Anfang 2023 hat Julia Heinen den Vorsitz der Altenhilfe übernommen. Die 38-Jährige im Gespräch über ihre neue Aufgabe und ihre Ziele.
„Ich bin Teil dieser Familie“Neue Vorsitzende Julia Heinen will die Tradition wahren und Neues wagen
Wenn Julia Heinen die Anträge liest, die das ganze Jahr über bei der Altenhilfe eingehen, kann sie es manchmal kaum glauben: „Den Menschen fehlen Dinge, die die meisten von uns für selbstverständlich halten – sie haben seit 30 Jahren kein Bett oder können nichts mehr sehen, weil kein Geld für die Brille bleibt.“ In solchen Fällen hilft DIE GUTE TAT e.V., die Rundschau-Altenhilfe.
Deren Vorsitz übernahm Julia Heinen Anfang 2023 von ihrem Schwiegervater Helmut Heinen, dem Herausgeber der Rundschau. „Ich bin ein Teil der Familie, deshalb habe ich nicht lange gezögert, als ich gefragt wurde“, sagt die 38-Jährige.
Sie mag Karneval
Seit acht Jahren ist sie mit Johannes Heinen verheiratet, der 2020 die Geschäftsführung des Heinen-Verlages übernommen hat. Mit Mann und gemeinsamer Tochter lebt sie im Kölner Süden und mag erklärtermaßen Karneval: „Schließlich bin ich gebürtige Kölnerin, genau wie mein Mann.“ Nur die siebenjährige Tochter sei leider in Hamburg geboren und erst mit sechs Wochen nach Köln gekommen – was dem Kind selbst aber gar nichts ausmache: „Noch findet sie das cool.“
Für die Altenhilfe engagiert sich Julia Heinen ehrenamtlich. „Geld bekomme ich dafür nicht“, stellt sie klar. Die Spendengelder gehen vollständig an Bedürftige, die wenigen Verwaltungskosten der Altenhilfe bezahlt der Heinen-Verlag. Wichtig ist Julia Heinen, die Jura studiert hat, dass durch ihren Einsatz die Kontinuität gewahrt bleibt: „Die Altenhilfe ist vom Urgroßvater meines Mannes gegründet worden und wird jetzt in vierter Generation von der Familie weitergeführt.
Altersarmut bei Frauen
Was sie besonders dabei bewegt? „Frauenarmut“, sagt sie und denkt dabei an die Generation ihrer Mutter: „Da war es für viele noch selbstverständlich, bei den Kindern zu bleiben und nicht zu arbeiten.“ Entsprechend niedrig ist später die Rente. Doch auch bei Männern hält sie es für ungerecht, „wenn sie 40 Jahre gearbeitet haben und dann die Rente nicht für ein Paar Winterschuhe reicht“.
Deshalb findet sie die bestehenden Projekte der Altenhilfe „super“. Dazu zählen die Weihnachtspäckchen, die jedes Jahr an Bedürftige gehen, und die Fahrzeuge, die die Altenhilfe sozialen Einrichtungen spendet. Die Ferienfreizeiten über Weihnachten und Silvester dürfen nach Corona jetzt erstmals wieder stattfinden, „das freut mich sehr“.
Menschen zusammenbringen
Aber Julia Heinen setzt auch eigene Akzente: „Die Pandemie ist vorbei, deshalb möchte ich Menschen wieder zusammenbringen.“ Gerne auch Alt und Jung: „Warum sollen die Älteren immer unter sich sitzen? Es ist doch viel interessanter, wenn sie auch mal was von anderen hören. Und selbst haben sie auch viel zu erzählen.“ Deshalb lud die Altenhilfe neulich nicht nur Senioren in den Zoo, sondern auch die Azubis der Kreissparkasse Köln.
Ein weiteres Ziel: „Die Altenhilfe soll digitaler werden.“ Das heißt nicht nur, dass sie online besser zu finden sein soll. Die neue Vorsitzende möchte auch Veranstaltungen anbieten, die Ältere dazu befähigen, an der digitalen Welt teilzunehmen – um zum Beispiel mit den weit entfernt lebenden Enkeln in Kontakt zu bleiben. Die schreiben der Oma lieber übers Handy als zu telefonieren.
Einsamkeit wichtiges Thema
Denn aus ihrer Zeit in der Personalabteilung beim Internetportal pflege.de kennt sie das Thema Einsamkeit bei älteren Menschen: „Je gebrechlicher sie werden, desto mehr bleiben sie in der Häuslichkeit.“ Auch in den Anträgen an die Altenhilfe liest sie von Schicksalen voller Einsamkeit: Wenn es keine Familie gibt, die unterstützen kann, kommt zur finanziellen Not oft auch die seelische.
Das will sie ändern – zusammen mit ihren Mitstreitern vom Verein DIE GUTE TAT e.V. und der Geschäftsstelle der Rundschau-Altenhilfe: „Denn es geht hier gar nicht um mich – ich bin nur ein Teil des Ganzen.“