Die Lust auf Knabberartikel ist den Bürgern nicht vergangen. Für die deutsche Süßwarenindustrie war das abgelaufene Jahr jedoch ein herausforderndes.
Süßwarenmesse in KölnSüßwaren bleiben auch in härteren Zeiten gefragt
In Europa gaben die Verbraucher die Rekordsumme von 99 Milliarden Euro von November 2022 bis November 2023 aus, wie eine Studie der Marktforscher von Nielsen IQ belegt. Die hat der Süßwarenhandelsverband Sweets Global Network (SG) im Vorfeld der Kölner Süßwarenmesse vorgelegt. Das war ein Plus von 12 Milliarden Euro. Im Wesentlichen geht es auf Preissteigerungen zurück. Die abgesetzte Menge legte nur um 0,7 Prozent zu auf 10,1 Millionen Tonnen. Für SG ist das dennoch ein erfreuliches Ergebnis. Süßwaren hätten sich als konjunkturunabhängig erwiesen.
Die Industrie in Deutschland
Für die deutsche Süßwarenindustrie war das abgelaufene Jahr ein herausforderndes, so der Branchenverband BDSI. Das Inlandsangebot habe sich rückläufig entwickelt, so der Vorsitzende Bastian Fassin. Es sank um 0,3 Prozent auf knapp 2,6 Millionen Tonnen. Der Inlandsumsatz kletterte um 11,9 Prozent auf schätzungsweise 9,9 Milliarden Euro.
Die Produktion stieg um 2,2 Prozent auf 4,3 Millionen Tonnen, der Wert um 13,3 Prozent auf 16,1 Milliarden. Im Plus waren Schokolade, Backwaren, Zuckerwaren und Bonbons, im Minus Knabberartikel.
Als Alarmsignal wertet die Branche Rückgänge beim Export. Eine Ausfuhrmenge von 2,5 Millionen Tonnen bedeuten einen Rückgang von einem Prozent, während der Umsatz um 14,2 Prozent auf rund 12,2 Milliarden zulegte. Fassin sieht nach vielen Jahren des Wachstums einen Wendepunkt. Dabei habe gerade der Export von Süßwaren wachsende Bedeutung für das wirtschaftliche Überleben der Unternehmen und den Erhalt der mittelständischen Struktur, so Fassin. Die Branche hat 200 Unternehmen mit 60 000 Mitarbeitenden.
Der Handel in Deutschland
Insgesamt zeigt sich der Handel mit dem abgelaufenen Jahr zufrieden. Dabei halte der Großteil der Kunden das Geld zusammen. Er sei preissensitiver geworden. So greife er zunehmend zu Aktionsware, die einen Marktanteil von etwa 30 Prozent habe statt zwischen zehn und 20 Prozent in früheren Jahren. Auch Premiumprodukte würden in Aktionen günstig angeboten. Kunden erwarteten nachhaltige Produktion, seien aber nicht unbedingt bereits, dafür oder für Bio-Produkte mehr zu bezahlen. Bestimmte Entwicklungen der vergangenen Jahre würden wohl zu Langzeit-Trends: Gesundes Snacking, der Wandel zu alternativen Süßungsmitteln, vegane Produkte, Produkte mit added value wie Fruchtgummi mit Vitaminzusätzen oder auch nachhaltige Verpackungsalternativen können hier neue Impulse setzen.
Der Ausblick
Der Handel erwartet im laufenden Jahr leicht steigende Umsätze. Ausgelöst würden die vornehmlich durch Preissteigerungen im Einkauf beziehungsweise auf dem Rohstoffmarkt. Die sollen wohl weitergeben werden. Für zusätzliches Geschäft könnte die Fußball-Europameisterschaft sorgen, wenn die deutsche Mannschaft lange im Turnier bleibt, oder andere Großereignisse wie der Super Bowl. Insgesamt erwartet die Branche ein weiteres anspruchsvolles Jahr.
Insbesondere bei den Kakao- und Zuckerpreisen sei keine Entspannung zu erkennen. Auch der Klimawandel bereitet der Branche Sorge, weil es weltweit immer mehr Extremwetterlagen gibt. So wird man sich in Zukunft zum Beispiel mehr mit der Verfügbarkeit von Kakao oder anderen Zutaten beschäftigen müssen, so der BDSI.
Auch hohe Steuern und Abgaben Energiepreise, der Fachkräftemangel und die Bürokratie mache der Branche zu schaffen, so der Verbandspräsident Bastian Fassin. „Das Monster Bürokratie frisst den Mittelstand so Fassin. Auch der Verband SG und Ludwig Veltmann, Hauptgeschäftsführer des Mittelstandsverbunds kritisierten für den Handel die Bürokratie. Eine Entlastung von Bürokratie wäre das beste Konjunkturprogramm.
Die Messe ISM
Die ISM ist die weltgrößte Messe für Süßigkeiten und Snacks. In diesem Jahr belegt sie eine Bruttofläche von fast 100 000 Quadratmetern. Vom 28. bis zum 31. Januar zeigen 1470 Aussteller aus 74 Ländern ihre Produkte. 1250 kommen aus dem Ausland. Die größten Auslandsbeteiligungen kommen mit jeweils 140 Unternehmen aus Italien und Belgien sowie aus Spanien (96). Nach der Corona-Pandemie ist die ISM wieder auf ihren angestammten Termin im Januar zurückgekehrt. Die Zahl der Aussteller nähert sich den Werten vor Corona an. 2020 belegten 1750 Aussteller 120 000 Quadratmeter. Die ISM ist eine Fachmesse. Sie findet mit der Zulieferermesse Pro Sweets mit 250 Ausstellern statt. (raz)