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GeldanlageWie aus niedrigen Sparraten zumindest ein kleines Vermögen wird

Lesezeit 7 Minuten

Händler an der New Yorker Börse. Hier sind viele der großen Aktiengesellschaften notiert.

Es gibt viele Gründe, regelmäßig Geld beiseitezulegen. Dann werden mit der Zeit auch mit kleineren Beträgen eine hübsche Summe.

Das Auto kommt in die Jahre und muss in zwei oder drei Jahren ersetzt werden, eine Wohnung oder ein Haus soll renoviert oder gekauft oder die Rente soll aufgestockt werden. Es gibt viele Motive, Geld auf die hohe Kante zu legen. Einfach lossparen sollte dennoch niemand.

Zunächst sind existenzbedrohende Risiken abzusichern. Unverzichtbar sind Kranken- und Haftpflichtversicherung. Aber Alleinstehende haben einen anderen Versicherungsbedarf als junge Familien, in denen zunächst einer für Einkünfte der Familie sorgt. Der, der sich um das Kind kümmert, sollte finanziell abgesichert sein, wenn der Hauptverdiener ausfällt. Das könne durch eine Risikolebensversicherung geschehen, sagt Martin Reuter, Finanzberater bei der Verbraucherzentrale NRW in Köln. Mit Risikolebensversicherungen sichern sich auch kinderlose Paare gegenseitig ab, wenn etwa hohe Schulden für eine Immobilie abbezahlt werden müssen.

Existenzbedrohende Risiken zunächst absichern

Nach Möglichkeit sollte in jungen Jahren auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen werden. Schulden sind vor dem Sparen zu tilgen. In der Regel bringen Geldanlagen weniger Zinsen als für Kredite zu zahlen sind. Das gilt vor allem für Dispokredite. Auch sollte ein Polster für unvorhergesehene Ausgaben angelegt werden. Gut geeignet sind dafür Tagesgeldkonten. Da gibt es anders als auf dem Girokonto, einen nennenswerten Guthabenzins, kein Verlustrisiko, und das Geld steht jederzeit zur Verfügung. Verbraucherschützer Reuter empfiehlt als Puffer mindestens zwei bis drei Netto-Monatsgehälter.

Wozu, wann wie viel Geld benötigt wird, ist entscheidend für die Anlagestrategie. Die Reise kann vielleicht verschoben werden, wird das Auto etwa für den Weg zur Arbeit gebraucht, muss das Geld zur Verfügung stehen, wenn dem alten Wagen der Tüv-Segen verwehrt wird. Andererseits haben junge Menschen vielleicht noch 30 oder mehr Jahre bis zur Rente. Da hilft der Zinseszinseffekte kräftig bei Sparen. Wer fünf Jahre lang 1000 Euro pro Jahr anlegt, hat bei Zinsen von zwei Prozent 5297 Euro, wie sich durch Zinseszinsrechner im Internet ermitteln lässt. Voraussetzung ist die jährliche Zinszahlung, die dann das Kapital mehrt.

Der Zinseszinseffekt hilft

Bei derartigen Zinssätzen könnte die Inflationsrate höher liegen als der Zins. Real ist also ein Verlust möglich. Das heißt, der Preis einer geplanten Anschaffung ist in den fünf Jahren stärker geklettert als der Wert des Ersparten. Auch wirkt der Zinseszinseffekt deutlich besser bei höheren Zinsen und längeren Laufzeiten. Wer zehn Jahre lang 1000 Euro anlegt bei Zinsen von fünf Prozent, hat dann 14852 Euro. Derartige Sätze sind allerdings mit klassischen Spareinlagen kaum zu erzielen.

