Sparda-Bank WestBank kündigt Kunden, die „Geld parken“
- Die Sparda-Bank West geht auf 700 Kunden zu, die viel Liquidität auf Konten haben.
- Der Hintergrund: Banken und Sparkassen verdienen in der Niedrigzinsphase immer weniger Geld mit ihrem klassischen Geschäft.
Köln – Von ihrer Bank ist Petra Müller enttäuscht. Die Sparda-Bank West hat der Seniorin, die ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen will, gekündigt.
Zunächst, so erzählt sie, habe sie ein Schreiben erhalten, in der ihr die Genossenschaftsbank empfohlen habe, selbst die Geschäftsverbindung zu beenden. Daraufhin habe sie ihre Bankberaterin aufgesucht, die ihr dann erklärt, sie verhalte sich nicht genossenschaftlich, wenn sie bei dem Institut Geld parke.
„Ich fühlte mich unter Druck gesetzt“
Doch obwohl sie ein Girokonto eröffnet habe, habe sie die Kündigung durch die Sparda-West erhalten. Ein weiteres Mal sei sie zur Bank gefahren. Dort habe sie dann eine Festgeldanlage getätigt. „Ich fühlte mich unter Druck gesetzt“, sagte Müller. Zurückgenommen sei die Kündigung aber bis heute nicht. „Dabei habe ich der Genossenschaftsbank, bei der ich auch Anteile halte, vertraut“, so Müller.
Konkret zu dem Fall äußern will sich die Sparda-West aus „datenschutzrechlichen Gründen“ nicht, wie das Institut auf Anfrage mitteilt. In den letzten Wochen habe die Bank etwa 700 ihrer insgesamt 701.000 Kunden angesprochen oder angeschrieben mit dem Ziel, Gespräche zu führen, um die Geschäftsbeziehungen zu intensivieren oder zu beenden. Das seien Kunden, die reine Geldanlagen unterhielten und viel Liquidität auf ihren Tagesgeldkonten hätten, das Haus aber nicht als Gesamtbankverbindung nutzten.
Gespräch über alternative Geldanlagen
Ziel sei es, mit ihnen ins Gespräch über alternative Geldanlagen zu kommen und geschehe im Interesse der gesamten Genossenschaft „und insbesondere auch im Interesse des Förderauftrags, den wir gegenüber unseren Mitgliedern und Kunden haben“, so das Institut. 67 Prozent der Kunden mit Einlagen von mehr als 100.000 Euro hätten inzwischen ihre Sparkonten aufgelöst beziehungsweise in andere Anlageformen wie Investmentfonds oder das GenoFestgeld des Partners Münchener Hypothekenbank umgewandelt.
Sparda-West
Die Sparda-West hat ein Geschäftsgebiet vom Süden NRWs bis an die niedersächsische Küste. Wie andere Geldhäuser hat sie die Gebühren für das Girokonto zuletzt erhöht. Auch streicht sie bis Ende 2022 etwa die Hälfte ihrer 80 Filialen. Im abgelaufenen Jahr stieg die Bilanzsumme der Sparda-West um 3,8 Prozent auf 12,6 Milliarden Euro. Der Überschuss lag mit 7,5 Millionen 30,2 Prozent unter dem Vorjahreswert. (raz)
Der Hintergrund: Banken und Sparkassen verdienen in der Niedrigzinsphase immer weniger Geld mit ihrem klassischen Geschäft. Das besteht darin, Spareinlagen von Kunden an andere Kunden als Kredite herauszureichen. Von der Differenz zwischen Spar- und Darlehenszins konnte die Institut bis vor einigen Jahren ganz gut leben. Doch diese Differenz ist kräftig geschrumpft. Außerdem müssen Geldhäuser ein Verwahrentgeld bezahlen, wenn sie überschüssige Liquidität bei der Europäischen Zentralbank parken.
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„Falls es zu Missverständnissen zwischen uns und der Kundin gekommen ist, so bedauern wir dies an dieser Stelle sehr“, so die Sparda-West. Sie will sich zeitnah mit der Kundin in Verbindung setzen.