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Neuer ÄrgerMonsanto soll auch in Deutschland Kritiker-Listen geführt haben

Lesezeit 3 Minuten
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Ein Schild mit der Aufschrift Monsanto steht am Eingang zum Hauptsitz der Firma.

Paris/Leverkusen – Die Übernahme des amerikanischen Saatgut- und Pestizidherstellers Monsanto stellt Bayer vor immer neue Probleme. Neben der Flut von Schadenersatzklagen wegen möglicher Krebsrisiken des Monsanto-Unkrautvernichters Roundup sorgen jetzt umstrittene Methoden des US-Konzerns im Umgang mit Politikern, Journalisten und Aktivisten für Ärger. Bayer teilte am Montag mit, dass Monsanto wahrscheinlich seit Mitte des Jahrzehnts europaweit Listen mit Namen von Unterstützern und Kritikern habe erstellen lassen.

In Frankreich laufen deshalb gegen den amerikanischen Saatgut- und Pestizidhersteller bereits Vorermittlungen wegen der illegalen Erfassung privater Daten. Monsanto steht unter Verdacht, geheime Listen mit Namen von Kritikern des Unternehmens und seiner Produkte in Frankreich geführt zu haben, wie die Pariser Staatsanwaltschaft berichtete. Rund 200 Namen von Wissenschaftlern, Journalisten und Politikern sollen auf den Listen zu finden sein, darunter beispielsweise der von Ségolène Royal, Ex-Umweltministerin und Gegnerin des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat.

Nur die Spitze des Eisberges

Doch ist der Fall in Frankreich wohl nur die Spitze des Eisbergs. Am Montag teilte der Leiter der Abteilung Public Affairs und Nachhaltigkeit bei Bayer, Matthias Berninger, mit, es sei sehr wahrscheinlich, dass auch in Deutschland und in anderen europäischen Staaten derartige Listen erstellt worden seien. Denn der Vertrag mit der beteiligten Kommunikationsagentur FleishmanHillard habe sich auf ganz Europa erstreckt.

Berninger betonte, nach allem, was er bisher gehört habe, halte er das Vorgehen von Monsanto für komplett unangemessen. Der Konzern habe 2015 und in den Jahren danach versucht, seine Geschäftsinteressen in Europa mit Praktiken durchzusetzen, die eher in den USA üblich seien als auf dem alten Kontinent. Es gebe eine ganze Reihe von Beispielen, „wo um in der Fußballsprache zu sprechen, man nicht den Ball gespielt hat, sondern eher auf den Mann gegangen ist oder auf die Frau“, sagte Berninger. Ein solcher Umgang mit Journalisten, mit Politikern und Aktivisten sei nicht in Ordnung. Bayer entschuldigte sich deshalb.

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Um den Fall aufzuklären, will der Leverkusener Konzern eine externe Anwaltskanzlei mit der Aufarbeitung und Bewertung der Vorwürfe beauftragen. Es gebe derzeit keine Hinweise, dass gegen gesetzliche Vorschriften verstoßen worden sei, doch seien viele Fragen derzeit noch offen, betonte Berninger. Es könne sich bei der Angelegenheit auch um einen „Sturm im Wasserglas“ handeln. „Aber wir wollen nicht ausschließen, dass es das nicht war.“

FleishmanHillard betonte in einer Stellungnahme, das Unternehmen sei bei seinem Handeln stets ethischem Verhalten verpflichtet und agiere verantwortungsbewusst und gesetzeskonform. „Unsere Arbeit entspricht den fachlichen Standards und Gepflogenheiten unserer Branche.“

Risiken beim Kauf unterschätzt

Bayer hatte den Saatguthersteller Monsanto im vergangenen Jahr für rund 63 Milliarden US-Dollar übernommen. Experten werfen dem Konzern vor, die Risiken des Kaufs angesichts einer Klagewelle wegen mutmaßlicher Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter unterschätzt zu haben. Mittlerweile hat Bayer zwei Geschworenen-Prozesse verloren, in denen die Kläger Entschädigungen von jeweils fast 80 Millionen Dollar zugesprochen bekamen.

Bayer, das die Sicherheit von Glyphosat beteuert und auf zahlreiche entsprechende Studien verweist, will in beiden Fällen in Berufung gehen. Insgesamt gibt es aber schon 13 400 Klagen in den USA. Die Bayer-Aktie hat seit der Monsanto-Übernahme drastisch an Wert verloren. (dpa)