Modellprojekt in KölnRewe testet Bezahlen ohne Kasse im Supermarkt

Kein Einkaufskorb, Waren in die Tasche und raus. So soll Einkaufen im Spätsommer in Köln möglich sein.
Copyright: Rewe
Köln – Einkaufen ohne bezahlen? Ganz so einfach will es Rewe seinen Kundinnen und Kunden dann doch nicht machen. Aber mit Ware aus dem Supermarkt unbehelligt an der Kasse vorbeimarschieren, das soll in Köln im Spätsommer möglich sein. Und zwar über die hauseigene App.
Darüber meldet man sich beim Betreten des Marktes an. Kameras und Sensoren in den Regalböden sowie diverse Server, Verteiler und rund sechs Kilometer Highspeed-Netzwerk-Kabel im „Versuchsobjekt“ an der Zeppelinstraße sorgen dann dafür, dass sich nicht nur der Einkaufskorb, sondern auch der digitale Kassenbon füllt. Die Kundinnen und Kunden bekommen – außer deutlichen Hinweisen auf den Datenschutz am Eingang – davon kaum etwas mit: Hereinspazieren, aussuchen, in die Tasche stecken und wieder hinausgehen. Die Rechnung erscheint automatisch in der App.
Test mit dem eigenen Personal
Sollte es bei all der Technik zu Beschwerden oder Reklamationen kommen, können diese laut Rewe ebenfalls problemlos über die App ausgelöst werden. „Pick & go“ nennt Rewe das System, was nicht mit dem englischen „pickpocket“ für Langfinger verwechselt werden sollte.
So manch einer wird nämlich zumindest zu Anfang beim Verlassen des Marktes unwillkürlich auf die Alarmsirenen warten, denn ein solches Verhalten blieb bislang eher unerwünschten Kunden vorbehalten. Damit die Sirenen ausbleiben und sich das System an seine neuen Aufgaben gewöhnen kann, wird zunächst einmal ausgiebig getestet. Und zwar mit den eigenen Mitarbeitern. „In der Theorie lassen sich viele Prozesse und Abläufe simulieren – am Ende zählen aber vor allem die Menschen, die Interaktion und das persönliche Feedback“, sagt Rewe-Bereichsvorstand Peter Maly. Und sein Kollege Christoph Eltze ergänzt: „Seit über zwei Jahren beschäftigt sich Rewe mit dem Thema, hat sich weltweit nach Technologiepartnern umgesehen und bei Rewe digital im Kölner Carlswerk erste eigene Entwicklungen angestoßen.“ Die technologische Entwicklung mache rasante Fortschritte.
Digitale Strategien
„Amazon Go“ ist letztes Jahr in Amerika mit einem großen Supermarkt und ganz ähnlich anmutender Technologie an den Start gegangen. Auch in Skandinavien werden mit kassenlose Märkten erprobt.
Edeka testet ebenfalls ein digitales System. Per eigener App wird das Zahlungsmittel angeben, sobald der Kunde das Geschäft betritt, loggt er sich im Wlan ein. Mit der Kamera scannt er den Strichcode des gewünschten Produkts ein.
GS 1 Germany aus Köln entwickelt Strategien für die Verzahnung aus stationärem und Online-Handel. Bis hin zur direkten Vernetzung des „smarten“ Kühlschranks mit dem Lebensmittelhandel. (two)
Insbesondere beim Datenschutz seien aber gerade in Deutschland „weitere entscheidende Faktoren zu beachten“: Denn auch wenn bereits heute die meisten Märkte videoüberwacht werden, die Einkaufs-Nachverfolgung ist dann doch noch mal eine andere Sache, zumal sich unmittelbare Rückschlüsse auf das konkrete Einkaufsverhalten ziehen lassen. Was wiederum durchaus zu Angebotsanpassungen in den einzelnen Märkten führen kann. Wobei die Nachverfolgung beim Lieferservice zumindest in der Theorie nicht viel anders ist.
Rewe selbst verweist insbesondere darauf, dass die Kundinnen und Kunden trotz der Kameras auf den für den Einkauf erfassten Bildaufnahmen nicht persönlich erkennbar seien: „Es werden keine biometrischen Daten erfasst, Gesichter automatisch verpixelt. Das System erkennt keine individuellen Kunden und keine persönlichen Merkmale. Das Entnehmen und auch das Zurücklegen von Waren wird einem virtuellen Warenkorb zugeordnet und so verarbeitet, dass der Einkauf korrekt abgerechnet werden kann. Dabei erfolgt eine strikte Trennung personenbezogener Daten. Der virtuelle Einkaufskorb wird dem Kunden auf Grundlage von Pseudonymen zugeordnet,“ erklärt Firmen-Sprecher Thomas Bonrath.
Wer im übrigen doch lieber auf ganz „konventionelle“ Bezahlmethoden vertraut: Die vertrauten Kassen bleiben fester Bestandteil der Filiale. Und es seien immer genug Mitarbeiter vor Ort, um Fragen zu beantworten oder Hilfestellung zu leisten, erklärt Rewe.