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imm 2024Branche präsentiert auf Kölner Möbelmesse ihre Trends

Lesezeit 5 Minuten
Auf der Möbelmesse zeigt die Branche ihre aktuellen Trends, wie hier im Jahr 2023.

Auf der Möbelmesse zeigt die Branche ihre aktuellen Trends, wie hier im Jahr 2023.

Ab Sonntag zeigen 750 Aussteller ihre Produkte auf der imm in Köln. Die Branche leidet unter der Kosumflaute und büßt Umsatz ein.

Mit großen Erwartungen geht die Möbelbranche in die anstehende Kölner Messe imm ab Sonntag. „Ich habe eine Riesenvorfreude“, sagt Leo Lübke, der Präsident des Verbands der Deutschen Möbelindustrie (VDM). Er sei geradezu „ausgehungert“ gewesen.

Die Kölner Messe, die größte ihrer Art in Deutschland, ist eine Ordermesse, auf der also Geschäft gemacht wird. Sie ist auch ein Treffpunkt für Designer und Lieferanten der Möbelindustrie. Und sie wird deutlich größer als die sogenannte Spring-Edition nach zwei Jahren Corona-Pause Anfang Juni des vorigen Jahres, sagt Messe-Geschäftsführer Oliver Frese. Jetzt kehrt die Möbelmesse wieder auf ihren angestammten Termin im Januar zurück und will „Impulse für das Geschäft einer Branche geben, die vor Herausforderungen steht“, so Frese.

Die Lage der Möbelbranche

Im abgelaufenen Jahr sanken Auftragseingang und auch Umsatz der Möbelindustrie. Der Wert der Orders ging von Januar bis November bei den Wohnmöbelherstellern um 10,7 Prozent zurück, wie Verbandsstatistiken zeigten. So sanken auch die Lieferzeiten 2023 auf vier bis sechs Wochen – nach bis zu 16 Wochen in der Corona-Pandemie. Von Januar bis Oktober setze die Möbelindustrie nach amtlicher Statistik 3,4 Prozent weniger um. Dabei gab es ein Plus bei Büro- und Ladenmöbeln und bei Küchenherstellern, bei Matratzen dagegen das größte Minus mit 13,9 Prozent.

Der Umsatz im Inland sank insgesamt um vier Prozent auf rund zehn Miliarden, der im Ausland um 2,4 Prozent auf 5,1 Milliarden. Für das Gesamtjahr erwartet die Branche ein Umsatzminus von fünf bis sieben Prozent. Von Rückgängen in diesem Bereich berichtet auch der Möbelhandel. Dabei ist Deutschland ein großer Möbelmarkt, in dem im Schnitt pro Kopf 360 Euro im Jahr in Möbel fließen. Auch habe die Frequenz in den Möbelhäusern nachgelassen, so der Handel. Wer aber in die Geschäfte komme, der kaufe auch. Die Restaurants der Häuser seien aber nicht mehr so stark ausgelastet.

Die Gründe für den Rückgang

In der Corona-Pandemie, in der Urlaubsreisen schwierig bis unmöglich waren, haben die Bundesbürger verstärkt Geld in die Wohnung gesteckt. Käufe wurden auch vorgezogen, so dass es jetzt zunächst weniger Bedarf an neuen Möbeln gibt, berichtet die Branche. Sie leidet aber auch unter der allgemeinen Konsumzurückhaltung. „Die Kunden brauchen zwar Stühle und Betten“, so Lübke. Sie könnten den Kauf aber auch hinauszögern und etwas länger die alten Möbel nutzen, auch wenn das Polster eines Sessels Gebrauchsspuren aufweist. Der Handel weist auf die Verunsicherung der Verbraucher hin. Der Kunde hebe Geld vom Konto ab, wenn er sicher sei, dass neues Geld wieder auf das Konto komme.

Hart trifft die Branche auch die Flaute am Bau. Denn jede neue Wohnung braucht auch eine neue Küche und weitere Einrichtungsgegenstände. Und auch die Mietwohnung, aus der der Hausbesitzer ausgezogen ist, wird vom Nachmieter neu eingerichtet. Letztlich, so die Faustformel, sorgt ein neues Haus oder eine neue Eigentumswohnung für insgesamt drei Möbelkäufe.

