Die Rundschau-Altenhilfe DIE GUTE TAT e.V. wird 70 — und startet ihre aktuelle Sammelaktion. Um bedürftigen Menschen im Alter weiter helfen zu können, bittet sie um Unterstützung der Leserinnen und Leser der Rundschau.
Rundschau-Altenhilfe DIE GUTE TAT e.V.Gemeinsam gegen die Einsamkeit
Gründe für Einsamkeit gibt es viele, doch mit dem Alter nehmen sie zu: Im Ruhestand fehlt der Arbeitsplatz, die Familie wohnt weit entfernt, einige haben auch schon ihren Partner verloren. Ein wichtiges Thema für die Rundschau-Altenhilfe DIE GUTE TAT e.V.. Seit 70 Jahren nimmt sie sich der Bedürfnisse älterer Menschen an – in finanzieller, aber auch immer wieder in seelischer Hinsicht.
Rund 14,5 Prozent der Menschen in Nordrhein-Westfalen leiden unter Einsamkeit, sagt die Landesregierung. Sie hat deshalb im Sommer verkündet, dem Thema verstärkte Aufmerksamkeit zu widmen. Schon viel länger stehen das Bedürfnis nach Kommunikation, Nähe und Kontakt bei der Rundschau-Altenhilfe DIE GUTE TAT e.V. auf der Tagesordnung. „Einsamkeit ist so gesundheitsschädlich wie zwei Schachteln Zigaretten am Tag“, sagte Johannes Pantel, Professor für Altersmedizin an der Goethe-Universität in Frankfurt, vergangenes Jahr bei einer von der Rundschau-Altenhilfe organisierten Podiumsdiskussion. Doch Einsamkeit muss nicht sein. Lesen Sie hier, wo Menschen Einsamkeit begegnet und welche Möglichkeiten es gibt, sie zu überwinden.
Helga Laube, Rentnerin aus Bergisch Gladbach: Als mein Mann vor fast zehn Jahren starb, fiel ich erst mal in ein Loch. Ich hatte ihn gepflegt und darüber alle anderen Aktivitäten eingestellt. Aber dann bin ich zu einem Kaffeetrinken der Kirche gegangen und gleich angesprochen worden, ob ich nicht zu einem regelmäßigen Spieletreffen kommen wollte. So fing das an. Ich habe wieder Tennis gespielt, und dann bin ich in einen Chor gegangen. Der macht mir bis heute viel Freude. Mit Tennis habe ich aufgehört, als mit 75 Jahren die Hüfte nicht mehr mitmachte. Der Spielekreis, die Qi-Gong-Gruppe und auch ein Mittagessen von der Kirche alle 14 Tage sind mit der Pandemie eingestellt worden. Ich neige allerdings nicht zu Depressionen. Ich bin mehr allein als früher, aber nicht einsam. Mit meinen Freundinnen treffe ich mich einmal im Monat, alle sechs Wochen auch zusammen mit deren Männern. Aber es braucht Struktur und klare Verabredungen, sonst funktioniert das nicht. Und eins ist klar: Es klingelt niemand an der Tür. Man muss selbst hinaus und auf Leute zu gehen.
Prof. Dr. Ralf-Joachim Schulz, Chefarzt und Leiter des Altersmedizinischen Zentrums am St. Marien-Hospital Köln: Viele Patienten und Rehabilitanden haben Fotos ihrer Angehörigen dabei und sprechen von ihnen. Wenn jemand keinen oder nur selten Besuch bekommt und dazu sehr schweigsam und in sich gekehrt ist, nehmen wir das wahr. In der Regel schlagen wir dann zunächst einen Besuch durch unsere Seelsorge vor. Auch aus diesen Gesprächen ergeben sich Hinweise auf Einsamkeit. Durch den Umgang mit modernen Kommunikationsmitteln erhalten die älteren Menschen wieder die Möglichkeit, mit ihren Angehörigen in Kontakt zu bleiben, auch wenn diese nicht in der Nähe wohnen oder beruflich stark eingebunden sind. Enkelkinder rufen nicht an, schicken aber häufig Fotos oder Nachrichten über Whats-App. Wir möchten unseren Rehabilitanden die Scheu vor den neuen Medien nehmen und Ihnen die Vorteile näherbringen. So zeigen wir z. B. auch, wie sie sich Essen über einen Lieferdienst bestellen können. Die beste Prävention ist neben gesunder Ernährung ein aktives Leben mit möglichst vielen sozialen Kontakten.
