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Sparkasse in der KritikVerbraucherschützer fordern Erhalt von Filialen und höhere Zinsen

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Ein flächendeckendes Filial- und Geldautomatennetz sowie Zinsen aufs Ersparte - dazu wollen Verbraucherschützer in Bayern, Brandenburg und Hessen die Sparkassen verpflichten.

Ein flächendeckendes Filial- und Geldautomatennetz sowie Zinsen aufs Ersparte - dazu wollen Verbraucherschützer in Bayern, Brandenburg und Hessen die Sparkassen verpflichten.

Verbraucherschützer mahnen an, dass das Filialnetz der Sparkassen immer dünner wird und zudem die gezahlten Zinsen aufs Ersparte mickrig seien.

Gesprengte Geldautomaten, die nicht durch neue ersetzt werden und Filialschließungen – Verbraucherschützer mahnen bei den Sparkassen mehr Kundenorientierung an. Sie fordern etwa ein flächendeckendes Filial- und Geldautomatennetz. „Wir sehen bei den Sparkassen Filialschließungen in unterschiedlicher Dimension“, so der geschäftsführende Vorstand der Verbraucherzentrale Hessen, Philipp Wendt. „Und das führt dazu, dass Menschen insbesondere in der Bargeldversorgung, aber auch beim Zugang zu anderen Dienstleistungen der Sparkasse im Regen stehen.“

Gutachter: Mageres Bild

Durch das Ausdünnen von Filialen vor allem im ländlichen Raum sei so etwa die Kreditversorgung älterer Menschen gefährdet. Die Verbraucherschützer aus Bayern, Brandenburg und Hessen haben ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben. Es analysiert Regeln für den Verbraucherschutz bei den Sparkassen in den einzelnen Bundesländern. „Wenn man die Sparkassengesetze der Länder unter dem Aspekt des Verbraucherschutzes durchsieht, ist das Ergebnis mager“, sagt Rechtswissenschaftler und Gutachter Janbernd Oebbecke.

Zudem formulierten die Länder den Versorgungsauftrag kommunaler Sparkassen vage. So sei zum Beispiel nicht definiert, was das „flächendeckende“ Vorhalten von Filialen konkret heißt. „Im Sinne der Teilhabe aller Menschen fordern wir die gesetzliche Festlegung einer Mindestanzahl sowie einer Verteilung von Filialen und Bankautomaten“, sagte deshalb der Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Brandenburg, Christian Rumpke.

Kritik an mickrigen Zinsen

Kritik üben die Verbraucherschützer auch an den nach wie vor mickrigen Zinsen, die Sparkassen ihren Kunden etwa für Tagesgelder anbieten. Trotz steil gestiegener Leitzinsen durch Zinsanhebungen der Europäischen Zentralbank gebe es bei vielen Sparkassen nach wie vor entweder keine oder zu wenig für das Ersparte. Marion Zinkeler, Chefin der Verbraucherzentrale Bayern, sagt: „Während der Niedrigzinsphase konnten wir beobachten, dass die Sparkassen schnell Verwahrentgelte berechnet habe und so bemüht waren, ihre Kosten zu reduzieren – sich nun aber schwertun und es verzögern, auf Tagesgeld und andere Gelder positive Zinssätze zu zahlen.“

Beim Deutschen Sparkassen und Giroverband DSGV nimmt man das Gutachten und die Position der Verbraucherschützer zur Kenntnis. Wirklich nachvollziehen kann die Kritik aber nicht. Der Verband verweist darauf, dass beispielsweise für mehrjährige Festgelder bereits wieder mit zwei Prozent oder mehr verzinst würden. Im Übrigen seien die 357 Sparkassen in Deutschland geschäftspolitisch eigenständig am Markt unterwegs.

Verband weist Kritik zurück

Auch was die Anzahl an Filialen und Geldautomaten angeht, sieht der DSGV kein Problem. Die Entwicklung bilde im Grunde nur die Entwicklung eines geänderten Kundenverhaltens ab. „Wir haben über 14 Millionen App Nutzer und über 24 Millionen Online-Banking Nutzer. Und trotzdem unterhalten wir immer noch genauso viele mitarbeiterbesetzte Filialen in Deutschland wie Aldi und Lidl zusammen. Wir sind weiterhin für die Kundinnen und Kunden da oft aber eben auf anderen Kanälen. Und die Kundinnen und Kunden stimmen natürlich in gewisser Weise mit den Füßen ab, ob eine Filiale erhalten bleiben kann oder eben nicht“, sagte ein DSGV-Sprecher unserer Redaktion.

Das sei zwar richtig, räumt die Verbraucherzentrale Hessen ein. Allerdings gebe es vor allem im ländlichen Raum viele Menschen, die keinen Zugang zu Online-Banking haben. „Für diese Menschen müssen die Sparkassen ein Angebot machen, das arbeitet das Gutachten deutlich heraus“, sagte Philipp Wendt. Um den Verbraucherschutz zu verbessern schlagen die Verbraucherzentralen vor, von ihrer Seite Vertreter*innen in die Aufsichtsräte der Sparkassen zu entsenden.