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Sinkende UmsätzeSchlechtes Wetter verhagelt Baumärkten das Geschäft

Lesezeit 3 Minuten
Schlechtes Wetter im Frühjahr und Konsumflaute haben den deutschen Bau- und Gartenfachmärkten 2024 das Geschäft verdorben.

Frühlingsblumen stehen an einem Gartencenter in Kisten zum Verkauf. Das schlechte Wetter hat im abgelaufenen Jahr den Baumärkten und Gartencentern in Deutschland zu Jahresbeginn das Geschäft verdorben. 

Aus dem ersehnten Neustart für die Bau- und Gartenfachmärkte wurde nichts. Vielmehr erlebte die Branche 2024 das zweite Jahr mit sinkenden Umsätzen in Folge.

Verunsicherung der Kunden durch Ampel-Dauerstreit und schlechtes Wetter mit Kälte und Regen in der Hauptgartensaison im Mai und Juni haben den Baumärkten das Geschäft verdorben, sagte der Vorstandssprecher des Branchenverbandes BHB, René Haßfeld am Dienstag in Köln. Auch die politischen Krisen hätten auf die Konsumentenstimmung gedrückt. „Die Menschen agieren vorsichtig und legen ihr Geld eher für zukünftige Ausgaben beiseite, statt in Konsum zu investieren“, so Haßfeld. 

Lange Minuszeichen gab es in Deutschland bei fast allen Produktgruppen. Eine Ausnahme stellten Bauchemie und Baumaterialien dar. Hier wuchsen die Umsätze nominal, also nicht um die Inflationsrate bereinigt, um 1,2 Prozent auf 2,6 Milliarden. Dabei habe das schlechte Wetter auch die Baulust gedämpft. Für Privatleuten sei das Frühjahr Hochsaison, so Haßfeld.

Boom bei Mitteln gegen Schneckenplage

Für eine Produktgruppe hatte der viele Regen aber sein Gutes. Mit 8,2 Prozent wurde bei Gartenchemie, Erden und Saatgut laut Verband zuletzt das einzig nennenswerte Umsatz-Plus erzielt. Nässe und Schneckenplage hätten entsprechende Produkte erforderlich gemacht, heißt es. Größter Verlierer waren Fliesen, wo die Umsätze um 13,1 Prozent sanken auf 283,8 Millionen. Wie Gartenmöbel, die auf ein Minus von 8,1 Prozent kamen und der Bereich Wohnen/Dekoration mit 7,5 Prozent niedrigeren Umsätzen auf 260 Millionen, sind das die drei kleinsten Produktgruppen.

Insgesamt haben die Bau- und Gartenfachmärkte in Deutschland im vergangenen Jahr 20,92 Milliarden umgesetzt. Das war nominal 1,5 Prozent weniger als im schwachen Vorjahr. Zumindest die Online-Umsätze zogen leicht um 2,1 Prozent an auf 5,58 Milliarden. 54,6 Prozent davon entfallen auf reine Online-Händler.

Wir nähern uns den Umsätzen des Vor-Corona-Jahres 2019 an.
René Haßfeld, BHB-Vorstandssprecher

„Wir nähern uns den Umsätzen des Vor-Corona-Jahres 2019 an“, sagte Haßfeld. Damals hatte die Branche 19,46 Milliarden erlöst, bevor dann die Pandemie für einen Boom gesorgt hatte. Reisen und Restaurantbesuche waren zeitweise nicht möglich, viele Menschen richteten sich zu Hause ein und steckten ihr Geld in die eigenen vier Wände und den Garten. Da wurden auch Käufe vorgezogen. 2030 (2023: 2050) Fachmärkte mit mehr als 1000 Quadratmetern Fläche gibt es in Deutschland. Die Fläche insgesamt ging um 65.000 auf 13,2 Millionen Quadratmeter zurück.

Für das laufende Jahr ist die Branche allenfalls verhalten optimistisch. „2025 ist eher als Durchhaltejahr zu sehen“, sagte BHB-Hauptgeschäftsführer Peter Wüst. Die Baukrise führt wohl weiter zu einer geringeren Nachfrage nach Baumaterialien und Werkzeugen. Und die Kunden schieben weiterhin größere Renovierungsprojekte auf. Die steigenden Preise für Baustoffe wie Holz oder Dämmstoffe verteuern die Kosten für Heimwerker. Bei den Neubauten sei die Talsohle durchschritten, hofft er.

Branche setzt auf Sanierungen

Vor allem aber setzt die Branche auf Sanierungen. „Energetische Sanierung ist ein Muss“, sagte Haßfeld. Und wegen hoher Handwerkerpreise und langer Wartezeiten übernehmen viele Menschen Renovierungs- und Reparaturarbeiten selbst. Davon sollte Baumärkte profitieren. Eine Prognose wagt der Verband nicht. Belastbare Zahlen liegen noch nicht vor. Erst zum Ende des ersten Quartals gibt es die. Januar und Februar seien aber wohl im Minus gewesen, so Wüst. Die Verbraucher gehen in die Bau- und Gartenmärkte und kaufen dort auch ein. Die Bons seien im Schnitt aber niedriger als zuvor. Ein Hoffnungsschimmer sei die Nachfrage nach Heimwerker-Kursen. Die gibt es in den Märkten, aber auch bei der Do-it-yourself-Academy des BHB in Köln.