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Rekordjahr 2024Geht der Höhenflug der Börse 2025 weiter?

Lesezeit 3 Minuten
Die Schautafel der Börse in Frankfurt

Die Frankfurter Börse. Das zurückliegende Jahr war in vielfacher Hinsicht ein Rekordjahr.

Die Zinspolitik von EZB und Fed trieben dieses Jahr die Märkte an und sorgten für Höchststände an den Börsen. Hält der Höhenflug 2025 an? Experten wagen eine Prognose für das kommende Jahr.

Chris-Oliver Schickentanz, Aktienspezialist beim Vermögensverwalter Capitell AG, resümiert: „2024 war ein sehr gutes Kapitalmarktjahr.“ Damit untertreibt er wahrscheinlich sogar ein wenig. Insbesondere die Aktienmärkte in den USA haben in den vergangenen 12 Monaten nämlich einen regelrechten Boom erlebt.

Beispiel: Der Standard and Poor’s 500, der die 500 größten börsennotierten Unternehmen in den USA umfasst und damit als repräsentativer Maßstab für den gesamten US-Aktienmarkt gilt. „Der S&P 500 hat das zweite Jahr in Folge eine Performance von über 20 Prozent erwirtschaftet – das kam in den letzten 150 Jahren insgesamt nur viermal vor“, schwärmt Schickentanz.

Zinssenkungen als Treibstoff für die Märkte

Ein maßgeblicher Faktor: Die Zinspolitik der Fed und der EZB, die Schritt für Schritt die Zinsen gesenkt haben: „Das war natürlich Treibstoff für die Märkte“, so Schickentanz im Gespräch mit dieser Redaktion. Aber gerade auch der steigende Bedarf an Künstlicher Intelligenz beflügelte die Börsenwelt. So konnte Nvidia, der führende Anbieter von Grafikprozessoren, die essenziell für das Training und den Betrieb von KI-Modellen sind, die Umsatzerlöse mehr als verdoppeln, den eigenen Unternehmenswert nahezu verdreifachen und damit selbst Apple zwischenzeitlich als wertvollstes Unternehmen der Welt hinter sich lassen. Auch das taiwanesische Unternehmen TSMC, der weltweit größte Auftragsfertiger für Halbleiter, verdoppelte sich im Wert.

Rüstungsbranche war 2024 der große Gewinner

Ein weiterer großer Gewinner dieses Rekord-Börsenjahres: Die Rüstungsbranche, die getrieben durch die geopolitische Zeitenwende sowie den Erwartungen an die nächste Präsidentschaft Donald Trumps beachtliche Wachstumszahlen verbuchte. Natürlich war auch 2024 nicht frei von Schwankungen. Anfang August etwa löste ein Kursrutsch an der Börse zahlreiche Schlagzeilen aus. Mittlerweile ist klar, dass es sich hierbei nicht um einen echten „Börsencrash“ handelte, sondern mehr um eine kurze, heftige Korrektur.

Trotzdem: Das Jahr 2024 kennt aber auch Verlierer, so Kapitalmarktexperte Schickentanz: „Auf der Verlierer-Seite sind eher die Small- und Midcaps zu finden“. Small- und Midcaps sind Aktien von Unternehmen mit kleinerer oder mittlerer Marktkapitalisierung. Auch französische Aktien blieben angesichts der politischen Instabilität der vergangenen Monate deutlich hinter der globalen Wertentwicklung zurück. Für den deutschen Aktienmarkt lässt sich eine durchmischte Bilanz ziehen. Zwar erreichte der DAX zwischenzeitlich immer wieder neue Rekordstände. Allerdings wurde er gleichzeitig nur von wenigen Titeln wie SAP, Allianz oder Siemens getragen. Bis auf ein paar Ausnahmen, wie der Parfümeriekette Douglas oder dem Rüstungsunternehmen Renk kam es zu vergleichsweise wenigen Börsengängen in diesem Jahr.

Bis zu zehn Börsengänge 2025 möglich

Das könnte sich aber im neuen Jahr ändern: „Sofern sich das positive Momentum im Kapitalmarkt fortsetzt, sind bis zu zehn Börsengänge im kommenden Jahr in Deutschland möglich“ glaubt etwa Martin Steinbach, Partner bei der Unternehmensberatung und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY. Kapitalmarktexperte Schickentanz schätzt, dass 2025 ein solider Aktienjahrgang wird. „Er wird wahrscheinlich nicht so herausragend sein wie das Jahr 2024, aber unter dem Strich wohl ganz ordentlich.“

Der Hauptgrund dafür liegt wohl in der politischen Gemengelage. Derzeit ist unklar, wie sich die Wirtschaftspolitik des zukünftigen US-Präsidenten auf die weltweiten Kurse auswirken wird. Auch die US-amerikanische Zentralbank Fed kündigte in dieser Woche bereits an, angesichts von Inflationssorgen die Zinsen doch nicht so schnell senken zu wollen, wie ursprünglich gedacht. Ein Umstand, der den Märkten missfällt. Herman-Josef Tenhagen, Chefredakteur des Geld-Ratgebers Finanztip glaubt daher, dass man gerade als Privatanleger das Jahr 2024 als Ausnahmejahr verstehen sollte. „Man sollte sich bewusst sein, dass es 2025 nicht auch so rund laufen muss“.