Saudi-Arabien will sparsamer mit Rohstoff umgehen, verbraucht aber Unmengen. Deutsche Firmen wittern ihre Chancen bei Investitionen in den Energiemarkt.
Zu hoher WasserverbrauchSaudi-Arabien steht vor schwieriger Energiewende
Die saudische Hauptstadt Riad bekommt einen neuen Park: Der König-Salman-Park, benannt nach dem 87-jährigen Oberhaupt des Wüstenstaates, soll nach seiner Eröffnung im kommenden Jahr mit 16 Quadratkilometern fünfmal größer werden als der Central Park in Manhattan. Eine Million Bäume sollen im größten Stadtpark der Welt gepflanzt werden. Im heißen und trockenen Klima Saudi-Arabiens wird der Park enorme Mengen an Wasser brauchen. Dabei will das Königreich seinen Verbrauch eigentlich senken. Doch der Weg dahin ist nach Einschätzung von Experten noch schwieriger als der Abschied von Öl und Gas.
Milliardeninvestition in neue Technik
Bisher geht Saudi-Arabien verschwenderisch mit seinen knappen Wasservorräten um. Der Verbrauch steigt nach Angaben der Regierung um jährlich sieben Prozent und liegt derzeit bei 263 Litern pro Kopf und Tag; in Deutschland sind es 128 Liter. Die Landwirtschaft verbraucht einen Großteil des Süßwassers und beutet dafür Grundwasser-Reservoire aus. Das Trinkwasser in den Städten kommt zu 70 Prozent aus Meerwasser-Entsalzungsanlagen, die zum Teil mit billigem Diesel aus Russland betrieben werden.
Die Regierung unter Kronprinz Mohammed bin Salman will umsteuern. Der Thronfolger will aus Saudi-Arabien einen Staat machen, der ohne Einnahmen aus Öl und Gas auskommt. Zu seinem Programm gehört eine Wasser-Strategie, die den täglichen Verbrauch bis 2030 auf 150 Liter senken soll. Die Regierung investiert dafür Milliarden in neue Technologien.
Die staatlichen Wasser-Pläne bieten Möglichkeiten für deutsche Firmen, sagt Dalia Samra-Rohte, die als Delegierte der Deutschen Wirtschaft für die Auslandshandelskammer in Riad arbeitet. Deutsche Unternehmen arbeiten unter anderem an der Weiterverwertung der Salzlake aus Entsalzungsanlagen und an wassersparenden Begrünungs-Techniken im König-Salman-Park.
Saudische Energiewende hat ihre Tücken
Samra-Rohte sieht bei den Golf-Staaten „ein starkes Umdenken“ in der Klima- und Wasserpolitik. „Da entsteht ein großer Druck, dass nun auch geliefert wird, denn den Staaten läuft die Zeit davon.“ Der Ölstaat Saudi-Arabien will bis 2030 die Hälfte seiner Energie aus erneuerbaren Quellen gewinnen und bis 2060 klimaneutral sein.
Die Klimaziele kollidieren teilweise mit den Plänen, weniger Wasser zu verbrauchen. Tobias Zumbrägel, Experte für Klimapolitik und Umweltschutz in der arabischen Welt an der Universität Heidelberg, verweist als Beispiel darauf, dass Solaranlagen in Saudi-Arabien im Sommer wegen Staub- und Sandstürmen fast wöchentlich mit Frischwasser gereinigt werden müssen.
„Das führt zu dem abstrusen Aspekt, dass man Entsalzungsanlagen hat, die mit grünem Strom aus Solaranlagen laufen, die aber ihrerseits mehr Wasser benötigen“, so Zumbrägel. Ähnlich sei es bei der Produktion von grünem Wasserstoff durch den Einsatz erneuerbarer Energien. „Man fragt sich, wie die saudische Energiewende gelingen soll, ohne dass es ein massives Problem beim Wasser-Management gibt“, meint Zumbrägel.
Meerwasser-Entsalzung als Teufelskreis
Auch die Meerwasser-Entsalzung macht Probleme. So wird die Salzlake aus den Anlagen häufig in den Persischen Golf gepumpt. „Dort steigt der Salzgehalt enorm an, und das führt zu Fischsterben und zur Verbreitung einer Blaualge, die häufig Entsalzungsanlagen verstopft“, sagt Zumbrägel. „Da entsteht ein Teufelskreis.“
Trotzdem scheut sich die Regierung, die Öffentlichkeit zum Wassersparen zu drängen. „Autokratische Staaten wie Saudi-Arabien bieten ihren Bürgern viele Dienstleistungen und Serviceleistungen und fordern dafür politische Loyalität ein“, sagt Zumbrägel. „Deshalb versucht man, mehr Wasserkapazitäten bereitzustellen, anstatt die Nachfrage zu regulieren und zu reduzieren.“ Als die Regierung 2016 die Wasser-Subventionen senken wollte, gab es so heftige Proteste der Öffentlichkeit, dass der zuständige Minister gehen musste.
Heute sucht Riad die Lösung vor allem im Bau neuer Entsalzungsanlagen. Doch das werde neue Probleme schaffen, sagt Zumbrägel. „Man kann nicht bis 2030 massiv auf erneuerbare Energien setzen und gleichzeitig das Wasserproblem in den Griff bekommen. Das ist eines der größten Probleme, vor denen Saudi-Arabien stehen wird: nicht der Abschied von Öl und Gas, sondern das Wasserproblem in den Griff zu bekommen.“