Dorothee Schweig, Ambulante Pflege Caritas Köln: Viele rufen bei uns an und fragen: „Bekommen ich bei Ihnen eine Putzfrau?“ Sie wollen dafür ihren Entlastungsbetrag einsetzen, den sie ab Pflegegrad 1 bekommen. Da sage ich: „Wir sorgen auch dafür, dass die Seele sauber ist. Die 125 Euro Entlastungsbetrag im Monat dürfen Sie auch dafür einsetzen, um wieder mehr an der Gesellschaft teilzunehmen.“ Denn was ist denn wichtiger? Auch die Angehörigen sollten den Fokus nicht so sehr auf die saubere Wohnung richten. In den Ecken darf ruhig etwas Staub liegen, wenn stattdessen ein Spaziergang möglich ist. Gerade die Immobilität führt zur Vereinsamung. Mit der Alltagsbegleitung können wir gegensteuern: Wir schauen auch mal gemeinsam Fotoalben an oder unterhalten uns. Als meine Oma von 24-Stunden-Kräften betreut wurde, hat eine davon die Wohnung immer sehr sauber gehalten. Die andere hat total gerne mit meiner Oma gespielt — das fand ich besser.
Armin Koeppe, Kampagne „Stark bleiben NRW“ zur Suchprävention älterer Menschen: Wenn die Arbeit wegfällt oder der Partner stirbt, dann sind das Umbrüche im Leben, die Risiken mit sich bringen: Sinnverlust, Einsamkeit, das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden. Und die Gefahr, diesen Gefühlen mit Alkohol oder Tabletten zu begegnen. Dabei ist vielen gar nicht bewusst, wie schnell sie abhängig werden können – bei Schlaftabletten schon nach 14 Tagen. Außerdem baut der Körper Alkohol und Medikamente im Alter viel langsamer ab. Dann ist man benommen, das führt zum Beispiel zu Stürzen. Zum Glück ist es nie zu spät, sich Hilfe zu suchen – bei Seniorenberatungsstellen oder Suchtselbsthilfegruppen. Das lohnt sich in jedem Alter.
Antke Kreft, Kölsch Hätz Nachbarschaftshilfen: Kölsch Hätz ist vor mehr als 25 Jahren gegründet worden, um gegen soziale Isolation vorzugehen. Die wird größer, je weniger man aus dem Haus kommt. Einkaufen zum Beispiel kann für ältere Menschen unglaublich anstrengend sein – weil es keinen Stuhl gibt, um sich auf dem Weg einmal zu setzen, Autos im Weg stehen und die Sachen ja auch irgendwie nach Hause gebracht werden müssen. Das lässt sich aber sehr einfach regeln, wenn man zu zweit ist. Dann gibt es eine Schulter zum Anlehnen und die zweite Tüte wird auch noch getragen. Wir vermitteln nachbarschaftliche Begegnungen. Davon haben immer beide Seiten etwas. Spaziergänge, Begleitung ins Wartezimmer oder einfach jemanden zum Unterhalten – die Anfragen sind vielfältig. „Hilfestellung für Herz und Seele“ nennen wir das.
Wenn Sie die Rundschau-Altenhilfe unterstützen wollen, können Sie spenden. Das Altenhilfe-Spendenkonto hat die IBAN DE56 3701 0050 000 1545 05.