Der Ausblick für 2024

Industrie und Handel rechnen für das laufende Jahr mit einem stagnierenden Umsatz. Sie hoffen aber auf eine leichte Belebung im zweiten Halbjahr. Das Konsumklima helle sich auf, auch wenn es noch auf niedrigem Niveau liege. Die Inflation gehe zurück, auch bei Möbeln werde es in der Breite keine Preiserhöhungen geben, sondern eher bei einzelnen Produkten. Auch sinkende Bauzinsen könnten helfen. Der Bedarf an neuen Wohnungen sei jedenfalls beträchtlich. Zudem sei die Sparquote mit 11,7 Prozent im internationalen Vergleich hoch.

„Wir müssen Lust auf den Möbelkauf machen“, sagt Lübke. Das sieht auch der Handel so. Chancen biete ein spürbarer Wunsch der Kunden nach besserer Qualität bei den Produkten und der Beratung. Jedenfalls gewinne der Onlinehandel mit Möbeln keine Marktanteile mehr. Kunden wollten Sofas anfassen und darauf sitzen. Dennoch planen 57 Prozent der Möbelhersteller, im ersten Quartal des Jahres Kurzarbeit zu beantragen – in Form von Stundenreduzierung, freien Tagen oder ausfallenden Schichten, so VDM-Hauptgeschäftsführer Jan Kurth. Im Dezember haben 40 Prozent der Unternehmer diese Möglichkeit genutzt.

Die Möbeltrends

„Wir spüren eine starke Vorliebe für Natürlichkeit – und daraus abgeleitet einen Trend zu Naturtönen, natürlichen Materialien wie Holz und Stein sowie runden und organischen Formen“, berichtet VDM-Hauptgeschäftsführer Kurth. Viel Wert wird auf Qualität gelegt, die sich durch Langlebigkeit, den schonenden Umgang mit der Natur und die Verwendung von hochwertigen Materialien ausdrücke.

Dunkle Töne bis hin zu schwarzen Küchen liegen im Trend. Auch im Wohn- und Essbereich werden dunkle Töne immer beliebter. Eiche und Nussbaum sind weiter stark gefragt. Ausziehtische kommen vermehrt in die Ess- und Wohnzimmer. Da finden auch Gäste schnell Platz. Und weil die Mahlzeiten ausgedehnt werden und in Gesprächsrunden münden, werden Stühle durch Sessel ersetzt, höhenverstellbar, mit Rollen, so dass ein leichtes Hinwenden zum Gesprächspartner möglich ist. Die Linien werden geschwungener, Sessel runder.

Vom Trend zum Recyling berichtet die Branche ebenfalls. Da werden Sofas neu bezogen, mehr aus Gründen der Nachhaltigkeit als um Geld zu sparen. Manche Kunden verlangten explizit die Rücknahme der alten Möbel durch die Verkäufer von neuen. Die alten Stücke konnen aufbereitet und von Spezialisten für Gebrauchtmöbel verkauft werden. Auch eine Spende ist möglich.


Die Messe imm 2024

Mehr als eine reine Möbelmesse will die imm vom 14. bis zum 18. Januar sein. Sie will die Branche in der Öffentlichkeit sichtbarer machen und gleichzeitig Branchentreff sein. Dazu dienen auch digitale Werkzeuge, mit denen Aussteller gezielt relevante Besucher ansprechen können. Auf der Messe zeigen 750 Aussteller ihre Produkte, 640 kommen aus dem Ausland. Belegt wird eine Fläche von 137 000 Quadratmetern nach 120 000 bei der Spring-Edition. Besonders deutlich um 50 Prozent hat die Nettofläche zugelegt. Gab es doch bei der Spring-Edition größere freie Flächen mit Sitzgelegenheiten. Zur imm 2020 kamen 1233 Aussteller, die auf 245 300 Quadratmetern ausstellten. Die imm ist eine Fachmesse für die Branche sowie für Architekten, Designer, Planer, Schreiner oder Raumausstatter. Publikumstage gibt es nicht. Möbelhändler können aber ihre Kunden einladen. Die Kölnmesse behält sich Fachbesucherkontrollen vor. Eine Tageskarte kostet 76 Euro, Studenten zahlen 14 Euro. (raz)