Ploß zeigte sich mit einem Statement am Hamburger Jungfernstieg. Nun wird ihm Rassismus vorgeworfen.
Christoph PloßCDU-Politiker zieht über Migranten her – und wird verspottet
Der Hamburger CDU-Politiker Christoph Ploß hat sich mit einem Beitrag auf der Plattform X, ehemals Twitter, zu Wort gemeldet, der vielfach kommentiert und kritisiert wird. Ploß ist in dem Video vom Donnerstag (18. September) zu sehen, wie er im hellblauen Hemd in der Hamburger Innenstadt steht und über die deutsche Migrationspolitik spricht. Es müsse viel mehr Grenzkontrollen und Zurückweisungen geben, fordert er. Dies entspricht der Agenda seines Parteichefs Friedrich Merz seit dem Anschlag von Solingen.
Ploß sagt: „Ich stehe hier am Hamburger Jungfernstieg, und hier merkt man zu jeder Tageszeit, besonders abends, die Folgen der illegalen Migration ganz besonders stark.“ Der Jungfernstieg habe sich zum Negativen verändert. Daher, folgert Ploß, solle doch endlich klar sein, dass die illegale Migration gestoppt werden müsse.
Das Problem ist allerdings nicht nur, dass Ploß damit alle nicht deutschstämmigen Menschen pauschal kriminalisiert, sondern auch, dass im Hintergrund weitgehend leere Straßen und ein abfahrender Bus zu sehen sind. Zu erkennen ist noch ein offenbar älteres Ehepaar, bei dem es sich um Touristen handeln könnte.
Spott über Christoph Ploß und sein Jungfernstieg-Video
Ploß weht heftiger Spott entgegen: „Stimmt, da treiben sich seltsame Gestalten in hellblauen Hemden rum und verbreiten dem Kern nach rassistisches Gedankengut. Schlimm!“, antwortet jemand. Es gibt auch etwas sachlichere Kritik wie: „Sie können Leuten nicht ansehen, ob sie legal oder illegal hier sind, Sie können nicht einmal sehen, ob es Deutsche sind.“
Selbst CDU-Parteikollegen geht dieser rechte Populismus zu weit. So schreibt der ehemalige Generalsekretär Ruprecht Polenz, das Statement von Ploß widerspreche der Ethik von Christdemokraten:
Andere User schreiben, Ploß verbreite AfD-Gedankengut und -Rhetorik. Der Publizist Stephan Anpalagan schreibt: „Christoph Ploss sieht nichtweiße Menschen am Jungfernstieg in Hamburg und möchte diesen Zustand beenden.“
Situation am Hamburger Jungfernstieg hat sich entspannt
Der Jungfernstieg war im vergangenen Jahr in Hamburg in Verruf geraten, weil es hier immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen insbesondere unter Jugendlichen kam und die Kriminalitätsrate hoch war. Besonders an Wochenenden galt der Ort als Treffpunkt für gewaltbereite Jugendliche. Seitdem hat sich aber offenbar einiges getan. Die Soko „Alster“ der Polizei handelte konsequent.
Der NDR beleuchtete die Situation bereits vor einem Jahr differenzierter. Tagsüber scheint es am Jungfernstieg nicht gefährlich zu sein. Die Reporter hörten sich bei Passanten um, die im Spätsommer dort flanierten oder am Wasser saßen. „Am Jungfernstieg treffen Menschen unterschiedlichster Kulturen aufeinander. Das ist sowohl Chance als auch Risiko“, heißt es in dem Beitrag.
Polizei zeigt am Jungfernstieg Präsenz
Der Hamburger Polizeipräsident gab zu, dass es Auseinandersetzungen zwischen unterschiedlichen Gruppen gebe. Eine Passantin sagte, dass sie sich abends unwohl fühle und es insgesamt zu „männerlastig“ sei. Die Reporter wurden Zeugen eines beginnenden Streits zwischen größeren Gruppen. Allerdings schritt die Polizei, die bereits vergangenen Jahr erhöhte Präsenz zeigte, schnell ein. Der Polizeipräsident dementierte, dass es sich beim Jungfernstieg um einen „Angstort“ handle.
Die Taktik scheint weiter aufzugehen: So konstatierte das als eher konservativ geltende „Hamburger Abendblatt“ Ende August 2024, dass es auf der „Problemmeile“ in der City inzwischen ruhiger sei. Es gebe weniger Gewalttaten und Aufenthaltsverbote. Allerdings kam es inzwischen wieder zu einer Messerstecherei, bei der ein 18-Jähriger leicht verletzt wurde. Es gab aber laut Polizei keine Hinweise darauf, dass die „altbekannten Gruppen“ an der Auseinandersetzung beteiligt waren.
Christoph Ploß will Gendern verbieten
Ploß sorgte in der Vergangenheit immer wieder für Kontroversen. So tritt der CDU-Politiker häufig bei der wegen ihrer rechtspopulistischen Ausrichtung stark kritisierten Plattform Nius auf. Er kritisierte dort unter anderem die Klimapolitik der Bundesregierung und versäumte es, offensichtlich von ihm verbreitete falsche Zahlen zu korrigieren. Er sprach sich zudem gegen das Verbrenner-Verbot in der EU aus und wollte durchsetzen, dass es E-Fuels an deutschen Tankstellen gibt.
Daneben wurde Ploß vor allem durch seine Initiative gegen das Gendern überregional bekannt. Schon 2021 forderte, er die geschlechtsneutrale Sprache in Ämtern und Behörden zu verbieten, denn dies würde die Gesellschaft spalten. Diese Sprache sei „künstlich“ und „gefährlich“, weil Kommunikation dann nicht mehr verständlich sei.