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„Mentegra“ in KölnDieses Projekt baut eine Brücke für geflüchtete Frauen in den Arbeitsmarkt

Lesezeit 4 Minuten
Behnaz Hatami mit NRW-Familienministerin Josefine Paul, Sozialdezernent Harald Rau, Agnes Wojtacki vom Kompetenzzentrum Frau & Beruf Region Köln und Zilken-Geschäftsführer Stefan Peck (v.l.).

Angekommen am eigenen Arbeitsplatz: Behnaz Hatami, die aus dem Iran nach Deutschland kam, weil ihr Mann hier ein Jobangebot hatte, mit NRW-Familienministerin Josefine Paul, Sozialdezernent Harald Rau, Agnes Wojtacki vom Kompetenzzentrum Frau & Beruf Region Köln und Zilken-Geschäftsführer Stefan Peck (v.l.) an ihrem Schreibtisch.

Das Programm „Mentegra“ vom Kompetenznetz Frau & Beruf Region Köln vernetzt durch direkten Kontakt beruflich qualifizierte Frauen mit Migrationshintergrund und Unternehmen vor Ort.

Als Behnaz Hatami 2017 mit ihrem Mann nach Deutschland kam, weil ihr Mann hier einen Job angeboten bekommen hatte, ging sie davon aus, hier arbeiten zu können – schließlich hatte sie in ihrem Heimatland, dem Iran, ein Masterstudium abgeschlossen. Doch die Suche war langwierig. „Ich habe mich bei vielen Firmen beworben“, berichtet sie. Eine Anstellung fand sie trotzdem nicht. Auch eine Weiterbildung zur Webdesignerin brachte zunächst keinen Erfolg. Ihre Erfahrung: „Leider vertrauen deutsche Arbeitgeber ausländischen Arbeitnehmern kaum.“

Hilfe für integrationswilige Firmen im Bürokratie-Dickicht

Dabei spricht angesichts des Fachkräftemangels vieles dafür, dass Unternehmen bei der Personalsuche verstärkt Menschen mit Migrationshintergrund in den Blick nehmen. „Wir sind auf Zuwanderung angewiesen“, sagte NRW-Familienministerin Josefine Paul (Grüne), als sie am Freitag in Köln die M. Zilken GmbH besuchte, in der Hatami 2021 dann doch noch einen Arbeitsvertrag bekam. Frauen mit Migrationshintergrund, so Paul, brächten Ressourcen und Potenziale mit. Unternehmen seien darauf angewiesen, ihnen Perspektiven zu geben. Ein Problem sei aber für viele Betriebe „das Dickicht der schwierigen bürokratischen Voraussetzungen“, das es dabei zu überwinden gilt.

Um dabei Hilfestellung zu leisten, hat das Kompetenzzentrum Frau & Beruf Region Köln das Programm „Mentegra“ ins Leben gerufen, das Agnes Wojtacki, Leiterin des Kompetenzzentrums, der Ministerin beim Vor-Ort-Termin im Unternehmen Zilken vorstellte. Mentegra bringt eingewanderte Frauen mit beruflicher Qualifikation und Vertreter kleiner und mittelständischer Unternehmen als „Tandem“ zusammen. So entstehen Paare, die sich ein Jahr lang im Abstand weniger Wochen regelmäßig treffen, um die Arbeitssuche der Frauen voranzubringen.

„Nicht nur Arbeitskraft, sondern in jeder Hinsicht Bereicherung“

„Wir sind 2020 mit sieben Tandems gestartet“ berichtet Wojtacki. In diesem Frühjahr startet ein zweiter Durchlauf, weitere sollen folgen. Getragen wird das Projekt von der Stadt Köln, Förderung kommt vom Land NRW. „Dafür danken wir dem Land“, sagte beim Termin mit der Ministerin Kölns Sozialdezernent Harald Rau, der auch deutlich machte: „Es geht nicht nur um die Arbeitskraft, sondern darum, dass Geflüchtete in jeder Hinsicht eine Bereicherung sind.“

Mentor und Mentee stammen nicht notwendigerweise aus dem gleichen beruflichen Umfeld. So hat beispielsweise Stefan Peck, Geschäftsführer bei Zilken, während seines Mentegra-Jahres gar nicht seine heutige Mitarbeiterin Behnaz Hatami betreut, sondern eine syrische Grundschullehrerin. Durch sein Ehrenamt als Mentor bekam er unmittelbaren Einblick in die Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert war: „Sie spricht sehr gut Deutsch und hat für das syrische Bildungssystem Bücher geschrieben, aber da sie kein C2-Zertifikat vorlegen konnte, ist hier schwer für sie, als Lehrerin Fuß zu fassen“, so Peck. Über einen Träger der Ganztagsbetreuung habe sie eine Teilzeitstelle gefunden, würde aber gerne mehr arbeiten.

Mentegra ist eine Brücke zwischen Arbeitgebern und ausländischen Arbeitssuchenden.
Behnaz Hatami, Webdesignerin

Über Rahmenveranstaltungen, die während des einjährigen Programmes zusätzlich zu individuellen Treffen stattfinden, stehen alle Mentegra-Paare miteinander im Kontakt. So kam es dazu, dass Hatami einen Job bei der M. Zilken GmbH fand. Das Unternehmen handelt mit technischem Zubehör. „Zurzeit beschäftige ich mich mit der Gestaltung eines Kataloges“, erzählt die Webdesignerin, die findet: „Mentegra ist wie eine Brücke zwischen deutschen Arbeitgebern und ausländischen Arbeitssuchenden.“

Auch das Unternehmenslogo hat Peck von ihr neu gestalten lassen. Er meint, man könne als Industrie „nicht nur nach der Politik schreien“, sondern müsse auch selbst etwas tun. Seine Belegschaft vertrete unterschiedliche Generationen und Nationen, „darauf muss man sich einlassen“, findet er.

Eine Geflüchtete, die Biologin ist, fand durch das Mentegra-Programm einen Job in der Krebsforschung. Insgesamt konnten mit dem ersten Mentegra-Durchlauf drei Frauen in Festanstellungen gebracht werden, drei andere haben Aus- und Weiterbildungen abgeschlossen. Außerdem kann es positive Folgeeffekte geben: „Unternehmen haben durch Mentegra mehr Offenheit für weitere Geflüchtete“, sagt Agnes Wojtacki. Das Kompetenzzentrum plant auch den Aufbau eines Alumni-Netzwerkes bisheriger Mentees und die Herausgabe eines Leitfadens, damit Kompetenzzentren an anderen Standorten das Programm übernehmen können.


Mentor werden

Interessierte Vertreter kleiner und mittelständischer Unternehmen können sich an das Kompetenzzentrum Frau & Beruf Region Köln wenden, um das Mentoring einer beruflich qualifizierten Frau mit Migrationshintergrund zu übernehmen oder sich darüber zu informieren. competentia@stadt-koeln.de