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Mehr Haltestellen für TouristenbusseMit diesem Konzept will Köln dem Andrang Herr werden

Lesezeit 4 Minuten
Menschen stehen vor zwei Bussen.

Die Haltespur für Touristenbusse auf der Gereonstraße hat zu wenig Kapazität

Sie steuern die Stadt wieder in großer Zahl an: Touristenbusse. Doch es gibt nur einen kleinen Halt für sie an der Gereonstraße. Nun sollen weitere Haltestellen in der Innenstadt geschaffen werden.

Weihnachten kommt schneller als gedacht – und das jedes Jahr aufs Neue. Darum will das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt nun ein Thema mit Dringlichkeit angehen, bevor der Advent unvermittelt vor der Tür steht: Touristenbusse. Neu ist dieses Thema in Köln beileibe nicht. Seit Jahren wird darüber diskutiert, wie mit den Reisebussen umzugehen ist, mit denen Touristen in die Stadt gebracht werden. Pläne gab es schon viele. Zur Reife hat es keiner gebracht. Nun wagt das Ratsbündnis auf Betreiben der CDU einen neuen Vorstoß. In der Innenstadt sollen mehrere Haltestellen für Torismusbusse geschaffen werden.

Aufgereiht wie an der Perlenschnur

Einst reihten sich die Busse mit Fahrgästen aus aller Herren Länder auf der Komödienstraße auf wie an einer Perlenschnur. Ein „Busbahnhof“ direkt im Schatten des Doms. Dass es so nicht bleiben kann, darüber herrschte Einigkeit über Parteigrenzen und Interessenslagen hinweg. Zu viele Touristen für eine Haltestelle Der Halt an der Komödienstraße wurde gesperrt, ein neuer an der Gereonstraße auf Höhe des Börsenplatzes geschaffen. Mit „eingehausten“ Dixie-Klos. Ob der attraktiver ist als sein Vorgänger, darüber lässt sich streiten. Unstrittig ist, dass er für Spitzenzeiten im Sommer oder im Advent zu wenig Kapazität hat. Darum legte das Verkehrsdezernat 2020 ein Zusatzkonzept vor: Um die Touristenströme zu den Weihnachtsmärkten kanalisieren zu können, sollten die Reisebusse einen Parkplatz an der Messe in Deutz ansteuern. Von da aus würden dann die KVB einen Bus-Shuttle einrichten, mit Halt am Heumarkt. Das wurde von der Politik in Bausch und Bogen verworfen. Unter anderem wegen des befürchteten Verkehrschaos’ auf der Deutzer Brücke. Corona erstickte wenige Wochen später die Debatte.

Große Lust auf Köln

Doch die Pandemiejahre haben die Lust auf Köln nicht erstickt. Die Touristen strömen wieder in die Domstadt (siehe Infokasten am Textende). Laut des Geschäftsführers von Kölntourismus, Jürgen Amann, sind die Zahlen in diesem Frühjahr wieder annähernd auf dem Niveau des Jahres 2019. Mögen die Chinesen nicht mehr so geballt wie einst aus den Bussen hervorquellen, so scheinen die Inder nun ihre Fußstapfen zu treten. Die Anziehungskraft des Doms reicht rund um den Globus. Die Innenstadt wirkt schon im Mai randvoll. Zu viele Reisende, als dass sie auf einen Halt konzentriert werden könnten, so sie denn mit dem Bus gekommen sind. „Für Reisebusse sollen klar definierte Aus- und Einstiegsstellen eingerichtet werden“, erklärt Teresa De Bellis, verkehrspolitische Sprecherin der CDU für das Ratsbündnis den Antrag. Zwischen dem Ein- und Aussteigen der Reisenden sollen die Busse auf einem dezentralen Busparkplatz parken. Beispielsweise am Kuhweg, im Schatten der Mülheimer Brücke. „Dort braucht es dann aber auch eine gebührende Infrastruktur“ so De Bellis. Schon jetzt parken am Kuhweg Reisebusse. Doch außer ein paar Dixie-Klos und Mülleimer finden die Busfahrer dort nichts vor. Nicht einmal eine schnelle Verbindung zur Innenstadt steht ihnen zur Verfügung – beispielsweise mithilfe von Leihrädern –, um die Wartezeit in der Innenstadt kurzweilig gestalten zu können. Neue Haltepunkte, ein attraktiver Busparkplatz – das alles gibt es nicht kostenlos.

Busunternehmer sollen zahlen

Die Verwaltung soll ein Gebührensystem für Reisebusse entwickeln, angelehnt an der geübten Praxis anderer Städte. Damit das neue Konzept nicht als bloßer Papiertiger losspringt, der dann wieder nur in einer Ablage landet, fordert das Ratsbündnis, frühzeitig Dachverbände der Reisebusbranche und auch Kölntourismus einzubinden. Dort dürfte die Stadtverwaltung offene Türen einrennen. „Eine Dezentralisierung der Haltestellen für Reisebusse wäre wünschenswert“, begrüßt Kölntourismus-Chef Amann schon mal den Vorstoß.


Zahlen zum Tourismus in Köln

1,7 Tage verbrachten Touristen im Januar bis Februar im Durchschnitt in Köln. An der Auswertung der Tourismuszahlen für März und April arbeitet Kölntourismus aktuell. Geschäftsführer Jürgen Amann geht davon aus, dass sie sich wieder auf dem Niveau des Vergleichsmonats des Jahres 2019 bewegen. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres strömten 508.004 Reisende nach Köln. Ein Anstieg im Vergleich zum Pandemiejahr 2022 von 103 Prozent. Allerdings ein Minus von 9,3 Prozent gemessen am Jahr 2019, in dem Corona keine Rolle spielte. 12 071 Reisende kamen zum Anfang dieses Jahres aus Großbritannien und führten damit die Statistik an, gefolgt von den Niederländern. Laut Marktbeobachtern zieht in diesem Jahr vor allem wieder der Markt der Flussschiffsfahrten an. Chinesische Touristen seien mittlerweile mehr individuell als in Reisegruppen unterwegs. Dafür gebe es in Indien einen Trend zu Pauschalreisen nach Köln. Auch das Messe- und Tagungsgeschäft ziehe wieder deutlich an. (ngo)