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Strom und Gas nicht vom GrundversorgerWo man beim Wechsel des Anbieters in der Region sparen kann

Lesezeit 4 Minuten
Ein Drehstromzähler

Ein Drehstromzähler (Symbolbild)

Die Preise auf den Energiemärkten haben sich etwas beruhigt. Verbrauchen finden auch wieder günstigere Anbieter von Strom und Gas.

Der Ukrainekrieg hat zu mächtigen Turbulenzen auf den Energiemärkten geführt. Die Preise sind nicht nur nach oben geschossen, auch alte Regeln galten plötzlich nicht mehr. Waren Laufzeit- oder Sonderverträge der Versorger lange Jahre die deutlich bessere Wahl, so waren plötzlich die Grundversorgungstarife günstiger. Zeitweise wurden Laufzeitverträge gar nicht angeboten. Jetzt hat sich Lage beruhigt und es lohnt sich, noch einmal mit spitzem Bleistift nachzurechnen, ob der aktuelle Vertrag noch der richtige ist.

Außerdem fallen zum Jahresende die Strom- und Gaspreisbremse weg, so dass die Verbraucherinnen und Verbraucher die Energiekosten wieder in voller Höhe tragen müssen. Zum anderen haben viele Versorger die Preise gesenkt, auch wenn dadurch das niedrige Niveau vor der Krise noch nicht erreicht wurden. Die Verbraucherzentrale NRW hat sich die Strom- und Gastarife der Versorger in NRW jetzt angesehen und dabei auf die Datenbank des externen Dienstleisters ene't zurückgegriffen.

Energiepreise zum 1. Januar unter der Lupe

Für die Auswertung wurden dabei die Preise zum 1. Januar 2024 berücksichtigt. Ein Ergebnis: Das Preisniveau der Strom- und Gaspreise ist laut den Verbraucherschützern - trotz geplanter Preissenkungen von 14 beziehungsweise 19 Prozent - deutlich höher, als die nachlassenden Preise auf den Energiemärkten vermuten ließen. Hier hatten die Börsenpreise im August 2022 Höchststände markiert. Auch hohe Preisunterschiede zwischen den Grundversorgungstarifen fand die Verbraucherzentrale.

Eine Tabelle zeigt Gas- und Strompreise in der Region.

Gas- und Strompreise in der Region

Bei Gas bewegen sich demnach die Arbeitspreise in der Grundversorgung zum 1. Januar zwischen 9,00 Cent je Kilowattstunde (kWh) und 26,54 Cent/kWh plus Grundpreis, bei Strom liegt die Spanne zwischen 29,81 Cent und 55,93 Ct/kWh plus Grundpreis. Damit werden die noch geltenden Preisbremsen von 12 Cent beim Gas und 40 Cent pro kWh beim Strom teils deutlich überschritten. Die große Preisspanne werfe Fragen auf, so die Verbraucherschützer. Zwar gebe es unterschiedliche Beschaffungsstrategien, die zu unterschiedlichen Preise führen könnten. „Dennoch sind die großen Unterschiede verwunderlich, zumal die Börsenpreise im Jahr 2023 deutlich zurückgegangen sind“, kritisiert Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW. Die Verbraucherzentrale fordert die NRW-Grundversorger mit überdurchschnittlichen Preisen auf, ihre Tarife auf ein marktübliches Niveau zu senken.

Große Preisunterschiede in der Grundversorgung

Wie groß die Preisunterschiede sind, zeigt der Blick auf einen Beispielhaushalt, der 20.000 Kilowattstunden Gas verbraucht. Bei einem günstigen Grundversorger kostet das in NRW laut der Verbraucherzentrale 1942 Euro, bei einem teuren maximal 5475 Euro. Das ist ein Preisunterschied in der Größenordnung eines Familienurlaubs. Beim Strom sieht es ähnlich aus. Die jährlichen Kosten für Strom aus der Grundversorgung liegen bei einem Jahresverbrauch von 3000 kWh zwischen 1060 Euro bis maximal 1856 Euro.

Auch in der Region sind die Preisunterschiede erheblich. Dabei werden hier keine Spitzenpreise verlangt, aber auch keine Tiefpreise geboten (siehe Grafik). Strom kostet etwa in der Grundversorgung von BEW und Aggerenergie laut Verbraucherzentrale NRW über 44 Cent oder aber 31,83 Cent je kWh bei der Energie-Rhein-Sieg. Beim Gas gibt es Arbeitspreise von 11,91 Cent je kWh und 21,22 Cent. Um den Jahrespreis zu ermitteln ist zu den Verbräuchen noch der Grundpreis zu addieren, der sehr unterschiedlich ausfällt.

Verbraucherinnen und Verbraucher, die in der Grundversorgung sind, sollten ihren Tarif überprüfen. Häufig lohnt sich der Wechsel.
Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW

Die Grundversorgung ist in vielen Kommunen in NRW damit wieder der teuerste Tarif am Markt. Eine Ausnahme ist die Energie-Rhein-Sieg mit eine Grundversorgungspreis von 31,83 Cent je kWh und einem Grundpreis von 190 Euro pro Jahr. „Verbraucherinnen und Verbraucher, die in der Grundversorgung sind, sollten ihren Tarif überprüfen. Häufig lohnt sich der Wechsel“, rät Schuldzinski.

Oft lässt sich durch einen Wechsel in den Sondertarif der Grundversorger schon Geld sparen. Sie sind beim Gas mit durchschnittlich 11,32 Cent/kWh in etwa 2 Cent/kWh günstiger als die durchschnittlichen Grundversorgungstarife. Doch auch hier gibt es große Unterschiede. Besonders viel lässt sich durch einen Tarifwechsel bei BEW, der Rheinenergie oder den Stadtwerken Bonn (SWB) sparen. „Raus aus der teuren Grundversorgung“, rät deshalb die Verbraucherzentrale NRW.

Auch die Grundversorger haben günstigere Tarife

Das gilt auch beim Strom. Wer in den Sondertarif des Grundversorgers wechsele, könne in NRW durchschnittlich immerhin 160 Euro durch den Wechsel pro Jahr sparen. Die Preise liegen demnach im Mittel bei 34,50 Ct/kWh. Bei alternativen Anbietern am Markt bekämen Verbraucherinnen und Verbraucher Strom derzeit sogar ab etwa 30 Cent pro Kilowattstunde. Dann ist eine Ersparnis von durchschnittloch knapp 300 Euro drin.

„Verbraucher sollten individuell prüfen, ob bei ihrem Grundversorger vor Ort ein günstiger Sondertarif für Gas oder Strom vorhanden ist oder der Wechsel zu einem alternativen Anbieter ratsam wäre“, sagt Schuldzinski. Kalkulationshilfen, die den individuellen Verbrauch berücksichtigen, gibt es bei Vergleichsportale oder bei den jeweiligen Versorgern. Komme ein alternativer Anbieter in Frage, sollten Verbraucher vor Vertragsabschluss mittels Internetrecherche prüfen, ob das Unternehmen durch sein Geschäftsgebaren in der Vergangenheit negativ aufgefallen ist, rät Schuldzinski. Mehrere Anbieter hatten in der Energiekrise etwa die Versorgung der Kunden mit Gas eingestellt. Und die mussten sich dann zu extrem hohen Preisen einen neuen Anbieter suchen