Eine entsprechende oder auch höhere Rendite ist aber bei einer Aktienanlage bei einem langen Anlagehorizont zu erzielen. Im Schnitt lag die Rendite des MSCI World bei acht Prozent pro Jahr über einen Zeitraum von 15 Jahren, bei 20 Jahren laut dem Deutschen Aktieninstitut bei 8,6 Prozent. Wer also 4500 Euro anlegt, könnte demnach nach 15 Jahren ein Gesamtkapital von gut 14.000 Euro haben – Gebühren für die Anlage in einen ETF nicht eingerechnet. Wer 25 Euro pro Monat in einen Sparplan auf Basis des MSCI World fließen lässt, hat auch 4500 Euro in 15 Jahren investiert und könnte am Ende knapp 9000 Euro angespart haben. Und aus 6000 Euro Einmalanlage könnten nach 20 Jahren über 31.000 Euro geworden sein, bei einem Sparplan mit 25 Euro pro Monat fast 16.000 Euro.

Auf lange Sicht lohnen sich Aktien

Nun lässt sich die historische Wertentwicklung natürlich nicht einfach in die Zukunft fortschreiben. Wer aber in den vergangenen Jahrzehnten beliebige 15 Jahre als Einmalbetrag in den MSCI World investiert war, machte zumindest keinen Verlust, wie etwa das Internetportal Finanztip ermittelt hat. Allerdings schwankt die Rendite zwischen 14,4 Prozent und 1,3 Prozent, wenn der Anlage-Zeitraum nicht nur die schwachen Börsenjahre nach der Jahrtausendwende, sondern auch noch das Jahr 2008 der Finanzmarktkrise umfasst.

Es gibt sehr sichere Anlagen wie Tages- und Festgeld. Bis zu 100.000 Euro ist das Geld sogar durch die Einlagensicherheitssysteme bei Bankenpleiten geschützt. Es gibt andererseits hochriskante Wertpapieranlagen, bei denen nicht nur das eingesetzte Kapital verloren gehen kann, sondern Anleger sogar verpflichtet sind, Kapital nachzuschießen, was den Verlust vergrößert. Generell ist die Rendite riskanterer Anlagen höher. Allerdings muss jeder Anleger selbst ermitteln, wie viel Risiko und wie viel Verlust er tragen kann.

Anlage darf einen nicht um den Schlaf bringen

Gelassenere Anleger, die das in Aktien angelegte Geld nicht unbedingt brauchen, können auf eine Kurserholung warten. Nervöse Anleger verkaufen vielleicht in der Schwächephase und fahren hohe Verluste ein. Eine Faustformel: Wen die geplante oder vollzogene Geldanlage um den Schlaf bringt, agiert wohl zu risikoreich. Gerade wenn das Geld knapp ist, sollten Anleger abwägen, ob die Sicherheit Ihrer Anlage nicht Vorrang haben sollte.

Danach können Anleger überlegen, wie viel Geld sie anlegen wollen. Wer aus wenig Geld ein kleines Vermögen machen will, kommt kaum an Aktien, also Anteilen an Unternehmen, vorbei. Ein Investment ist bereits ab einem Euro pro Monat möglich. Aber auch wer mit dem Sparen beginnt, sollte 25 oder 50 Euro pro Monat auf die hohe Kante legen, empfiehlt Reuter.

Kosten in den Blick nehmen

Gerade bei schmalem Budget gilt es, die Kosten der Geldanlage in den Blick zu nehmen. Online-Broker bieten etwa günstige oder gar kostenlose Depots für Wertpapiere und geringe Handelskosten. Günstiger als Fonds, die Verwaltungsgebühren von oft bis zu zwei Prozent verlangen und Ausgabenaufschläge für den Kauf der Anteile, sind ETFs mit Verwaltungsgebühren von in der Regel weniger als 0,3 Prozent. Die bilden Börsenindizes nach, haben also keinen teuren Manager, die nach aussichtsreichen Wertpapieren suchen.

In einem Dax-ETF sind die 40 bedeutendsten deutschen Aktien enthalten gemäß dem Gewicht der Unternehmen im Index. Eine bessere Risikostreuung bietet der Index MSCI World, in dem 1600 Unternehmen enthalten sind, rund zwei Drittel davon aus den USA. ETFs gibt es auch für Anleihen, das sind Schuldverschreibungen von Staaten oder Unternehmen, die Indizes abbilden für eine Vielzahl von Anleihen.

