Die Unsicherheit, wann die Bahn AG mit dem Bau der Unterführung an der Drachenfelsstraße beginnt, lassen Rat und Verwaltung in Königswinter umdenken. Dabei hat man auch die Rheinallee im Blick.
In der AltstadtBau der Ersatzstraße in Königswinter wird vorgezogen
Bisher galt in der Drachenfelsstadt die Maxime, dass die Umgestaltung der Flaniermeile Rheinallee so lange vertagt wird, bis die innerstädtische Entlastungsstraße gebaut ist. Denn erst mit der neuen bahnparallelen Straßenverbindung zwischen An der Helte und Wilhelmstraße ist in der Altstadt eine Neuordnung der schwierigen Verkehrsbeziehungen möglich.
Und diese neue Straße war wiederum eng verknüpft mit dem Bau der Bahnunterführung für Fußgänger durch die Bahn AG an der Drachenfelsstraße. Doch seit der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung ist der Fokus ein anderer: Die Stadtverwaltung wird den Bau der Ersatzstraße vorziehen. Und sie prüft, ob die Umgestaltung der Rheinpromenade und der Rheinallee anschließend noch vor dem Bau der Unterführung verwirklicht werden kann. So der einstimmige Beschluss.
Hintergrund der geänderten Projektplanung ist die Ungewissheit, ob die für die Bahnunterführung nötige Sperrpause auf der rechtsrheinischen Bahntrasse 2024 oder 2026 umgesetzt wird. Die Stadtverwaltung hat, was die Terminplanung angeht, nach eigenen Angaben nur „unverbindliche“ Aussagen der Bahn AG erhalten.
Ein Bahnsprecher erklärte am Freitag auf Anfrage dieser Zeitung: „Ziel ist ein Baubeginn in 2026. Die hierfür notwendigen Sperrpausen sind aber noch nicht bestätigt. Sollte ein Baubeginn Anfang 2026 erfolgen, könnte die Fertigstellung bis Ende 2028 erfolgen.“
Der jetzt von der Verwaltung vorgeschlagene und von der Politik beschlossene „Plan B“ sieht den frühzeitigen Ausbau der Entlastungsstraße zwischen An der Helte und Drachenfelsstraße vor. Die Straße wäre dann als neue Nord-Süd-Achse durchgehend befahrbar und könnte den Umleitungsverkehr aufnehmen, der bei einem Umbau der Rheinallee nötig würde.
Zudem bestünden dann, so die Verwaltung in der Sitzungsvorlage, ganz grundsätzlich „Potenziale zur Verringerung des motorisierten Verkehrs in der Rheinallee“.
Städtebaulicher Wettbewerb für Rheinallee
Im Dezember 2020 waren die Ergebnisse eines städtebaulichen Wettbewerbs für die Rheinallee (wegen Corona nur online) vorgestellt worden, den die Landschaftsarchitekten und Stadtplaner Lohaus Carl Köhlmos (Hannover) gewonnen hatten. Der Entwurf sieht eine Umgestaltung der Rheinpromenade, auf der viele Fußgänger und Radfahrer unterwegs sind, unter anderem mit Wasserspiel, neuer Außengastronomie und neuen Sitzgelegenheiten, vor.
Zur Lösung der Verkehrsprobleme hatten die Planer vorgeschlagen, die Rheinallee als Fahrradstraße auszuweisen, mit dem Zusatz „Anlieger frei“. „Damit wird dem besonders im Sommerhalbjahr zeitweise hohen Anteil an Radverkehr Rechnung getragen und den Radfahrern eine höhere Reisegeschwindigkeit ermöglicht“, hieß es in der Projektbeschreibung. Bus- sowie Anlieger und Lieferverkehr bleibe möglich. Die Stadtbahnlinie 66, die ebenfalls auf der Rheinallee unterwegs ist, soll dem Entwurf zufolge künftig über ein Rasengleis durch die Altstadt fahren.
Im Juni 2021 beriet der Ausschuss für Stadtentwicklung ein ergänzendes Verkehrsgutachten, das laut Verwaltung konstatiert, „dass der vorliegende Wettbewerbsentwurf mit Anpassungen als Grundlage geeignet sei, eine robuste Straßenplanung für den Wettbewerbsbereich zu erstellen“.
Fünf Millionen Euro eingeplant
Allerdings wurde der Vorlage im Ratsinformationssystem zufolge unter anderem der Verzicht auf eine Fahrradstraße angeregt, solange die Zufahrt zur Fähre noch über die Rheinallee (von der Clemens-August-Straße aus) geführt werde.
Für die Umgestaltung der Rheinallee sind im aktuellen Etatentwurf der Stadt Königswinter derzeit in der Planung rund fünf Millionen Euro für das Jahr 2025 vorgesehen.