Die Behörden befürchten, dass durch die Wurzeln im Bachbett die Hochwassergefahr steigt. Die Politik fordert andere Lösungen als die Säge.
Der Axt entkommenZwölf Schwarzerlen dürfen am Osenauer Bach in Odenthal stehenbleiben
Die Axt wird nicht an die Wurzel gelegt: Die zwölf Schwarzerlen am Osenauer Bach dürfen weiterleben. Bis auf Weiteres jedenfalls. Das hat der Umweltausschuss auf seiner jüngsten Sitzung mit den Stimmen von Bündnis 90/Die Grünen, SPD und FDP entschieden. Die CDU enthielt sich.
Damit setzte sich die Politik unter dem Applaus zahlreicher im Saal anwesender Bürger gegen die Verwaltung durch, die die Bäume fällen wollte. Die seien zwar noch gesund, behinderten mit ihrem Wurzelwerk aber das Ablaufen des Bachwassers und stellten damit eine potenzielle Hochwassergefahr dar, hatten Gemeinde, Wupperverband und Rheinisch-Bergischer Kreis befunden.
Anwohner hatten gegen Tod der Schwarzerlen protestiert
Auch der Landesbetrieb Wald und Holz NRW hatte argumentiert, die Schwarzerlen hätten ihr Lebensalter erreicht. Für ihre Wurzeln sei zu wenig Platz und die Bäume könnten auf Dauer dadurch an Standfestigkeit verlieren.
Wie berichtet, hatten Anwohner gegen den Tod der großen Bäume mit Unterschriften und bunten Lebensbändern an den Stämmen protestiert. Auch der Bergische Naturschutzverein hatte die Vernichtung der letzten Relikte der ursprünglichen Auenlandschaft kritisiert.
„Die Bäume werden auf Dauer zur Gefahr werden“, meint die Verwaltung
„Fällung ist immer die einfachste Lösung, dafür stehen wir nicht zur Verfügung“, hatte FDP-Chef Hans-Josef Schmitz gleich zu Beginn der Sitzung den Antrag seiner Fraktion begründet, die Schwarzerlen zu erhalten. Schließlich leisteten sie auch einen Beitrag zum Klimaschutz.
„Die Bäume sind dort auf Dauer nicht zu halten. In den nächsten Jahren werden sie zur Gefahr werden“, hielt Hans-Peter Kimmel von der Verwaltung dagegen. Dies sei Folge des falschen Standortes.
Wupperverband: Alle fünf Jahre ein Hochwasser in Osenau zu erwarten
Zudem könne man die Wartungsarbeiten durch die starke Wurzelbildung im und am Bachlauf nicht durchführen. Die Fällung der Bäume sei notwendig.
Die Hochwassergefahr durch den Osenauer Bach sah die Mehrheit jedoch nicht. Während nach Einschätzung des Wupperverbands statistisch alle fünf Jahre mit Überschwemmungen zu rechnen sei, habe man hier bis auf die Jahrhundertflut von 2021 nie Probleme mit Hochwasser gehabt, widersprach Eva Kuhl, FDP-Ortsvereinsvorsitzende und Anwohnerin, der man Rederecht erteilt hatte.
Grüne sehen keinen Handlungsbedarf für die Säge
Auch Sonja Tewinkel (Bündnis 90/Die Grünen) sah keinen unmittelbaren Handlungsbedarf, um die Säge anzuwerfen. Die Verkehrssicherungspflicht der Gemeinde, die den Ausschuss möglicherweise in ein paar Jahren wieder mit dem Thema beschäftigen könnte, sei nicht Anlass der Diskussion gewesen, sondern die Pflege des Bachbetts.
„Und die ist derzeit aufwändig, man muss hereinklettern, man kann das nicht mit Geräten machen“, sagte sie. Und so sehe der Wupperverband die Verbreiterung des Baches wohl eher unter wirtschaftlichen Aspekten. Dies sei für die Grünen aber kein Argument, der Fällung gesunder Bäume zuzustimmen.
„Schwarzerlen können 100 Jahre alt werden“
Ausgewachsen seien die Schwarzerlen, die auf 40 Jahre geschätzt werden, schon seit einigen Jahren, meinte Fraktionskollege Ansgar Osterkamp. Doch hätten sie damit noch längst nicht ihr maximales Lebensalter erreicht: „Die können durchaus 100 Jahre alt werden.“
Ob sie das schaffen, wird die Zukunft zeigen. Zu Beginn der Woche war jedenfalls nicht einmal sicher, ob die zwölf Schwarzerlen die Chance erhalten würden, in diesem Frühjahr noch einmal auszutreiben. Das aber können sei nun tun.