Ralf Roesbergers Ansatz: Er versucht, so viele Kalorien wie möglich zu produzieren, sodass er im besten Fall davon leben kann.
YouTuber gibt TippsSo holen Selbstversorger maximalen Ertrag aus ihrem Garten
Auch wenn es aktuell noch nicht danach aussieht: Der Frühling kommt. Gerade rechtzeitig, um angesichts der Kostenexplosion im Supermarkt bei Obst und Gemüse einen Plan zu machen, wie man sich selbst aus dem eigenen Garten versorgen kann. „Ein bisschen Paprika habe ich schon mal ausgesät, ansonsten noch nichts“, berichtet Garten-Experte Ralf Roesberger von seinem aktuellen Stand. Hier gibt der Selbstversorger und Youtuber („Selbstversorgerkanal“) Tipps, wie der maximale Ertrag aus dem eigenen Garten herausgeholt werden kann. Aktuell arbeite er viel in seinem Gewächshaus, sein Acker müsse aber noch gepflügt werden.
Ist Selbstversorgung ein neuer Trend?
Die nötigen Materialien für die Gartenarbeit zu bekommen ist gar nicht so leicht: Die Bau- und Gartenmärkte sind oft ausverkauft, ein Hochbeet zu ergattern ist schwierig geworden. Der Jahresumsatz im Gartensektor hat sich in den vergangenen Jahren verdoppelt – auf 21 Milliarden Euro.
Besonders stark hat sich diese Entwicklung in den Corona-Jahren vollzogen. Viele Kommentare dazu erreichen auch Roesberger; zuletzt kamen viele Nachfragen von seinen Fans, die ihren Garten neu gestalten oder den Rasen umgraben wollen. Und auch Judith Rakers hat der Elan, sich selber zu versorgen, erwischt. Die Moderatorin baut Gemüse und Kartoffeln selber an, hält auch Hühner.
Wie kann Selbstversorgung gelingen?
Ralf Roesbergers Ansatz: Er versucht, so viele Kalorien wie möglich zu produzieren, sodass er im besten Fall davon leben kann. In seinem Garten produziert er allein einen Ertrag für drei Personen – theoretisch. „Man kann nicht 300 Kilogramm Honig pro Jahr essen“, relativiert er. Er könne nicht alles selber produzieren, auf Kalorienbasis versorge er sich aber nur mit dem Ertrag aus seinem Garten. Hinter Selbstversorgung verbirgt sich inzwischen ein ganzer Trend, der für viele Menschen nach wie vor sehr praktische Hintergedanken hat. So auch für Roesberger: „Das ist für mich ein bisschen mehr als der Garten. Ich versuche, das real umzusetzen, weil ich mir natürlich keine Milchkuh halten und kein Getreide anbauen kann.“ Er habe es zwar versucht, aber in einem Garten könne man keine Landwirtschaft betreiben.
Was baut Roesberger auf 2000 Quadratmetern an? Zwischen fünf und zehn Bienenvölker hält der Selbstversorger, außerdem hat er circa 25 Hühner und zahlreiche Gänse. Alles, was auf seinem Grundstück möglich sei, habe er schon ausprobiert, so Roesberger. „Ich hatte auch mal Kaninchen, aber die wollten meine Kinder nicht essen“, sagt er und schmunzelt. Grenzen setze ihm das örtliche Veterinäramt, ansonsten hätte er sogar ein Schwein.
Sich komplett selbst zu versorgen ist aber eine Illusion, wenn es nach dem Experten geht. Kartoffeln beispielsweise seien leicht anzupflanzen, aber Getreide für eigenes Brot müsse man dreschen, mit Pilzerkrankungen gehe man eine große Gefahr ein – weder stimme die Qualität, noch will Ralf Roesberger das Risiko eingehen.
Wie muss man planen, um eine Familie zu versorgen?
150 Eier pro Jahr, im Sommer mehr als im Winter – man könne sich ausrechnen, wie viele Hühner man braucht, so Roesberger. Pro Person ein Huhn, das ist der grobe jährlicher Maßstab. Alle 2,5 Jahre kommen die Tiere zum Schlachter, erklärt er abgeklärt: „Wir reden über Selbstversorgung, nicht über Tierwohl.“
Hochbeete wiederum lehnt der Selbstversorger ab; seine Großeltern hätten keine solche Technik genutzt, deren Vorfahren auch nicht.
Auf einer Gartenfläche von 100 Quadratmetern ist für Verbraucher und Garten-Motivierte aber viel möglich, man könne sogar noch etwas einfrieren für den Winter, empfiehlt der Gartenexperte. Auf weiteren 100 Quadratmetern könne man außerdem Beeren und Apfelbäume anpflanzen, damit komme eine vierköpfige Familie gut aus.
Wie sollten Einsteiger am besten vorgehen?
Ein Einstiegstipp des Experten lautet, klein anzufangen. Wer von jetzt auf gleich 500 Quadratmeter Gartenfläche bewirtschaften wolle, dessen Vorhaben sei zum Scheitern verurteilt, weiß Roesberger. „Man braucht die Erfahrung, muss Geduld haben und erst mal hineinwachsen.“ Wichtig für den Einstieg ins Gärtnern sei auch die Bodenqualität des Gartens, den man nutzen kann: „Ich würde erst mal den Boden untersuchen lassen, da kann man die Zusammensetzung analysieren lassen, damit man letztlich nichts anpflanzen will, wovon schon genug da ist.“
Außerdem sollten Einsteiger laut Roesberger mit einfachen Gemüsesorten beginnen, um sich langsam heranzutasten: Kohl und Radieschen sind hierfür nicht geeignet; mit Kürbis, Roter Beete, Tomaten, Kartoffeln und Salat könne man aber schnelle Erfolge erzielen, ohne sich gut auszukennen. „Aber die Ernährung muss man natürlich auch umstellen. Man kann im Dezember keine Tomaten ernten, daran muss man sich anpassen“, weiß Ralf Roesberger. Einigen Ertrag kann man einfrieren, er persönlich müsse aber im Winter keine Tomaten essen und richte sich nach den Erntezeiten.
Kompromisse muss man auch bei der Gartenzusammensetzung machen; den Garten nach Wunsch anzulegen wird schwer, so der Gartenexperte: „Ich passe meine Wünsche dem Garten an.“ Blaubeeren beispielsweise brauchen einen sauren Boden. Besteht diese Bodenzusammensetzung nicht, sollte man nicht den Boden ansäuern, sondern lieber auf den Anbau verzichten.
Doch jeder Rückschritt ist letztlich ein Ansporn, sich zu verbessern, weiß Roesberger. Er habe beispielsweise große Probleme mit Wühlmäusen, berichtet der Gärtner: „Außerdem wird keine Süßkirsche was, alle haben Maden.“ Seine Pflaumen stecken voll von Würmern, Apfelbäume sind ihm eingegangen, zählt er auf. Und dennoch: Eine Lernkurve ist da.