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Leverkusener KonzernBayer verliert Milliarden – Glyphosat ist weniger gefragt

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Wertberichtigungen in der Agrochemie führen zu einem Verlust von 1,89 Milliarden Euro im zweiten Quartal.

Das erste Zahlenwerk in der Amtszeit des neuen Bayer-Chefs Bill Anderson ist tiefrot. Der Leverkusener Konzern fuhr im zweiten Quartal einen Verlust von fast 1,9 Milliarden Euro ein. Nicht nur die Agrochemie macht Sorgen.

Reibungslos läuft es bei Bayer derzeit nur bei den rezeptfreien Mitteln. Bei der kleinsten Konzernsparte stieg der Umsatz im zweiten Quartal um 5,4 Prozent auf 1,47 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (Ebitda) legte im Vergleich zum starken Vorjahresquartal um 1,5 Prozent zu auf 335 Millionen, wie Bayer am Dienstag mitteilte. Gut lief das Geschäft mit Produkten für die Haut oder gegen Schmerzen und Erkältungen. Für die Sparte bestätigte Bayer auch die Prognose für das Gesamtjahr. Der Konzern geht von einem Umsatzplus von etwa fünf Prozent und einer Ebitda-Marge vor Sondereinflüssen von etwa 23 Prozent aus.

Auch für die Pharmasparte ist Bayer weniger zuversichtlich

Für die beiden großen Sparten Pharmazie und Agrarchemie ist der Konzern weniger zuversichtlich. Bei den rezeptpflichtigen Medikamenten erwartet Bayer jetzt nur noch einen stabilen Umsatz. Die geplante Ebitda-Marge nimmt Bayer auf etwa 28 Prozent zurück nach zuvor erwarteten leicht über 29 Prozent.

Sorge macht die Agrarsparte. Deshalb hatte der Konzern bereits vor zwei Wochen eine Gewinnwarnung herausgegeben. Hier erwartet der Konzern für 2023 jetzt einen Umsatzrückgang um fünf Prozent und eine Ebitda-Marge etwa 21 statt 25 bis 26 Prozent. Verantwortlich dafür ist ein Absatz- und Preisrückgang bei glyphosathaltigen Produkten, die im abgelaufenen Jahr noch ausgesprochen gut gelaufen waren. Jetzt bauten die Kunden Lagerbestände ab, außerdem dämpfte die Witterung die Geschäfte, so Bayer.

Hohe Sonderbelastung in der Agrarsparte

Der Umsatz in der Sparte sank im zweiten Quartal um 18,5 Prozent auf 4,92 Milliarden. Das Ergebnis der Sparte wurde durch eine bereits im Juni angekündigte Wertminderung wegen der Probleme bei Glyphosat belastet. Letztlich musste die Sparte Sonderbelastungen von 2,35 Milliarden verdauen.

Der Umsatz mit rezeptpflichtigen Medikamenten erreichte mit 4,56 (4,8) Milliarden. Ein Umsatzplus gab es dabei mit neuen Medikamenten wie dem Krebsmedikament Nubeqa, dem Nierenmittel Kerendia oder dem Augenmedikament Eylea. Geringere Umsätze verzeichneten das Herzmittel Adalat, Aspirin Cardio und der Gerinnungshemmer Xarelto wegen des Wettbewerbsdrucks durch Generika und geringeren Preisen.

Im zweiten Quartal ging der Konzernumsatz insgesamt um 8,2 Prozent auf 11,04 Milliarden zurück. Das Ergebnis unter dem Strich drückten Sonderaufwendungen von insgesamt 2,49 Milliarden auf minus 1,89 Milliarden (Vorjahresquartal: minus 298 Millionen).

Im ersten Halbjahr bleibt ein kleiner Gewinn

Im ersten Halbjahr erzielte Bayer bei Umsätzen von 25,43 (27,46) Milliarden ein operatives Ergebnis von 7,0 (8,6) Milliarden vor Sondereinflüssen. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 0,29 (2,99) Milliarden. Der Konzern erwartet jetzt für das Gesamtjahr noch einen Umsatz von 48,5 bis 49,5 statt ursprünglich 51 bis 52 Milliarden und ein operatives Ergebnis vor Sondereinflüssen von 11,3 bis 11,8 statt der zunächst erwarteten 12,5 bis 13 Milliarden.