Die Gothaer steigerte den Gewinn nach Steuern im abgelaufenen Jahr auf 83 Millionen Euro.
Windräder versichernGothaer will Wachstum durch Windkraft

Gothaer-Chef Oliver Schoeller im Treppenhaus der Konzernzentrale
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Die Gothaer zeigte sich optimistisch für das laufende Geschäftsjahr. „Wir sind gut ins Jahr gestartet“, sagte Konzernchef Oliver Schoeller am Freitag in einer Online-Konferenz. Der Kölner Versicherer strebt ein Wachstum zwischen drei und fünf Prozent an. Die Ertragslage soll trotz eines weiter herausfordernden Umfelds stabil bleiben.
Im abgelaufenen Jahr hat sich die Gothaer laut Schoeller „außerordentlich gut geschlagen“. Die gebuchten Bruttobeiträge sanken um 2,3 Prozent auf 4,57 Milliarden Euro. Grund ist ein Minus bei den Einnahmen des Lebensversicherers um 18,4 Prozent auf 1,18 Milliarden. Dabei halbierten sich nach einem starken Vorjahr die Einnahmen aus Geschäft gegen Einmalbeitrag auf 249 Millionen. Auf dem Feld konkurrieren Lebensversicherer jetzt wieder mit Banken, die wieder Zinsen für die Anlagen bieten. Bei ihnen waren die Zinsen zuvor oft negativ, während es bei den Lebensversicherern in dem Geschäft noch Erträge für die Anleger gab.
Marktführer bei der Versicherung von Windrädern
In der Sach- und der Krankenversicherung gab es ein Plus von 6,5 beziehungsweise 0,9 Prozent. In der Sachversicherung sieht die Gothaer Chancen bei der Versicherung von Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Das Unternehmen versichert 26 000 Windkraftanlagen an Land weltweit. Mit einem Anteil von über 30 Prozent in vielen europäischen Ländern sieht sie sich als Marktführer. Während der Ausbau der Windenergie in Deutschland nahezu stockt, sieht Schoeller Wachstum momentan eher im Ausland. Erst kürzlich wurden große neue Windparks in Norwegen oder Chile sowie Anlagen zur Wasserstoffherstellung versichert. Auch den Eintritt in neue Marktsegmente wie Offshore Windenergieanlagen prüft die Gothaer.
In einem Jahr mit „Rekord-schlechten Kapitalmärkten“ so Harald Epple, der die Kapitalanlagen des Konzerns verantwortet, seien solide Kapitalanlageergebnisse erzielt worden. Bei der Gothaer Leben sank dieses Ergebnis aber auf 350 (2021: 558) Millionen. Der Jahresüberschuss wuchs um 1,3 Prozent auf 83 Millionen Euro. Die Gothaer beschäftigte 5025 (5007) Mitarbeitende, wobei eine rumänische Tochter verkauft wurde. In Köln arbeiten 3494 (3434) Menschen.
Fokus auf den Mittelstand
Für die Gothaer ist der Mittelstand eine Kernzielgruppe. Der werde unterstützt bei der Senkung seines Energieverbrauchs und der Umstellung auf erneuerbare Energien, so Thomas Bischof, Vorstandschef des Sachversicherers Gothaer Allgemeine. Kunden bekommen eine umfassende Energieberatung, die Erstberatung sogar kostenfrei. Bei einem Messerhersteller konnten etwa 16 000 Liter Heizöl pro Jahr durch Nutzen der Abwärme eingespart werden. Eine Solaranlage sparte 14 Megawattstunden Strom.
Im Kampf um Fachkräfte würden sich Mittelständler zunehmend als vor- und fürsorglicher Arbeitgeber präsentieren. Mittel dazu sei etwa eine betriebliche Krankenversicherung, die mehr biete als Rückenschule. Angeboten werden könnten etwa auch eine Pflegeassistenz, die Erstattung von rezeptfreien Medikamenten oder Services zur mentalen Gesundheit, zur Ernährung und Bewegung. Betriebliche Altersvorsorge steigere die Attraktivität eines Arbeitgebers weiter.