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Streit mit PartnerSo löst man Konflikte ums Geld

Lesezeit 3 Minuten

Unser Umgang mit dem Geld ist erlernt - sind beide Partner diesbezüglich sehr unterschiedlich, kann es richtig krachen. Mit Planung und klaren Absprachen lassen sich viele Konflikte aber vermeiden.

„Immer gibst du so viel Geld aus...“ - „Du weißt genau, dass wir uns das nicht leisten können.“ - „Ich spare, und du wirfst die Kohle zum Fenster raus!“ - Wenn Ihnen solche Sätze bekannt vorkommen, streiten Sie vermutlich auch oft mit Ihrem Partner über Geld. Tatsächlich sind die Finanzen das häufigste Streitthema in deutschen Beziehungen. Bei 80 Prozent aller Konflikte geht es um Geldfragen, zeigt eine Forsa-Umfrage. Zwei von drei Paaren zoffen sich deshalb regelmäßig - und viele Beziehungen zerbrechen ganz daran. Einziger Trost: Mit ein wenig Planung entstehen viele Konflikte erst gar nicht.

Paare sollten am besten schon zu Beginn des Zusammenlebens klären, wie sie ihre Finanzen organisieren wollen. „Im Prinzip ist es ganz hilfreich, erstmal zu schauen, wie hoch die Ausgaben sind“, erklärt Korina Dörr vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) in Berlin. Etwa drei Monate lang sollte ein gemeinsames Haushaltsbuch geführt werden. So könnten Paare herausfinden, wer welche Ausgaben trägt und wofür das Geld ausgegeben wird. „Es hilft, wenn man die Bereiche aufschlüsselt: Ernährung, Restaurants, Auto und so weiter.“

Bevor Paare an eine gemeinsame langfristige Finanzplanung gehen, sollte jeder der Partner seine eigenen Finanzen in Ordnung bringen. Erst einmal die Schulden zu tilgen - das ist aus Sicht von Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf ein wichtiger Punkt.

„Bis in die 80er Jahre waren Frauen bedingt durch schlechtere Bildungsabschlüsse und eine geringere Erwerbstätigkeit in der Mehrzahl von ihren Partnern wirtschaftlich abhängig“, erläutert Andreas Klocke, Professor für Soziologie am Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit an der Fachhochschule Frankfurt am Main. Bei älteren Frauen und Migrantinnen sei das häufig noch immer so. Junge Frauen dagegen sind laut Klocke heute wesentlich seltener auf ihren Partner angewiesen.

„Darüber hinaus gibt es viele Beziehungen, in denen beide wechselseitig voneinander abhängig sind“, ergänzt Walter Roscher vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen in Berlin. „Da wurde zum Beispiel ein Haus gebaut oder gekauft. Der Kredit muss abbezahlt werden, keiner von beiden wäre alleine dazu in der Lage, das Haus zu halten.“

Materielle Abhängigkeiten sind vergleichsweise leicht zu erkennen und oft unvermeidbar. Bewusst ist das vielen Paaren aber nicht. Deshalb gilt: „Es muss darüber gesprochen werden“, rät Roland Kachler, Leiter der psychologischen Beratungsstelle der Diakonie in Esslingen.

Auch die Frage der Konten sollte geklärt werden. Viele entschieden sich für drei Konten, ein persönliches für jeden Partner und eins für gemeinsame Kosten wie Miete und Strom. „Was in welcher Beziehung funktioniert, kommt jedes Mal drauf an“, sagt Oelmann. „Bei unverheirateten Paaren ist es so, dass jeder sein eigenes Budget hat, wenn Kinder dazukommen, steigen sie um auf ein gemeinsames Konto“, ergänzt Dörr.

Während sie regelmäßig die Lebensmittel für die Woche kauft, investiert er das Haushaltsgeld lieber in einen neuen Fernseher oder schicke Sportschuhe. Das darf natürlich nicht sein: „Wichtig ist, dass jeder ein eigenes Budget hat“, sagt Dörr. Beide Partner sollten Geld zur Verfügung haben, das sie für ihre Hobbys, Kleidung oder anderes ausgeben könnten. (gs, mit Material von dpa)

Sie streiten immer wieder ums Finanzielle? Unsere Bildergalerie gibt Tipps, wie sich das ändern lässt:

Buchtipps:

Katharina Martin: Bis das Geld euch scheidet. Finanzielle Gewalt in Beziehungen.

Ingrid Müller-Münch: Sprengsatz unterm Küchentisch: Wenn die Frau das Geld verdient.