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DorfgemeinschaftshausFür die Bürger in Mechernich-Breitenbenden heißt es: Jetzt oder nie!

Lesezeit 4 Minuten
Die Skizze zeigt das geplante Dorfgemeinschaftshaus aus vier Perspektiven: Vor dem Klinkerbau befindet sich eine Veranda.

So könnte das künftige Dorfgemeinschaftshaus in Breitenbenden aussehen.

Das Land NRW und die Stadt Mechernich geben insgesamt 400.000 Euro. Nun kommt es auf die Dorfbevölkerung an.

Eine solche Chance dürfte so schnell nicht wiederkommen. Für die 640 Einwohner des Mechernicher Ortsteils Breitenbenden könnte bis 2027 ein schickes Dorfgemeinschaftshaus auf dem Dorfplatz entstehen. Das Land Nordrhein-Westfalen hat im Rahmen seines Dorferneuerungsprogramms bereits 250.000 Euro zugesagt und die Stadt Mechernich wird 150.000 Euro drauflegen.

Ich wüsste nicht, warum das in Breitenbenden nicht klappen sollte.
Dr. Hans-Peter Schick, Bürgermeister von Mechernich

Es bleiben noch rund 80 000 Euro, um die vorgesehenen Gesamtkosten von etwa 480 000 Euro für das Gebäude samt Einrichtung zu stemmen. Und da sind die Ortsbewohner am Zuge.

Solche Arrangements zwischen Stadt und Dörfern klappten sehr gut, machte Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick (CDU) den rund 60 Teilnehmern einer Bürgerversammlung im Restaurant „Bonjour Saigon 22“ Mut: „Ich wüsste auch nicht, warum das in Breitenbenden nicht klappen sollte.“

Das Zeitfenster ist laut Schick auch nur für kurze Zeit geöffnet. Denn dass die öffentliche Hand in den nächsten Jahrzehnten noch mal mit derartigen Zuschüssen aufwarte, sei angesichts leerer Kassen eher unwahrscheinlich. Für die Breitenbendener heißt es also: Jetzt oder nie!

Mechernicher Bürgermeister Hans-Peter Schick spricht Breitenbendenern Mut zu

Der „Deal“ (Schick) sieht wie folgt aus: Die Stadt lässt das Gebäude, das laut Förderrichtlinie bis Oktober 2027 stehen muss, bauen, samt Fenstern, Gestaltung des Umfeldes, Heizung und Photovoltaikanlage auf dem Betondach (deren Erlös der Stadt zugutekommt) – und bleibt dann auch Eigentümerin des Gebäudes.

„Wir lassen euch aber auch nicht allein, wenn wir mit dem Bau fertig sind“, sagte Frank Hecker vom städtischen Gebäudemanagement den Breitenbendenern zu. Denn wenn die Hülle des 155 Quadratmeter großen Klinkerbaus steht, ist das Engagement der Dorfbevölkerung gefragt.

Dass viele der Gewerke, für die der 80.000-Euro-Anteil veranschlagt ist, auch mit der Hände Arbeit der Dorfbewohner erledigt werden kann, ist aus vielen Orten bekannt. Etwa die Lohnkosten für Malerarbeiten oder das Verlegen von Fliesen können so eingespart werden. An fähigen Handwerkern, ob professionell oder auf Hobbybasis, mangele es in Breitenbenden ja nicht, sagte Schick.

Zahlreiche Bürger lauschen den Vorträgen der Stadtverwaltung.

Rund 60 Bürger ließen sich über die Planungen für ein Dorfgemeinschaftshaus in Breitenbenden informieren.

Auch für die Inneneinrichtung muss das Rad nicht neu erfunden werden: Bierverlage, so der Bürgermeister, hätten sich auch andernorts finanziell eingebracht und sich im Gegenzug für einen gewissen Zeitraum Lieferaufträge bei Veranstaltungen gesichert.

Breitenbenden: Zum Konzert von TV-Star Remo kamen mehrere 100 Leute

Spendenaktionen unter den Bürgern oder Sponsoring befreundeter Firmen sind ebenfalls gerne genutzte, weil erfolgversprechende Wege, den dörflichen Eigenanteil zu stemmen.

Ortsbürgermeister Bernd Wienand will nun in den nächsten Tagen ausloten, wer was in Breitenbenden zu dem Projekt beisteuern kann und möchte. Ihm ist klar: „Ohne unsere Initiative wird es kein Dorfgemeinschaftshaus geben.“

Zu klären wäre auch, wer beim Betrieb des Gebäudes „den Hut“ aufhat. Dies könnte, so Schick, ein Trägerverein oder ein ähnliches Gremium sein, dessen Mitglieder dann für die Pflege, Reinigung und für die notwendigen Vermietungen verantwortlich zeichnen.

Denn als Mieter der Stadt muss das Dorf die Nebenkosten aufbringen – grob geschätzt 2000 bis 3000 Euro im Jahr. Das alles will gut vorbereitet sein, doch der Bürgermeister rief dazu auf, statt eventueller Bedenken das Ziel verstärkt in den Fokus zu rücken. Er erinnerte daran, dass mit der Schließung der Gaststätte „Zum Krebsbachtal“ vor einigen Jahren der Ort seinen gesellschaftlichen Hotspot verloren hat.

Breitenbenden: Nach Corona blüht das gesellschaftliche Leben langsam wieder auf

Dass die Breitenbendener jedoch ein Völkchen sind, dem auch Corona die Freude am Feiern nicht austreiben konnte, zeigte sich zuletzt im August 2023, als der rührige Bürgerverein ein Livekonzert mit dem fernsehbekannten Entertainer Remo („Hot oder Schrott – Die Allestester“) auf dem Platz an der Grillhütte veranstaltete und mehrere 100 Besucher kamen. „Nach Corona blüht das gesellschaftliche Leben langsam wieder auf – ein zartes Pflänzchen, das gegossen werden will“, so der Bürgermeister.

Und da könnte ein Dorfgemeinschaftshaus als wahrer Dünger für Breitenbenden dienen, das ein wenig darunter leidet, dass zahlreiche Neubürger in den Baugebieten noch nicht richtig im Dorfleben angekommen sind.

Der geplante Klinkerbau, der laut dem stellvertretenden Teamleiter Gebäudemanagement, Christoph Breuer, im Inneren rund 70 und auf der Veranda weiteren 30 Personen Platz bieten soll, könnte zur Stärkung der Gemeinschaft beitragen. Modern und funktional werde das Gebäude sein, dazu barrierefrei und energetisch auf aktuellem Stand, was wiederum die Nebenkosten im Rahmen halten werde, so Breuer. An der Stadt solle die Realisierung nicht scheitern, Bürgermeister Schick jedenfalls zeigte sich zuversichtlich: „2027 haben wird den Kasten stehen.“