Bayer hat am Dienstag die Anleger geschockt. Das Papier des Leverkusener Agrochemie- und Pharmakonzern verlor zweistellig bis auf 21,12 Euro, ein 20-Jahres-Tief.
Leverkusener KonzernBayer schockt Börsianer mit Milliardenverlust
Tiefrote Zahlen im dritten Quartal des Jahres nach einer weiteren Milliardenabschreibung auf den Firmenwert der Agrarsparte Crop Science und eine zurückgenommene Prognose beim operativen Ergebnis (Ebitda) haben den Aktienkurs von Bayer auf Talfahrt geschickt.
Der Umsatz sank im dritten Quartal um 3,6 Prozent auf 9,97 Milliarden Euro. In den ersten neun Monaten des Jahres betrug das Minus 2,5 Prozent auf 34,88 Milliarden. Dabei gab es negative Währungseinflüsse, ohne die es jeweils ein kleines Plus gegeben hätte. Das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen sank im dritten Quartal — auch wegen Währungseinflüssen — um 25,8 auf 1,12 Milliarden, in den ersten neun Monaten um 10,5 Prozent auf 7,77 Milliarden. Unter dem Strich stand ein Verlust von 4,18 für das Quartal beziehungsweise 2,22 Milliarden für den bisherigen Jahresverlauf.
Agrarbereich läuft schlechter als erwartet
Der Agrarbereich lief schlechter als erwartet. Das Geschäft mit glyphosathaltigen Unkrautvernichtungsmitteln ging zurück, auch weil Landwirte, die unter wirtschaftlichem Druck ständen, verstärkt zu Nachahmerprodukten griffen, wie Konzernchef Bill Anderson bei der Vorlage des Zahlenwerks sagte. Auch gebe es verlängerte Genehmigungsprozesse bei Mitteln, und in Südamerika sei die Anbaufläche für Mais reduziert worden. Der Umsatz in der Sparte sank um 8,7 Prozent auf 3,99 Milliarden. Auch wegen Sonderfaktoren, vor allem Abschreibungen auf den Firmenwert, von insgesamt 3,87 Milliarden, ging das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf minus 4,24 Milliarden im dritten Quartal zurück.
Weiterhin belasten Rechtsstreitigkeiten vor allem rund um Glyphosat, die sich Bayer mit dem Monsanto-Kauf 2018 ins Haus geholt hatte. Bayer hofft auf eine günstige Grundsatzentscheidung des obersten US-Gerichts, des US Supreme Court. Ob der sich der Sache annimmt, ist aber noch nicht sicher. Wenn er das tut, dann 2025-2026. Bayer bemüht sich auch durch Lobby-Arbeit in den USA um Gesetzesänderungen.
Weniger Gewinn in der Pharmasparte
Das Geschäft mit verschreibungspflichtigen Medikamenten ging im dritten Quartal um 0,6 Prozent auf 4,51 Milliarden zurück. Die Mittel Nubeqa, Kerendia und Eylea gegen Krebs, Nieren- oder Augenleiden legten stark zu. Wegen Patentabläufen verkaufte sich Xarelto schlechter. Das Ebit sank um 35,1 Prozent auf 0,77 Milliarden.
Zulegen konnte der Bereich mit rezeptfreien Mitteln. Der Umsatz wuchs 0,2 Prozent auf 1,41 Milliarden, bereinigt um Währungsschwankungen sogar um 5,7 Prozent. Das Ebit kletterte im dritten Quartal um 4,2 Prozent auf 0,22 Milliarden.
5500 Stellen sind weggefallen
Bei der vor einem Jahr gestarteten Einführung des neuen Managementsystems DSO sieht sich Anderson auf Kurs. Dabei entfallen Hierarchieebenen, die Teams bekommen mehr Entscheidungsspielraum. Die strukturellen Veränderungen seien zu 70 bis 80 Prozent geschafft, so Anderson, der von deutlich beschleunigten Geschäftsprozessen berichtete. Im Vergleich zum Jahresanfang sank die Zahl der Mitarbeitenden um 5500 auf 94 245.
Wegen der schlechteren Entwicklung im Agrarbereich passt Bayer die Konzernprognose für das laufende Jahr teilweise an und rechnet jetzt währungsbereinigt mit einem Ebitda vor Sondereinflüssen von 10,4 bis 10,7 statt 10,7 bis 11,3 Milliarden. Im Agrarbereich geht Bayer jetzt von einem Umsatzminus von 3 bis 1 (zuvor-1 bis plus 3) Prozent aus, im Geschäft mit rezeptfreien Mitteln von einem Plus zwischen 1 und 3 (3 bis 6) Prozent, bei rezeptpflichtigen Mittel erwartet Bayer die Zielerreichung am oberen Ende der Prognose von 0 bis plus 3 Prozent.
Finanzvorstand Nickel bleibt ein Jahr länger
Auch für das kommende Jahr hat Bayer gedämpfte Erwartungen für Umsatz und Ergebnis. „Letzteres wird voraussichtlich zurückgehen“, so Finanzvorstand Wolfgang Nickel. Dies solle durch beschleunigte Kosten- und Effizienzmaßnahmen teilweise ausgeglichen werden. Nickel bleibt ein Jahr länger bei Bayer als geplant, bis zum 31. Mai 2026. So könne er die drei Jahre der Erneuerungsphase von Bayer abschließen, so Anderson.