Kreissparkasse KölnCorona, Kredite, Flut, Automatensprenger – Das ist die Bilanz 2021
Köln – „Das Jahr 2021 gehört sogar zu den Rekordjahren unserer Sparkasse“, freut sich Alexander Wüerst, Vorstandschef der Kreissparkasse Köln. Und das nach zwei herausfordernden Jahre mit der Corona-Pandemie und der Flutkatastrophe. „Das hat Kraft gekostet. In diesem nicht einfachen Umfeld haben wir gute Ergebnisse erzielt“, so Wüerst.
Im abgelaufenen Jahr hat das Institut, das am Montag das vorläufige Zahlenwerk per Pressemitteilung vorlegte, 3,8 Milliarden Euro an neuen Krediten vergeben. 1,6 Milliarden gingen an Privatkunden, vor allem für die Baufinanzierung. Insgesamt kletterte das Kreditvolumen auf den Rekordwert von 22,2 Milliarden (siehe Grafik). Refinanziert werden konnten diese Kredite vollständig durch die Einlagen der Kunden. Die Bilanzsumme kletterte von 28,8 auf 29,2 Milliarden Euro.
Damit dürfte das Institut wie schon im Vorjahr die größte kommunale Sparkasse der Republik sein, rückt aber auch nahe an die Schwelle von 30 Milliarden, ab der es durch die Europäische Zentralbank (EZB) kontrolliert wird. Das bedeutet zusätzlichen Aufwand, den Wüerst aber nicht scheut: „Wir arbeiten mit offenem Visier, und es läuft ein intensives Projekt zur Vorbereitung auf die EZB-Aufsicht.“ Die unterscheidet sich von der deutschen Aufsicht BaFin, weil die EZB Banken überwacht, die sie für systemrelevant hält. Deshalb verlangt sie etwa mehr Daten von den Instituten.
Die Datenerhebung bereitet die Kreissparkasse Köln mit einem eigenes dafür gegründetem Team unterstützt von der FI, dem IT-Dienstleister der S-Finanzgruppe, vor. „Wir gehen davon aus, dass wir 2023, spätestens 2024 unter die EZB-Aufsicht fallen“, sagte Wüerst.
Flutschäden
Vor allem im Rhein-Erft-Kreis und in Leichlingen wurden auch Filialen der Kreissparkasse Köln beschädigt. Sie sind inzwischen wieder geöffnet. In ihrem Verbreitungsgebiet unterstützten auch Mitarbeitende des Instituts als Freiwillige die Bergungs- und Aufräumarbeiten oder verteilten mit der sparkasseneigenen Catering-Tochter kostenfreie Mittagessen an Betroffene. Zur Bargeldversorgung und für Serviceleistungen wurden mobile Filialen in den überfluteten Orten eingesetzt. Auch stellte das Institut für die Flutopfer im Geschäftsgebiet zinslosen Kredite von 32 Millionen Euro zur Verfügung.
Wie im Vorjahr hat das Institut 116 Filialen, auch wenn die seltener von Kunden aufgesucht werden. Auch muss das Institut immer stärker die Sicherheit im Blick haben. Im abgelaufenen Jahr hat es laut Wüerst elf Angriffe auf unsere Geldautomaten gegeben, sechs waren erfolgreich. Dabei gingen die Gangster mit äußerster Brutalität vor, benutzen Sprengstoff und gefährden Menschen in den Gebäuden in denen die Geldautomaten untergebracht sind. Zwei SB-Stellen hat die Kreissparkasse im abgelaufenen Jahr abgebaut. (raz)
Die Kreissparkasse Köln steht vor einer Fusion mit der Sparkasse Radevormwald-Hückeswagen, die schon länger auf Partnersuche war und ihre Ergebnisse als unterdurchschnittlich bezeichnet. Demnächst beginnen laut Wüerst die Sondierungsgespräche. Die Sparkasse Radevormwald-Hückeswagen ist ein relatives kleines Institut mit einer Bilanzsumme von etwa 600 Millionen Euro. Eine Fusion mit der Kreissparkasse Köln wäre gut für die Sparkasse und die Region, so Wüerst.Als Startschuss für weitere Fusionen will das Wüerst nicht gewertet wissen. „Wir haben immer gesagt, dass wir die Arme offen halten, aber nicht aktiv Fusionen anstreben. Für Gespräche stehen wir bereit“, so der Instituts-Chef. Im ihrem Verbreitungsgebiet – die Kreise Rhein-Sieg, Rhein-Erft, dem Rheinisch-Bergischen und dem Oberbergischen Kreis gibt es ohnehin nur noch zwei andere Sparkassen im Bergischen.
