Bislang sind Bestattungsbetriebe in Deutschland oft in Familienhand. Doch das Geschäft mit dem Tod ist auch für große Ketten zunehmend interessant.
Mehr UrnenbegräbnisseKrisenfester Job – Bestatter melden steigende Umsätze
Gestorben wird immer. Und in der alternden Gesellschaft in Deutschland wird die Zahl der Todesfälle weiter zunehmen. Ein krisensicheres Geschäft also für Bestatter? Doch die Branche ist nicht sorgenfrei. Ein Strukturwandel deutet sich an.
Blickt man auf die aktuellen Zahlen, ist die Lage positiv: Die Zahl der Beschäftigten und die Umsätze der Bestatter-Branche sind gewachsen, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte. 2023 starben hierzulande rund 1,03 Million Menschen. Das waren 15 Prozent mehr als noch zehn Jahre zuvor.
Die erwirtschafteten Umsätze stiegen von knapp 2,0 Milliarden Euro 2022 auf rund 2,3 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. 2022 gab es danach rund 25.700 Beschäftigte bei den hierzulande ansässigen 4.200 Unternehmen. Das waren 2,6 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. Zugleich befanden sich zum Jahresende 2023 insgesamt 860 Personen in einer dualen Ausbildung zur Bestattungsfachkraft - so viele wie nie zuvor.
Steigende Preise für Bestattungen
Für Bestattungen musste man 2023 mehr ausgeben als im Jahr zuvor. Die Preise für Särge, Urnen, Grabsteine und andere Begräbnisartikel stiegen um 5,8 Prozent und die Preise für Bestattungsleistungen und Friedhofsgebühren um 5,4 Prozent. Zum Vergleich: Die Inflationsrate insgesamt betrug im selben Zeitraum 5,9 Prozent. Ursachen für das Plus sind nach Angaben der in Königswinter ansässigen Verbraucherinitiative Aeternitas insbesondere höhere Kosten für Energie und Personal sowie für Materialien wie Holz für Särge.
Der Branchenreport ibisWorld verweist allerdings darauf, dass es eine steigende Nachfrage nach Einäscherungen gibt. „In ganz Deutschland lassen sich etwa 66 Prozent der Verstorbenen einäschern. Urnengräber und ähnliche Bestattungsarten beanspruchen im Vergleich zu Erdbestattungen deutlich weniger Platz und verursachen geringere Folgekosten“, heißt es in einem Bericht. Die in Deutschland geltenden strengen Regelungen des Bestattungsgesetzes trügen einerseits dazu bei, den Umsatz der Branche zu stabilisieren. Zugleich etablierten sich neue Formen des Gedenkens und der Bestattung, die zusätzliche Wachstumschancen eröffneten.
Umbruch in der Marktstruktur
Dabei kündigt sich ein deutlicher Umbruch in der Marktstruktur an. Anders als in anderen europäischen Ländern ist die Branche laut Aeternitas-Sprecher Alexander Helbach „traditionell sehr kleinteilig und geprägt von einer Vielzahl kleinerer Familienunternehmen“. Auch ibisWorld bestätigt, die Branche sei „sehr fragmentiert“. Fast alle Unternehmen der Bestattungsbranche beschäftigten weniger als 20 Mitarbeiter und seien an einem einzigen Standort präsent.
Dennoch sind am Markt einige größere, umsatzstarke Unternehmen aktiv. Einige ausländische Großkonzerne und Ketten, aber auch einheimische Firmen wie Fameco, Mymoria oder die Ahorn AG, übernähmen gezielt bestehende Bestattungshäuser, sagte Helbach der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die Ahorn-AG beispielsweise, noch vor wenigen Jahren der einzige größere Bestatterkonzern hierzulande, sei ursprünglich als reiner Onlinebestatter gestartet, übernehme aber jetzt örtliche Bestattungsunternehmen - teilweise in Zusammenarbeit mit den früheren Inhabern.
Probleme mit der Nachfolge
Als Gründe für den Wandel nennt Helbach, dass es in manchen Familienbetrieben Probleme gebe, Nachfolger zu finden. Darüber hinaus spielen aber auch Vereinfachungen und Standardisierungen beim Ablauf, bei Software-Programmen und Internetverkauf eine Rolle, die sich innerhalb einer großen Kette viel besser umsetzen lassen. So bieten manche Ketten den örtlichen Bestattern, mit denen sie zusammenarbeiten, Nachtbereitschaftsdienste an. „Dazu kommen auch große (Preis-)Vorteile beim Einkauf - und nicht zuletzt eine Menge Geld, das an die alten Besitzer fließt“, sagt Helbach.
Offen ist, wie sich dieser Wandel auf die „Kunden“ auswirkt. Viele der lokalen Bestattungsunternehmen haben eine - über Generationen entstandene - Bindung an die Bevölkerung vor Ort, vielfach auch an die Kirchengemeinden. Der Umgang mit Tod und Trauer ist eine intime Angelegenheit. Die großen Ketten benötigen Fingerspitzengefühl. (kna)