ETFs sind für junge Sparer gut geeignet

Es gibt eine Vielzahl von möglichen Investments, aus denen der Anleger auswählen kann. Erstrebenswert ist ein breiter Mix aus Immobilien, Anleihen, Aktien oder auch Rohstoffen. Es gibt Fonds, die das abbilden. Da könnte die Wertentwicklung von Gold oder Immobilien etwa eine Aktienschwäche kompensieren. In der Praxis bleibt die Wertentwicklung dieser Fonds oft hinter denen von Aktien-Fonds oder Aktien-ETFs zurück. Auch verlangen sie zum Teil hohe Verwaltungsgebühren.

Reuter empfiehlt vor allem für junge Sparer, die ein Vermögen aufbauen wollen, ETF-Sparpläne. Anleger könnten einen Teil des Geldes monatlich in einen ETF fließen lassen, der risiko- dafür chancenreich den weltweiten Aktienindex MSCI World nachbildet, und einen anderen in verzinsliche Sicherheitsbausteine wie Anleihen-ETFs oder Tagesgeldkonten sparen. Die Anleihen-ETF sollten in Euro begeben sein, empfiehlt Reuter. Dann gibt es kein Risiko durch Währungsschwankungen. Auch sei auf die Ausgeber der Anleihen zu achten. Er rät zu Anleihen des deutschen Staates, weil die hinsichtlich des Risikos am besten bewertet sind mit einem AAA der Ratingagenturen. „Auch Anleihen sind wie Aktien eine langfristige Anlage“ über Jahrzehnte, sagt Reuter. Auch hier gebe es Wertschwankungen.

In der Niedrigzinsphase führte die Anlage in deutschen Staatsanleihen zu Wertverlusten, weil die Inflation die Rendite mehr als auffraß. Und wer Kapitalerträge jenseits des Sparerfreibetrags erzielt, muss die versteuern, was die Rendite dämpft. Wie Sparer das Geld zwischen Aktien und Anleihen oder Tagesgeld verteilen, hängt von Risikoneigung und Risikotragfähigkeit ab. Generell können Sparer, die zum Beispiel um die 30 Jahre alt sind, mehr Geld in Aktien anlegen als 50-Jährige, weil ihnen noch viel Zeit bis zur Rente bleibt, um mögliche Verluste auszugleichen.

Oft hilft der Chef beim Sparen

Beim Sparen hilft vielleicht der Chef mit vermögenswirksamen Leistungen (VL). Das sind freiwillige Leistungen des Arbeitgebers, laut Finanztip meist zwischen sechs und 40 Euro pro Monat. Wenn der Chef nur wenig beisteuert, können Anleger den Betrag aus ihrem Gehalt erhöhen, rät Reuter von der Verbraucherzentrale NRW. VL gibt es für Fonds- oder ETF-Sparpläne, Banksparpläne, Bausparverträge oder eine laufende Baufinanzierung.

Noch attraktiver werden vermögenswirksame Leistungen durch einkommensabhängige staatliche Zuschüsse, die sogenannte Arbeitnehmersparzulage. Die gibt es bis zu einem zu versteuernden Einkommen von 40.000 Euro pro Jahr bei Ledigen und bis zu 80.000 Euro bei Verheirateten. Bei den Fondssparplänen werden 20 Prozent der eingezahlten vermögenswirksamen Leistungen bis zu 400 Euro (Verheiratete: 800 Euro pro Jahr) gefördert. Das sind dann 80 beziehungsweise 160 Euro pro Jahr. Bei Bausparverträgen oder Baukredittilgung gibt es niedrigere Fördersätze, bei Banksparplänen gar keine Förderung. VL-Verträge werden sechs Jahre bespart und müssen dann ein Jahr bis zur Auszahlung ruhen.