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Teures Gemüse, teurer SpritWas die hohe Inflationsrate für uns Verbraucher bedeutet

Lesezeit 4 Minuten
Supermarkt Preise

Gemüse ist sogar um neun Prozent teurer geworden. 

Köln – Das Leben in Deutschland wird teurer, die Inflation ist so stark wie seit fast 28 Jahren nicht mehr. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, sprang die Inflationsrate im August auf 3,9 Prozent – der höchste Stand seit 1993. Grund für den hohen Wert sind zwar vor allem die rasant gestiegenen Energiepreise, aber auch Lebens- und Genussmittel sind im Vergleich zum Vorjahr teilweise deutlich im Preis gestiegen.

Für Verbraucher ist das ein Problem, denn eine höhere Inflation schwächt ihre Kaufkraft, weil sie sich für einen Euro dann weniger kaufen können als zuvor. Auch für Sparer, die Geld beispielsweise auf mickrig verzinsten Tagesgeldkonten parken, sind steigende Inflationsraten bitter. Ihre Guthaben verlieren unter dem Strich an Wert.

Steigende Energiepreise

Ein großer Preistreiber war einmal mehr Energie, die sich am stärksten verteuert hat: Im August mussten Verbraucher in Deutschland fürs Tanken und Heizen nach Berechnungen der Statistiker 12,6 Prozent mehr zahlen als ein Jahr zuvor. Vor allem die Preise für Leichtes Heizöl (+57,3 Prozent) und Kraftstoffe (+ 26,7 Prozent) stiegen zuletzt deutlich. Ohne Berücksichtigung der Energieprodukte hätte die Inflationsrate im August dem Bundesamt zufolge 3,0 Prozent betragen.

Volkswirt erwartet höhere Zahlen und gibt Entwarnung

Grund zur Sorge sieht Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater angesichts der erneut gestiegenen Inflation für Verbraucher noch nicht. Kater geht davon aus, dass die Teuerungsrate in Deutschland in den kommenden Wochen auch noch weiter steigen könnte: „Für die Verbraucher stehen im Herbst Inflationsraten von 3 bis 5 Prozent ins Haus“. Doch er gibt trotzdem Entwarnung. Ein Grund dafür ist die niedrige Inflationsrate im Coronajahr 2020. „Nimmt man den Durchschnitt der beiden Corona-Jahre 2020 und 2021, so ist die Inflation mit knapp 2 Prozent im Bereich des Normalen“, sagt er. Dass die Inflationsraten langfristig auf einem hohen Niveau bleiben wird, davon geht der Chefvolkswirt der Deka-Bank nicht aus. In den kommenden Jahren werde die Inflationsrate wieder in den Bereich von knapp zwei Prozent zurückfallen, ist Kater überzeugt. „Aber so niedrig wie in den Jahren vor Corona wird es lange nicht mehr werden.“ Aber: Liege die Inflationsrate absehbar deutlich über zwei Prozent, müsse die Notenbank einschreiten und mit Zinserhöhungen die Wirtschaft abbremsen – und notfalls auch in eine Rezession führen. (nika)

Vor einem Jahr waren die Rohölpreise mit Ausbruch der Corona-Krise wegen einer geringen Nachfrage auf dem Weltmarkt eingebrochen. Seither haben sie sich aber wieder erholt. Dazu kommt: In Deutschland sind seit Januar 25 Euro je Tonne Kohlendioxid (CO2 ) fällig, das beim Verbrennen von Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas entsteht. Beides sorgt derzeit für steigende Energiepreise. Zudem schlägt die Rücknahme der in der Pandemie beschlossenen temporären Mehrwertsteuersenkung nun voll zu.

Doch die Teuerung bekommen Verbraucher nicht nur beim Thema Energie, sondern auch im Supermarkt zu spüren. Laut Statistischem Bundesamt stiegen die Preise für Nahrungsmittel im August insgesamt um 4,6 Prozent. Dabei mussten Verbraucher vor allem für Gemüse (+9,0 Prozent) mehr zahlen als als noch vor Jahresfrist. Aber nicht nur beim Gemüse machen sich die gestiegenen Preise bemerkbar. Auch bei Speisefetten und Speiseölen (+ 7,4 Prozent) , Molkereiprodukten und Eiern (+ 5,0 Prozent), Brot und Getreideerzeugnissen (+ 4,3 Prozent), Zucker, Marmelade, Honig und andere Süßwaren (+ 3,6 Prozent) wirkt sich die Teuerung aus und sorgt so für höhere Ausgaben bei den Verbrauchern.

Teurere Dienstleistungen

Ebenfalls im Vergleich zum August 2020 teurer geworden sind Gebrauchsgüter wie Fahrzeuge (+ 5,5 Prozent), Möbel und Leuchten (+ 4,0 Prozent) und Bekleidung und Schuhe (+ 3,5 Prozent). Dagegen wurden nur wenige Waren billiger, wie zum Beispiel Fernsehgeräte und Ähnliches (-0,7 Prozent). Die Preise für Dienstleistungen insgesamt lagen im August 2021 um 2,5 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats.

Die durchschnittlichen Ausgabegewohnheiten aller privaten Haushalte in Deutschland zusammengenommen entscheiden letztlich, wie viel Gewicht die unterschiedlichen Produkte und Dienstleistungen bei der Messung der Inflation erhalten. Die Messung der Inflationsrate beruht also im Wesentlichen auf einem Durchschnittskäufer.

Der Verbraucher nimmt eine Verteuerung von Alltagsprodukten dabei sehr viel deutlicher wahr. Da sie häufig gekauft werden, sind die Preise für die Waren dem Konsumenten in der Regel sehr präsent. Im Gegensatz dazu wird etwa ein Fahrzeug eher selten gekauft und spielt daher in der Wahrnehmung des Verbrauchers nur eine untergeordnete Rolle. (mit dpa)