikörpertest zu machen, um zu prüfen, ob weiterhin Schutz vor Covid-19 bestehe. Einen Grund nennt der Kölner Professor Florian Klein: „Man weiß noch gar nicht genau, ab welchem Antikörperwert man von einem ausreichenden Schutz ausgehen kann".

Was sind überhaupt Antikörper?

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Derzeit sind die Antikörper-Tests in der Diskssuion. 

„Antikörper sind Eiweißmoleküle, die unser Immunsystem bildet, um Infektionserreger zu bekämpfen und uns vor Infektionen zu schützen. Kommt das Immunsystem etwa mit SARS-CoV-2 oder im Rahmen der Impfung mit dessen Bausteinen in Kontakt, bildet es daraufhin Antikörper aus, die das Virus spezifisch erkennen und somit neutralisieren, sprich: für uns unschädlich machen“, sagt Klein.

Was wird mit einem Antikörpertest nachgewiesen?

In einem Antikörpertest werden spezifische Antikörper gegen Virus-Proteine gemessen. Die größte Bedeutung hat das SARS-CoV-2-Oberflächenprotein (S-Protein), das in ähnlicher Form auch für die Impfung verwendet wird. Dieses Protein wird vom Corona-Virus benötigt, um unsere Körperzellen zu infizieren. Klein: „Bei einem diagnostischen Antikörpertest wird die Konzentration von Antikörpern gegen das Virus im Blut bestimmt. Mit aufwendigeren Verfahren kann darüber hinaus in so genannten Neutralisationstests bestimmt werden, wie gut die vorhandenen Antikörper das Virus ausschalten können.“ Diese Tests dauerten aber mehrere Tage und die Ergebnisse sind laut Klein aktuell nur in speziellen Fällen notwendig, weshalb sie auch selten angeboten würden.

Was bedeutet ein niedriger Antikörperspiegel?

Ist der Antikörperspiegel niedrig, ist das nicht automatisch gleichbedeutend mit einem niedrigen Impfschutz, denn es können dennoch hohe spezifische T-Zellen vorhanden sein, die als zweite, zelluläre Abwehrlinien nach den Antikörpern wirken, indem sie infizierte Zellen erkennen und auslöschen können. Die Zahl der Antikörper alleine ist also nicht ausreichend, um den Impfschutz zu bestimmen. Die verschiedenen Möglichkeiten des Immunsystems, sich gegen Viren zu wehren, machen es also schwierig festzustellen, wann ein Mensch gegen das Virus wirklich geschützt ist und wann nicht. Antikörper sind jedoch häufig ein wichtiger Anhaltspunkt für den Schutz vor einer Infektion. Bei SARS-CoV-2 sind definierte Grenzwerte allerdings noch nicht festgelegt. Bei der Diskussion um diese Grenzwerte gehe es um einen Schutz vor der symptomatischen Infektion, schreibt Immunologe Watzl auf Twitter. „Der Schutz vor schwerer Erkrankung kann immer noch hoch sein.“ Deshalb sein Rat: Keine Panik bei geringen Antikörperwerten, aber besser einen Booster-Termin vereinbaren.

In welcher Einheit wird gemessen und was sagt der Wert aus?

Die meisten Tests messen Antikörper-Einheiten (Englisch „Binding Antibody Units“, BAU) pro Milliliter Blut. Klein: „Der Nachweis von Antikörpern zeigt an, dass sich eine Immunantwort gebildet hat. Zudem sind Antikörper ein bedeutsames Korrelat für den Schutz gegen eine Infektionskrankheit." Auch bei SARS-CoV-2 gehen höhere Antikörperspiegel mit einem besseren Schutz vor einer Erkrankung einher. Und man geht umgekehrt davon aus, dass ein Mensch mit sehr niedrigen oder nur grenzwertigen Antikörperspiegeln einen schlechteren, beziehungsweise keinen verlässlichen Impfschutz mehr gegen das Coronavirus hat. Sichere Grenzwerte gebe es aber eben noch keine.

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Gibt es denn Schätzungen zu den Grenzwerten?

Mit Blick auf Daten seines Labors und unter anderem aus Israel sagt etwa Bobrowski: Unter einem Wert von 21,8 BAU/ml sei kein messbarer Schutz durch Anti-Spike-Antikörper (IgG) gegeben. Darüber folge jedoch ein großer Graubereich, wo man noch nicht so richtig wisse, wann der Schutz ausreichend gut ist. „Nach meiner Einschätzung ist ein Wert von 500 so hoch, dass man nicht sofort eine Drittimpfung benötigt“, so der Laborarzt. Bei allem über 1000 BAU/ml könne man von einem guten Schutz sprechen. Das deckt sich mit dem, was Carsten Watzl auf Twitter nach einem Blick auf die Studienlage zum Thema schreibt: „Antikörperwerte über 1000 BAU/ml scheinen mit recht gutem Schutz vor symptomatischer Infektion zu korrelieren“, also in Beziehung zu stehen.

Ist es schlimm, wenn man trotz hohem Antikörperspiegel auffrischt?

Nein, stellt das RKI klar. Doch „fälschlicherweise“ nähmen viele Menschen an, dass bei einem hohen Antikörperspiegel im Körper durch die Grundimmunisierung keine Auffrischung verabreicht werden sollte. Auch bei noch bestehender Immunität gebe es aber keine Sicherheitsbedenken mit Blick auf die Auffrischung. Der Schutz wird nur noch besser.

Für wen ist der Antikörper-Test also empfehlenswert?

Menschen mit einem gesunden Immunsystem entwickeln laut Klein „sehr sicher nach einer Impfung Antikörper, bei ihnen ist eine Bestimmung der Antikörperspiegel nicht notwendig.“ Sinnvoll kann es jedoch für Patienten sein, deren Immunsystem nur eingeschränkt funktioniert oder das Immunsystem durch Medikamente unterdrückt wird, wie etwa nach einer Organtransplantation.

Zu welchem Zeitpunkt sollte man diesen Test machen?

Klein: „Bei geimpften Personen mit einem gesunden Immunsystem sind Antikörper zwei Wochen nach der zweiten Impfung optimal ausgebildet.“ Bei Personen nach einer SARS-CoV-2-Infektionen liege dieser Zeitpunkt bei vier bis sechs Wochen nach Symptombeginn. Bei nicht akut an Corona erkrankten Personen sei, so Klein, eine Messung zu früheren Zeitpunkten nicht sinnvoll.

Was kostet ein Antikörpertest?

Einfache Antikörpertests, bei denen der Hausarzt Blut abnimmt und zur Analyse ins Labor schickt, kosten gemäß der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) 17,49 Euro. Surrogat-Neutralisationstests liegen bei 50 bis 60 Euro. Die Tests müssen vom Patienten selbst bezahlt werden, denn sie sind in der Regel keine Kassenleistung. (Mit dpa)