Im Niedrigzinsumfeld sank der Zinsüberschuss um 26 Millionen auf 339 Millionen. Aufgrund der robusten Entwicklungen der Unternehmen konnte die im Vorjahr gebildete Vorsorge für Kreditausfälle, von Kreissparkasse Köln aufgelöst werden. Das nannte Wüerst in dem schwierigem Umfeld „sehr überraschend“. So stieg der Zinsüberschuss nach Bewertung gegenüber dem Vorjahr. In Zukunft werde sich der Zinsüberschuss stabilisieren, erwartet Wüerst, der mit zumindest leicht steigenden Zinsen rechnet (siehe Interview).Auch der Provisionsüberschuss legte zu, weil Kunden deutlich mehr Geld als in den Vorjahren in Investmentfonds und Wertpapiersparplänen neu anlegten, für deren Vermittlung es Provisionen gibt. Weil auch die Kosten gedrückt wurden, kletterte das Betriebsergebnis nach Bewertung. Das Vorsteuerergebnis blieb freilich unter Vorjahr, weil die Kreissparkasse Vorsorge traf zur Entlastung der Zinsaufwendungen der kommenden Jahre. Was unter dem Strich steht, konnte Wüerst noch nicht sagen. Die Ermittlung der Steuerlast sei noch nicht abgeschlossen. Auch die Höhe der Ausschüttung nannte er noch nicht. Es werde eine Ausschüttung geben, die müsse aber noch mit den Trägern besprochen werden.
Fünf Fragen an Alexander Wüerst, Vorstandschef der Kreissparkasse Köln
Die Kreissparkasse hat insgesamt mehr Kredite herausgereicht und mehr Einlagen von den Kunden erhalten. Das weist auf eine prosperierende Region hin. Stimmt dieser Eindruck?
Ja, die Wirtschaft in der Region entwickelt sich prosperierend weiter. Die Einlagen wachsen dabei auch, weil die Kunden weniger Geld ausgeben und in der Corona-Pandemie mehr Liquidität vorhalten. Die Wirtschaft hat – von Einzelfällen abgesehen – bislang die Pandemie gut weggesteckt, wozu auch der Staat durch seine Unterstützungsleistung beigetragen hat. Dass die Auswirkungen durch Corona jedoch bereits gänzlich verkraftet wären, wage ich zu bezweifeln. So bleiben manche Entwicklungen abzuwarten: Verschärfen sich die Lieferengpässe wieder, sobald die Wirtschaft auf einen normalen Wachstumspfad einbiegt? Und wie reagiert die Wirtschaft, wenn die staatliche Unterstützung ausläuft? Es gibt also Risiken – gleichwohl bin ich verhalten optimistisch.
Die Zinsen steigen. Sehen Sie ein weiteres Ansteigen der Zinsen?
Das Zinsniveau wird meines Erachtens noch etwas weiter steigen. Kurzfristige Zinsen im Bereich von zwei oder drei Prozent sehe ich aber nicht.
Bedeutet das schon ein Ende der Negativzinsen für die Kunden?
Darüber würde ich mich sehr freuen. Verwahrentgelte passen einfach nicht in die ökonomische Logik, und ich kann mir vorstellen, dass sie im laufenden Jahr Geschichte werden. