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Schließung beschlossenTage des Bahnübergangs Tannenbergstraße in Bergisch Gladbach sind gezählt

Lesezeit 3 Minuten
Zwischen den geschlossenen Schranken des Bahnübergangs an der Tannenbergstraße in Bergisch Gladbach fährt eine S-Bahn hindurch. Rechts ist ein historisches Stellwerk zu sehen, davor eine weitere, nicht geschlossene Schrankenanlage. Im Hintergrund warten Autos und ein Bus vor den geschlossenen Schranken.

Der Bahnübergang Tannenbergstraße soll geschlossen werden, der Verkehr umgeleitet. Das Stellwerk (rechts) und die vordere Schrankenanlage sollen als Denkmal erhalten werden.

Wie das Eisenbahn-Bundesamt die Schließung eines Bahnübergangs im Herzen von Bergisch Gladbach vorbereitet und welche Konsequenzen das hat.

Ein wichtiger Schritt zur Schließung des Bahnübergangs an der Tannenbergstraße steht bevor: Vom 17. April bis 16. Mai veröffentlicht das zuständige Eisenbahn-Bundesamt die Planunterlagen für das Anhörungsverfahren, zu denen die Bürger Stellung nehmen können. Zahlreiche Gutachten (Schallschutz, Artenschutz und so weiter) werden im genannten Zeitraum einsehbar sein. Auch im Bensberger Rathaus (Zimmer E06-E12) liegen die Dokumente während der Öffnungszeiten aus.

Zwei Radfahrer fahren über einen Bahnübergang, an dem ein historisches Stellwerkgebäude steht. Links und rechts des Stellwerks sind Schrankenanlagen zu sehen.

Die Schrankenanlage an der S-Bahn-Strecke (links) wird abgebaut, der Übergang geschlossen. Die Schrankenanlage (rechts) an der ehemaligen Strecke nach Bensberg und das Stellwerk (Mitte) sind denkmalgeschützt und bleiben bestehen.

Worum geht es dabei? Es geht um die Stilllegung des bestehenden Bahnübergangs mit Abtragung der Schrankenanlage (Nordseite). Die südliche Schrankenanlage an der Strecke nach Bensberg und das Stellwerksgebäude sind denkmalgeschützt und bleiben erhalten.

Fest steht, dass an der Stelle des bisherigen Bahnübergangs demnächst niemand mehr die Gleise queren wird – und auch dies muss mit Barrieren gesichert werden.


Denkmalgeschütztes Stellwerk

1868 wurde die Bahnstrecke von Mülheim am Rhein bis Bergisch Gladbach eröffnet. Nachdem sich nördlich der Bahn mehr und mehr Firmen angesiedelt hatten, wurde 1894 die heutige Tannenbergstraße als Anbindung an die spätere Hauptstraße geschaffen – mit einem zunächst unbeschrankten Bahnübergang. Bis 1910 hatte der Fuhrbetrieb auf der Straße so zugenommen, dass der Bahnübergang gesichert werden musste. 1911 wurde das heute noch erhaltene Stellwerk als eins von ursprünglich dreien im sogenannten Gleisdreieck an der Abzweigung der Eisenbahnstrecke nach Bensberg errichtet. Seit 2014 steht es unter Denkmalschutz. (wg)


Die Schließung des Übergangs ist seit zwei Jahren politisch beschlossen. Bei bis zu 50 Minuten Schließzeit pro Stunde nach Inbetriebnahme des zweiten S-Bahn-Gleises macht ein Bahnübergang aus Sicht der Akteure an dieser Stelle keinen Sinn mehr. Damit wird nach weit über 100 Jahre der letzte und einzige Bahnübergang im Stadtgebiet geschlossen.

Um die Jahrhundertwende 1899/1900 hatte die Königliche Eisenbahndirektion „Wegschranken“ zur Sicherung der damaligen Fuhrwerke vor dem Bahnverkehr angeordnet. Die Tannenbergstraße, die damals Gasstraße hieß, war 1894 entstanden. Das Stellwerk Tannenbergstraße mit der markanten Bezeichnung Gf (G für Gladbach, f für Fahrdienstleiter) wurde 1911 gebaut, nachdem der Abzweig nach Bensberg und weiter nach Rösrath und Lindlar entstanden war.

Historisches Stellwerk an Bergisch Gladbacher Tannenbergstraße ist bis heute in Betrieb

Das Stellwerk ist noch heute in Betrieb. Der doppelte Bahnübergang gilt als bahntechnische Seltenheit. Die nördliche Schrankenanlage wird aktuell von den S-Bahnen der Linie S11 genutzt. Fahrzeuge, Radfahrer und Fußgänger aus Gronau können an dieser Stelle den Schienenweg überqueren.

Wann sich zum letzten Mal die Schranken senken, ist aber nicht klar. Die Bundesbehörde spricht vom „Januar des Baujahres“ als Beginn der Arbeiten. Konkreter wird sie nicht. Zunächst soll es Rodungen geben, anschließend 26 Monate gebaut werden (also zwei Jahre und zwei Monate).

Während der gesamten Baumaßnahme ist mit größeren Straßeneinschränkungen zurechnen.
Aus der Veröffentlichung des Eisenbahn-Bundesamtes

In den Unterlagen geht es um Instandsetzung und Erneuerung der technischen Anlagen und den Rückbau mehrerer Gleise im Bahnhof Bergisch Gladbach. Der Neubau eines Mittel- und eines Außenbahnsteigs im Bahnhofsbereich mit je 170 Metern Länge sind im Zuge der Baumaßnahme vorgesehen, die Dachlänge soll 80 Meter betragen. Von „größere Straßeneinschränkungen“ während der gesamten Baumaßnahme ist ebenfalls die Rede.

Als Ersatz plant die Stadt eine barrierefreie Überführung für Fußgänger und Radfahrer, die etwa zwischen heutiger Radstation und Jakobstraße die Gleise quert. Für den Autoverkehr, insbesondere den Schwerlastverkehr, soll es eine neue Straße geben, die von der Eisenbahnüberführung an der Buchholzstraße zur Kalkstraße in die Stadtmitte führt. Ein Gutachten hat die Stadt beauftragt. Ergebnisse stehen aus. Die neue Straße soll über das so genannte Gleisdreieck in die Stadtmitte verlaufen.