AboAbonnieren

Massive PreissteigerungWie man beim Führerschein sparen kann

Lesezeit 4 Minuten
Ein Magnet mit der Aufschrift „Fahrschule“ ist an einer Wandtafel mit verschiedenen Verkehrsymbolen zu sehen.

Ein Magnet mit der Aufschrift „Fahrschule“ ist an einer Wandtafel mit verschiedenen Verkehrsymbolen zu sehen.

Seit Jahren steigen die Kosten für einen Führerschein scheinbar unaufhaltsam. Doch es gibt einige Faktoren, an denen man sparen kann.

Im vergangenen Jahr haben so viele Menschen in Deutschland eine Führerscheinprüfung absolviert wie noch nie. Laut TÜV waren es im Jahr 2023 rund 1,97 Millionen theoretische und 1,77 Millionen praktische Prüfungen. Dabei sind die Kosten massiv gestiegen. Über 4000 Euro müssen Fahrschüler mittlerweile für den Führerschein berappen, wie aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen. Welche Faktoren spielen für die Kosten eine Rolle und wo kann man sparen?

Der Wohnort

Die Preise für den Führerschein hängen maßgeblich vom Ort ab, an dem sich die Fahrschule befindet. Generell gilt: In der Stadt ist es teurer als auf dem Land. Und: In den neuen Bundesländern ist der „Lappen“ günstiger als in den alten.

Wer jetzt darüber nachdenkt, den Führerschein jenseits der Stadtgrenze im Ländlichen zu machen, muss wissen: Der Führerschein darf nur am Hauptwohnsitz, am Ort der schulischen oder beruflichen Ausbildung, des Studiums oder der Arbeitsstelle gemacht werden. Wer den Hauptwohnsitz für die Zeit wechseln will, muss das für mindestens 185 Tage tun. Und: Die Fahrpraxis auf dem Land unterscheidet sich von der in der Stadt. Gegebenenfalls müssen noch zusätzliche Fahrstunden gebucht werden, um die nötige Sicherheit zu erlangen.

Häufig zieht es Schüler für ein Schuljahr ins Ausland. Dort können die Preise für einen Führerschein oft wesentlich günstiger sein. „In Spanien gibt es die Fahrstunde noch für 30 Euro“, sagt Rainer Zeltwanger, Vorsitzender des Bundesverbands deutscher Fahrschulunternehmen (BDFU). Damit der Führerschein dort gemacht werden kann, muss man ebenfalls mindestens 185 Tage in einem EU-Land gelebt haben. Das Verkehrsministerium informiert auf seiner Seite über die Gültigkeit der im Ausland ausgestellten Führerscheine.

Je jünger, desto besser

Für einen Führerschein braucht man Zeit und Ruhe. Mit 18 Jahren stecken viele gerade im Abiturstress. Wer eine Ausbildung absolviert oder bereits im Job ist, hat meist noch weniger Zeit. Stress und Zeitnot können einer erfolgreichen Prüfung im Weg stehen. Zeltwanger rät deshalb Autofahrwilligen, so früh es geht den Führerschein zu machen. „Die Lernfähigkeit von Menschen nimmt mit dem Alter ab“, sagt er. Je aufnahmefähiger man ist, desto weniger Übungsstunden und Prüfungsanläufe braucht man – mit entsprechendem Effekt auf die Kosten. „Jede bestandene Prüfung spart den Fahrschülern Geld“, sagt auch Unternehmenssprecher Claas Alexander Stroh von der Prüfungsstelle TÜV Nord.

Moderne Fahrschule wählen

Viele Fahrschulen bieten mittlerweile einen Simulator für das Fahrtraining an. Die Preise dafür sind überschaubar: In der Fahrschule, die Zeltwanger leitet, kostet eine Stunde lediglich30 Euro, eine normale Fahrstunde kostet 75 Euro. Die Simulator-Flatrate ist für 160 Euro zu haben. Dann kann man so oft trainieren, wie man will. Laut Zeltwanger nimmt das Training im Simulator den Schülern die Angst vor dem Fahren. „Wenn die Schüler dann einigermaßen fit sind, setzen sie sich hinter das echte Steuer. Diese anfängliche, meist nervenaufreibende Phase fällt so weg.“ Dadurch benötigten die Aspiranten weniger Fahrstunden, was die Kosten insgesamt schmälern könne, sagt Zeltwanger. „Man spart Zeit und Geld.“

Digitale Hilfsmittel nutzen

Die Theorieprüfung hat es mittlerweile in sich. Apps können helfen, den Stoff immer wiederzu pauken und so fit für die Prüfung zu werden. Es sind verschiedene Programme auf dem Markt. Der ADAC hat eine eigene Software entwickelt, die für Mitglieder kostenlos ist. Aber auch Fahrschulen selbst bieten Apps an. Wer sich beispielsweise in Zeltwangers Stuttgarter Fahrschule anmeldet, lernt mit einer App, die den Fortschritt aufzeigt. Anhand eines Ampelsystems wissen die Schüler, wie weit sie schon gekommen sind. Wer auf „grün“ steht, kann zur Prüfung. Zeltwanger sichert den Schülern sogar zu, dass sie die Prüfung schaffen. Wenn nicht, kommt die Fahrschule für den nächsten Prüfungstermin auf. Das passiere allerdings nur äußerst selten.

Versteckte Kosten

Online-Bewertungen bei Google können einen ersten Eindruck geben. Auch im Freundes- und Bekanntenkreis sollten sich angehende Fahrschüler umhören. Aber beide Recherchen ersetzen nicht den persönlichen Gang zur Fahrschule. „Nur am Telefon danach fragen, was eine Stunde kostet, bringt nichts“, betont Zeltwanger. Besser sei ein Kennenlerntermin, bei dem sich die Fahrschule Zeit für den potenziellen Neukunden nimmt.

Der TÜV Nord warnt zudem vor versteckten Kosten. „Eine seriöse Fahrschule informiert klar und detailliert über die Kosten für Fahrstunden, Anmeldegebühren, Prüfungsgebühren und mögliche Zusatzkosten“, sagt Sprecher Stroh.

ADAC-Sprecherin Katharina Lucá empfiehlt angehenden Fahrschülern, auf ihr Bauchgefühl zu achten. „In einem guten Umfeld lernt es sich schneller und besser“, gibt sie zu bedenken. Der ADAC bietet auf seiner Seite auch eine Check-Liste an, anhand der sich Anwärter entlanghangeln können. Ganz wichtig: Vor der Vertragsunterzeichnung alle Details und Kosten genau prüfen.

Richtiges Zeitmanagement

Bei der Wahl der Fahrschule sollte man darauf achten, wie oft Unterrichtsstunden angeboten werden. „Die Abstände dürfen nicht zu groß sein“, so Zeltwanger. Andernfalls ist das Erlernte schnell vergessen, die Fahrpraxis wieder unsicherer. Das erhöhe den Bedarf an weiteren Stunden und zugleich die Gefahr, durch die Prüfung zu rasseln.

Ein Problem sei auch der massive Mangel an Prüfungsterminen. Das heißt für Fahrschüler: rechtzeitig den Antrag bei der Fahrerlaubnisbehörde einreichen. Die benötigt etwa sechs bis acht Wochen, um den Antrag zu prüfen. Erst dann kann die Fahrschule den Schüler anmelden.