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Syrer in Deutschland„Auf dem Arbeitsmarkt integriert“ – Verdi warnt vor Rückführungen in großem Stil

Lesezeit 2 Minuten
ARCHIV - 18.11.2019, Baden-Württemberg, Stuttgart: Eine Verdi-Fahne ist auf einer Demonstration zu sehen. (zu dpa: «Warnstreiks bei Geldtransporten») Foto: Tom Weller/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Die Gewerkschaft Verdi betont, wie wichtig Syrerinnen und Syrer für den deutschen Arbeitsmarkt sind.

Auf welche Erwartungen treffen die Syrerinnen und Syrerinnen in Deutschland in der aktuellen Lage? Eine Gewerkschaft meldet sich zu Wort.

Nach dem Sturz von Diktator Baschar al-Assad in Syrien warnt die Gewerkschaft Verdi vor Rückführungen von Syrerinnen und Syrern aus Deutschland in großem Stil. Verdi-Chef Frank Werneke sagte in einem Videointerview der Deutschen Presse-Agentur, große Rückführungen seien „gegen die Interessen der Menschen und übrigens auch gegen die Interessen der Arbeitswelt, zumindest in Teilen in Deutschland“.

Er rate „sehr dazu, dass mit einem kühlen Kopf an die Situation herangegangen wird“, sagte der Verdi-Vorsitzende. „Viele sind hier auf dem Arbeitsmarkt integriert und etabliert und auch wichtig für uns.“ Syrerinnen und Syrer arbeiteten etwa im Versandhandel, im Bereich der Zustellung oder in der Pflege. Viele seien Verdi-Mitglieder geworden.

Was die Regierung laut Verdi tun sollte

Werneke forderte die Bundesregierung und Europäische Union auf, die Lage in dem von Instabilität bedrohten langjährigen Bürgerkriegsland genau zu verfolgen. Bei der Bildung einer Übergangsregierung müssten die Volks- und Religionsgruppen berücksichtigt werden. „Möglichst demokratische Verhältnisse“ müssten organisiert werden. „Das ist ja auch für die vielen Menschen, die in Deutschland als Geflüchtete sind, wesentlich für die weitere Perspektive.“

Aus eigenen Gesprächen in den vergangenen Tagen kenne er unterschiedliche Reaktionen von Syrerinnen und Syrern in Deutschland. Sie beobachteten die Lage in Syrien genau und freuten sich in der Regel sehr über Assads Sturz, betonte Werneke. „Viele überlegen auch, ob und wann sie nach Syrien zurückgehen“, sagte er. Doch für alle wichtig sei zunächst, was in dem Land nun überhaupt geschehe.

Verdi und Syrien

Beim Aufbau demokratischer Verhältnisse in Syrien spielten die Gewerkschaften eine wichtige Rolle. „Es gibt seit vielen, vielen Jahrzehnten keine freien Gewerkschaften mehr in Syrien.“ Diese zählten aber zu einem demokratischen Staat dazu. „Deshalb sehe ich es als unsere Aufgabe, zusammen mit den internationalen Gewerkschaftsdachverbänden, in denen wir Mitglied sind, dort freie Gewerkschaften aufzubauen, vielleicht auch Mitbestimmung zu etablieren.“ In Deutschland sind die Gewerkschaften über das Grundrecht der Koalitionsfreiheit im Grundgesetz verankert.

In dem vom Bürgerkrieg vielfach zerrütteten Syrien gibt es enorme Zerstörungen und stark zurückgegangene Produktionskapazitäten im verarbeitenden Gewerbe und der Landwirtschaft. Bereits vor Assads Sturz waren Kosten für Waren und Dienstleistungen stark gestiegen. (dpa)