Bergisch Gladbach beauftragt eine Studie zur Renovierung des Bergischen Museums, obwohl nicht sicher ist, dass genug Geld für die Umsetzung da ist.
Hohe AusgabenFinanzierung der Neuausrichtung des Bergischen Museums ist unsicher
Wenn Museumsleiterin Laura Oehms erzählt, was im Bergischen Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe in Bensberg alles erneuert werden muss, könnte man denken, dass das Haus längst hätte auseinanderfallen müssen. Dabei geht es Oehms, und das ist in ihrer Rede im Sport- und Kulturausschuss deutlich zu spüren, um weit mehr als die Sanierung von Räumen, nämlich um die Renovierung des ganzen Selbstverständnisses vom Museum, um es in die Zukunft zu führen. Ein 227 000 Euro teures Konzept zur Neuausrichtung gibt Bergisch Gladbach nun in Auftrag, obwohl gar nicht klar ist, ob die Stadt überhaupt das Geld für eine spätere Umsetzung hat.
In der Machbarkeitsstudie sollen die baulichen Voraussetzungen geklärt werden für eine anschließende schrittweise Umgestaltung des Heimatmuseums. Die Kosten für das Konzept sollen weitgehend mithilfe von Fördermitteln des Landschaftsverbands Rheinland gedeckt werden, teilt die Verwaltung mit. Der Eigenanteil der Stadt betrage 13 500 Euro.
CDU warnt davor, falsche Hoffnungen zu wecken
Trotzdem kommen vor allem aus den Reihen der CDU am Dienstagabend erhebliche Bedenken wegen der hohen Summe für die Studie. „Indirekt über die Kreisumlage bezahlt die Stadt am Ende einen Großteil der Ausgabe“, stellt Elke Lehnert klar. „Schlimm wäre es, wenn wir bei Museumsliebhabern Hoffnungen wecken, die wir in Zeiten extremer Haushaltsnotlage gar nicht erfüllen können.“
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Deshalb fordert die CDU mehr Informationen zu konkreten Szenarien, die am Ende auch umsetzbar sind. „Wir bauen sonst ein Wolkenkuckucksheim ohne Realitätssinn“, warnt Lehnert davor, dass die Studie in einer Schublade verschwinden könnte. Ihre Parteikollege Robert-Martin Kraus führt an, dass für die Sanierung des Museums in der mittelfristigen Haushaltsplanung gar kein Geld eingeplant sei.
Das Bergische Museum wurde lange vernachlässigt, immer nur notdürftig wiederhergestellt und nie wirklich renoviert. Erst im Jahre 2017 bekannte sich der Fachausschuss eindeutig zum Erhalt des Kulturorts. Umweht vom Muff des Verstaubten sind die Depots unter Dachschrägen nicht isoliert, so dass das Raumklima nicht stabil ist, um die Museumsstücke zu erhalten. Es gibt Schäden am Fachwerk. Das Gelände ist nicht barrierefrei. Es herrscht Platzmangel für Ausstellungen und pädagogische Mitmach-Angebote.
Große Teile des Bergwerkstollens - einer Ikone des Museums, mit dem Generationen von Bergisch Gladbachern Kindheitserinnerungen beim Abtauchen in die Tiefen des Labyrinths verbinden – sind vom Holzwurm befallen, und so weiter.
Die Gestaltung der Ausstellungen sind nach heutigen Maßstäben nicht mehr zeitgemäß: zu textlastig, nicht kindgerecht, ohne Videoanimation, nicht barrierefrei und ohne Service-Angebote wie ein Café oder ein Museumsshop. Dies ergaben etwa 1000 Befragungen von Bergisch Gladbachern im Rahmen des Projekts „Museumslabor“. Die dort gesammelten Ideen sollen die Basis für die Neuerfindung des Museums bilden.
Ein ganz heißes Thema ist der Brandschutz, der beim Umbau den aktuellen Vorgaben der Behörden angepasst werden muss. „Das wird sehr viel Geld verschlingen“, weiß Dezernet Ragnar Migenda auch ohne Studie. Viel Geld wird zudem für die Barrierefreiheit benötigt werden: „Das Gebäude für Rollstuhlfahrer zugänglich zu machen, damit ist es nicht getan“, betont Fachbereichsleiterin Barbara Kirschner. Die Bedürfnisse von Menschen mit Seh- und Hörbehinderung oder Lernschwierigkeiten müssten ebenfalls berücksichtigt werden.
Beigeordneter hält am Bekenntnis für das Museum fest
Auf einmal könne die Stadt es sich nicht leisten, das Museum zu sanieren, stellt Migenda klar: „Wenn die Machbarkeitsstudie vorliegt, werden wir entscheiden, was darüber hinaus Kostenblock für Kostenblock realisierbar ist und was nicht.“ Im Klartext heißt das wohl: Das Geld wird gerade einmal für das Nötigste reichen. Am Bekenntnis zum Fortbestand des Museums hält Migenda fest: „Kultur sollte uns auch etwas wert sein“, betont er.
Tino Symanzik von den Grünen muss zwar schlucken, wie er sagt, angesichts der hohen Kosten für die Studie, lässt sich aber von der Notwendigkeit in der Vorgehensweise überzeugen. „Es wäre schrecklich, wenn der Prozess jetzt ins Stocken gerät.“ Ute Stauer (SPD) findet die Vielzahl der Projekte beachtlich, mit der jüngere Besucher begeistert werden sollen.
Beschluss für Machbarkeitsstudie fällt einstimmig aus
Iro Herrmann, Bergische Mitte, sieht das Heimatmuseum mit dem attraktiven Außengelände vor allem als Event-Location, um junge Leute dort hinzubekommen. Rainer Röhr, Freie Wählergemeinschaft, regt an, die Kontakte zur Kreishandwerkerschaft zu intensivieren, um Nachwuchskräfte für den Umbau zu gewinnen. Der Beschluss zur Beauftragung der Machbarkeitsstudie fällt einstimmig aus, CDU und FDP enthalten sich.
Museumsleiterin Oehms möchte im Ausschuss bewusst nicht vertiefen, welche Themen künftig den Schwerpunkt darstellen sollen, Bergwerk oder Alltag der Arbeit. Dies würde den Ergebnissen der Studie vorgreifen. Ein Museum unterliege zwangsläufig Veränderungen, müsse Inhalte neu bewerten und präsentieren. „An dem Bergwerk hängen die Herzen vieler Menschen“, weiß sie.
„Wir sind uns bewusst, dass Kultureinrichtungen zurückstecken müssen“, meint Oehms. Sie gibt aber ihre Vision von einem Bildungsort nicht auf, an dem sich Menschen jeden Alters treffen, um sich über die Geschichte ihres Wohnortes zu informieren: „Ich bin zuversichtlich, dass sich auch Sponsoren für ein künftiges Heimatmuseum finden werden.“