Teure Rohstoffe und Energie und eine lahmende Weltwirtschaft haben Covestro zu schaffe gemacht. Der Leverkusener Konzern schrieb rote Zahlen. Die Dividende fäll aus.
Leverkusener KonzernSchwache Nachfrage – Covestro schreibt rote Zahlen

In Leverkusen stellt Covestro in einer Pilotanlage Anillin auf Bio-Basis her.
Copyright: Covestro
Covestro litt im abgelaufenen Jahr unter einer weltweit schwachen Nachfrage nach Kunststoff und niedrigeren durchschnittlichen Verkaufspreisen. Gründe sind etwa eine schwächere Bauwirtschaft auch durch den scharfen Einbruch des chinesischen Immobiliensektors oder, sowie die Kaufzurückhaltung bei Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräten oder Möbeln. Ein Plus gab es dagegen nach den Worten von Konzernchef Markus Steilemann im Geschäft mit der Autoindustrie.Covestro stellt etwa Vorprodukte für Hart- und Weichschäume her, die als Dämmmaterial Häuser oder Kühlschränke isolieren, oder Polycarbonate. Dieser harte, transparente Kunststoff wird in den Gehäusen von Laptops, Handys oder Bildschirmen in Autos oder Autoscheinwerfer verwendet.
Der Umsatz sank im abgelaufenen Jahr um 20 Prozent auf 14,4 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (Ebitda) sank von 1,6 Milliarden im Vorjahr auf 1,1 Milliarden. Das Konzernergebnis war wie im Vorjahr negativ, auch wenn es sich von minus 272 auf minus 198 Millionen verbesserte. Wegen des negative Ergebnisses will der Konzern keine Dividende zahlen. „Das Jahr 2023 war eines der schwierigsten für die chemische Industrie in den letzten Jahrzehnten“, sagte Steilemann. Er verwies auf anhaltende geopolitische Spannungen, weltweite Konjunkturschwäche, angespannte Lieferketten und hohe Energiepreise. Die beklagte er vor allem in Europa und da vor allem in Deutschland.
Hohe Energierechnung
Der Konzern habe im abgelaufenen Jahr 1,1 Milliarden für Energie bezahlt nach 1,8 Milliarden 2022. Im laufenden Jahr erwartet Steilemann Kosten von unter einer Milliarde, immer noch deutlich mehr als die 0,6 Milliarden vor der Krise. Dabei stelle Covestro keine Grundstoffe her und produziere so nicht so energieintensiv wie etwa Unternehmen, die die Basis-Chemikalie Ammoniak herstellen. Steilemann war für einen Brückenstrompreis eingetreten. Diesen Rabatt bekommt die Industrie nicht.
Allerdings sind die Strompreise wieder etwas gesunken, liegen aber immer noch deutlich über denen des Jahres 2019. Und selbst da seinen die Strompreise zwei- bis dreimal höher gewesen als in den USA und China. Steilemann mahnt eine grundlegende Reform des deutschen Strommarktes an. Getrieben würden die Preise vor allem durch Steuern, Abgaben und Netzentgelte. Auch müssten schnell neue Energieerzeugungsanlagen gebaut werden. Dass ein Ausstieg aus der Kohleverstromung 2030 möglich sei, bezweifelt er. Entspannung gibt es dagegen beim Gaspreis.
Covestro hat gespart
Covestro hat die Fixkosten im dreistelligen Millionenbereich gesenkt. Der Konzern hat die Energieeffizienz erhöht und die Verfügbarkeit seiner Anlagen verbessert. Auch sei die Zahl der Vollzeitstellen um eine mittlere dreistellige Zahl gesunken, so Finanzvorstand Christian Baier. Zum 31. Dezember hatte Covestro noch 17 520 Vollzeitmitarbeiten nach 17 985 ein Jahr zuvor. Bei Neueinstellungen sei das Unternehmen sehr selektiv, so Baier.
Covestro habe im Rahmen der Erwartungen abgeschlossen, wolle aber auf einen Wachstumskurs zurück, so Bayer. Dazu sei auch an den richtigen Stellen investiert worden, insgesamt rund 800 Millionen. So sei eine Basis für nachhaltiges Wachstum gelegt worden. Dass der Konzern auf dem richtigen Weg sei, zeige auch das Interesse von Adnoc, ein staatseigener Ölkonzern aus den Vereinigten Arabischen Emiraten an einer Übernahme von Covestro, so Steilemann. Zu Einzelheiten der laufenden Gespräche wollte er sich aber nicht äußern. Adnoc will weltweit in das Geschäft rund um Erdgas, Chemie und erneuerbare Energien investieren.
Verhaltener Ausblick
Covestro erwartet auch im laufenden Jahr ein herausforderndes Umfeld. Etwas Hoffnung macht, dass das vierte Quartal des abgelaufenen Jahres besser war als das entsprechende Quartal 2022. Mit einer Belebung rechnet der Konzern erst im zweiten Halbjahr. Deshalb will es weiter sparen und sich effizienter aufstellen. „Es gibt aber kleine Planungen, an deutschen Standorten Schließungen vorzunehmen“, so Steilemann. Für das laufende Jahr zeigte sich Covestro vorsichtig. Der Konzern peilt ein operatives Ergebnis zwischen 1,0 und 1,6 Milliarden. Der Wert für das erste Quartal soll zwischen 180 und 280 Millionen liegen. Die große Bandbreite zeigt dabei die Unsicherheit über die Marktentwicklung.
Die Aktie stieg bis zum Abend um 1,68 Prozent auf 50,26 Euro. Die Resultate und der Gewinnausblick stimmten angesichts niedriger Markterwartungen zuversichtlich, so der Analyst Chetan Udeshi von JPMorgan. Zum Höhenflug hatte das Papier im Frühsommer des abgelaufenen Jahres angesetzt, als Adnoc Interesse an Covestro gezeigt hatte. Damals hatte das Papier unter 40 Euro gelegen.
Kreislaufwirtschaft
Covestro will sich auf die Kreislaufwirtschaft ausrichten. Dabei sollen Produkte lange verwenden und dann recyceln. Es sollen nachhaltige Rohstoffquellen und erneuerbare Energie genutzt werden. Bereits angekündigt war eine Senkung der Emissionen auf den Ebenen Scope 1 und 2, die direkt von Unternehmen etwa durch die Produktion zu verantworten sind, oder durch eingekaufte Energie. Dabei will Covestro 2035 klimaneutral sein. Jetzt hat Covestro auch Ziele formuliert für die Scope-3-Emissionen, die die Wertschöpfungskette mit Vorprodukten und den verkauften Waren umfassen. Sie machen 80 Prozent der Emissionen insgesamt aus und sollen bis 2035 um 30 Prozent oder zehn Millionen Tonnen reduziert werden bezogen auf das Basisjahr 2021. 2050 Will Covestro auf dieser Basis klimaneutral sein. Öko-Strom kauft Covestro vermehrt oder stellt Anilin auf Basis pflanzlicher Biomasse her.