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Neue Anlage in JülichHier soll mit Solarenergie synthetisches Kerosin entstehen

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DAWN - solar fuel plant

Gebündeltes Licht der Solarspiegel liefert  die Wärme zur Erzeugung von Solarkerosin. 

Jülich – Mit dem ersten Spatenstich im Brainergy Park in Jülich begann am Dienstag der Bau der ersten industriellen Anlage der Welt, in der das Schweizer Unternehmen Synhelion synthetische Treibstoffe mit Solarwärme produziert. Das Bundeswirtschaftsministerium unterstützt Aufbau und Betrieb mit 3,9 Millionen Euro. Synhelion investiert zehn Millionen. „Die Erfahrungen, die wir dabei sammeln, werden uns beim Bau vieler weiterer und größerer Anlagen zugutekommen“, sagte Gianluca Ambrosetti, CEO von Synhelion. Genutzt wird der CO2 -neutrale Treibstoff von der Airline Swiss. Abgenommen wird er zu Produktionskosten vom Flughafen Zürich.

Das Verfahren

Aus Wasser und Kohlenstoff wird ein Synthesegas hergestellt. Das besteht aus Wasserstoff und Kohlenstoffmonoxid. Als Kohlenstoffquelle verwendet werden Kohlenstoffdioxid (CO2 ) und Methan. Das kommt aus einer Biogasanlage, die mit Abfallprodukten aus der Papierherstellung gefüttert wird. Die Umwandlung der Stoffe erfordert viel Energie, die aus erneuerbaren Quellen stammen muss. Synhelion nutzt Solarenergie, nachdem ihm zuerst gelungen ist mit konzentrierter Sonnenstrahlung Prozesswärme von 1500 Grad zu erzeugen.

Das Unternehmen

Synhelion, 2016 als Spin-off der ETH Zürich gegründet, hat heute 40 Mitarbeitende. 2021 fusionierte Synhelion mit der DLR-Gründung Helikon. So entstand Synhelion Deutschland (raz)

Die nutzt Synhelion in Jülich, um im Reformierungsreaktor das Synthesegas zu erzeugen. Fossiles Erdöl wird  durch synthetisches Rohöl ersetzt, das in einer norddeutschen Raffinerie weiterverarbeitet wird. So entsteht Solarkerosin, das in konventionellen Turbinen verbrannt werden kann.

Die Anlage

Die Demonstrationsanlage besteht aus einem 20 Meter hohen Solarturm und einem Heliostatenfeld mit einer Spiegelfläche von 1500 Quadratmetern auf dem Brainergy Park. Die Steuerungstechnik des Feldes, bei dem die Spiegel der Sonne folgen, wurde von Synhelion entwickelt. Im Solarturm befinden sich ein Solarstrahlungsempfänger, ein thermochemischer Reaktor und ein Energiespeicher auf Feststoffbasis, der einen Betrieb rund um die Uhr ermöglicht. In dieser Anlage bei bei Volllast für vier Stunden. Diese Teile wurden ebenfalls von Synhelion entwickelt. Die Demonstrationsanlage soll mehrere Tausend Liter Treibstoff pro Jahr produzieren. Die Demonstrationsanlage dient gleichzeitig als Modell für künftige, kommerzielle Anlagen. Würde sie an einem besonders sonnigen Standort errichtet und rund um die Uhr betrieben, ließen sich laut Synhelion rund 150 000 Liter Treibstoff pro Jahr herstellen.

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Die Entwicklung

2019 konnte Synhelion erstmals in einer Mini-Raffinerie auf dem Dach der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich zeigen, dass sich der Herstellungsprozess ausschließlich mit Solarwärme antreiben lässt. Mit der Herstellung von solarem Synthesegas im industriellen Maßstab vor einem Monat in Jülich gelang der letzte große technische Meilenstein . Da benutzte Synhelion noch Solarturm und Spiegelfeld der DLR. Langfristig soll die Anlage insbesondere für Forschungs-und Entwicklungszwecke genutzt werden.

Die Pläne

Die industrielle Produktion von Solartreibstoffen soll 2023 in Deutschland beginnen. Bis 2025 ist die Inbetriebnahme der ersten kommerziellen Produktionsanlage in Spanien geplant. Hier können nach den Plänen pro Jahr 875 Millionen Liter Treibstoff hergestellt werden. Die Produktion würde etwa sieben Prozent des Kerosinverbrauchs in Deutschland decken. Bis 2030 soll der Preis des von Synhelion produzierten Kerosins auf einen Euro pro Liter sinken. 2040 sollen 50 Milliarden Litern Solartreibstoff pro Jahr entstehen, die Hälfte des europäischen Bedarfs.