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Interview

Vodafone-Chef de Groot
„Satelliten schließen nervige Funklöcher“

Lesezeit 4 Minuten
Marcel de Groot, der CEO von Vodafone Deutschland

Marcel de Groot, der CEO von Vodafone Deutschland

Marcel de Groot will Vodafone Deutschland durch Glasfaser-Ausbau und Satelliten-Internet modernisieren und Funklöcher schließen.

Kundenschwund und Umsatzrückgänge: Mitten in der Krise hat Marcel de Groot die Führung von Vodafone Deutschland übernommen. Im Interview mit Frank Meßing erklärt der Holländer, wie er das Düsseldorfer Unternehmen wieder in die Erfolgsspur führen will.

Herr de Groot, Vodafone Deutschland hat seit Sommer 2024 fast vier Millionen Fernsehkunden verloren. Hat die Abschaffung des Nebenkosten-Privilegs beim Kabel-TV Ihrem Unternehmen stärker geschadet als befürchtet?

Die Gesetzesänderung hat uns natürlich nicht gefreut. Und sie hat dazu geführt, dass der gesamte TV-Markt kleiner geworden ist. Hinzu kommen einige Kunden, die jetzt Netflix oder andere Streamingangebote nutzen. Aber mehr als die Hälfte der TV-Kunden, die von der Gesetzesänderung betroffen waren, hat sich für Vodafone entschieden. Damit sind wir voll im Plan. Und der Markt bleibt in Bewegung. Wir arbeiten an weiteren Rahmenverträgen mit den Wohnungsgesellschaften, um noch mehr Kunden für uns zu gewinnen.

Vodafone ist immer noch der mit Abstand größte Anbieter von Kabelfernsehen. Hat die Technologie noch eine Zukunft, weil doch Streamingdienste und Soziale Medien statt Fernsehen mit starrem Programmablauf auf dem Vormarsch sind?

Hundertprozentig. Es gibt keine TV-Technologie, für die sich im Zuge der Gesetzesänderung mehr Kunden entschieden haben. Unser Kabelglasfasernetz bringt ein hochwertiges Fernsehsignal ganz einfach zu den Menschen in die Wohnzimmer. Und zeitgleich können die Menschen darüber auch richtig schnelles und stabiles Internet nutzen. Wir haben die Kabelglasfaser-Infrastruktur in den vergangenen Monaten nochmal richtig hochgerüstet. Kein anderes Festnetz gewinnt seitdem mehr renommierte Tests. Kabelglasfaser ist eine Zukunftstechnologie. Und ein wichtiger Bestandteil vom größten Gigabit-Netz der Republik, das wir aktuell mit ganz neuen Glasfaser-Leitungen noch größer machen. Schon in Kürze können rund 60 Millionen Menschen Gigabit-Internet von Vodafone nutzen. Welche Technologie hinter der Gigabit-Leitung steht, ist den meisten Kunden egal. Sie muss zuverlässig funktionieren.

Der Glasfaser-Ausbau schreitet voran. Die Rufe werden lauter, das alte Kupferkabelnetz für DSL-Anschlüsse, das sich weitgehend im Besitz der Deutschen Telekom befindet, abzuschalten. Wie ist da Ihre Position?

Die neue Regierung hat die Chance, in diesem Land eine riesige Digitalwende in Gang zu setzen. Wenn sie das Schnecken-Internet der Telekom in den Ruhestand verabschiedet und stattdessen vollständig auf Gigabit-Netze setzt. Sie muss gemeinsam mit der Bundesnetzagentur einen klaren Zeitplan und transparente Regeln für die schnelle und kundenfreundliche Umstellung aufs Gigabit festzurren. Es geht um schnelleres und besseres Internet für 24 Millionen Haushalte. Das ist möglich. Aber dafür müssen auch alle Gigabit-Anbieter die faire Chance bekommen, den betroffenen Menschen attraktive Angebote zu machen. Wir müssen also wissen, wann welcher Anschluss wo abgeschaltet wird. Nur so können echter Wettbewerb und Wahlfreiheit für die Kunden entstehen. Deutschland braucht nicht länger ein Kupfer-Privileg für die Telekom, sondern einen Gigabit-Turbo für alle.

Sie haben die Führung von Vodafone Deutschland vor knapp einem Jahr übernommen – mitten in einer Phase sinkender Umsätze und auch wegbrechender Kundenzahlen auch im Mobilfunk. Wann wird das Unternehmen wieder über dem Berg sein?

Wir haben die Weichen gestellt, um Vodafone bald wieder auf die Gewinnerstraße zu bringen. Wir bringen immer mehr Gigabit nach Deutschland, bauen 5G weiter aus und sagen Funklöchern den Kampf an. Im Firmenkundengeschäft werden wir mit Zukunftstechnologien angreifen. Deutschlands Unternehmen müssen sich durchdigitalisieren, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Die vielen tausend Mittelständler und Kleinunternehmen brauchen sichere Cloud-Lösungen, um ihre Daten zu speichern – und sie brauchen effektive Schutzschilder vor Angriffen im Netz. Die Hälfte aller Cyber-Angriffe richtet sich gegen kleinere Firmen. Aber gerade die haben oft keine IT-Experten, um solche Angriffe abzuwehren. Hier wollen wir helfen. Wir investieren noch mehr in unseren Kunden-Service.

Apropos Funklöcher. Die Zahl der grauen und weißen Flecken wird immer geringer. Dennoch reißen Gespräche immer wieder ab.

Wir haben die Netze in Deutschland zuletzt massiv verbessert. Aber klar ist: Wir wollen noch besser werden. Dafür bauen unsere Techniker jeden Tag neue Masten entlang von Autobahnen. Und sie schalten an Bahnstrecken neue Funkfrequenzen frei, damit unser Netz besser zu den Reisenden in die Züge hineinkommt. Als Vodafone-Gruppe arbeiten wir zeitgleich schon heute an der Zukunft. Mit neuen Technologien aus dem All. Satelliten-Internet kann helfen, nervige Funklöcher in besonders abgelegenen Regionen zu schließen. Das ist ein Riesending. In Großbritannien hat Vodafone zusammen mit AST das erste Video-Telefonat über eine Satelliten-Verbindung geführt. Mit einem normalen Handy. Und ganz ohne Verzögerung. Technologien wie diese könnten künftig sicher auch in Deutschland helfen.