Politische SpannungenDeutsche Unternehmer flüchten vor Putin
Moskau – Die Zahl der deutschen Unternehmen in Russland ist im Corona-Krisenjahr 2020 und inmitten beispielloser politischer Spannungen deutlich gesunken. Nach Angaben der deutsch-russischen Auslandshandelskammer (AHK) waren zum Jahresende noch 3971 deutsche Unternehmen oder Vertretungen mit deutschem Kapital bei Russlands Steuerbehörde registriert – das sind 303 oder sieben Prozent weniger als 2019 (4274).
Neben der Corona-Pandemie drücken die massiven Spannungen auf politischer Ebene zwischen Berlin und Moskau die Stimmung. Die EU und Russland haben sich gegenseitig mit zahlreichen Sanktionen belegt.
Trend der letzten Jahre setzt sich fort
Zwar investiert die deutsche Wirtschaft nach AHK-Angaben weiter stark im flächenmäßig größten Land der Erde. Der Trend, dass deutsche Unternehmen sich aus Russland verabschieden, setzte sich aber fort. Seit 2011 sei die Zahl der Firmen um mehr als ein Drittel oder um mehr als 2000 gesunken, hieß es.
„Neben der Pandemie zählen auch Sanktionen, globale Handelskonflikte und Protektionismus zu großen Herausforderungen für deutsche Großkonzerne und mittelständische und familiengeführte Unternehmen in Russland“, teilte AHK-Präsident Rainer Seele mit. Die AHK ist der größte ausländische Wirtschaftsverband in Russland.Besonders die russischen Regionen seien von dem Rückzug betroffen. „Die Quantität der Firmen geht zurück, doch die Qualität des deutschen Russland-Engagements bleibt hoch“, meinte Seele. Nach einem schwachen zweiten Quartal mit einem Corona-Lockdown in Russland hätten die deutschen Firmen im dritten Quartal fast 700 Millionen Euro dort investiert. Demnach beliefen sich deutsche Direktinvestitionen in dem Land bisher auf rund 1,3 Milliarden Euro, hieß es unter Berufung auf Angaben der Bundesbank.
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Trotz der Sanktionen etwa im Zuge des Ukraine-Konflikts hatten Russland und Deutschland immer wieder eine Vertiefung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit angekündigt. Dazu gründete sich Mitte Dezember auch ein deutsch-russischer Unternehmerrat. Das Gremium soll gemeinsame Projekte etwa in der Digitalwirtschaft, im Gesundheitswesen und in der Mobilität unterstützen. (dpa)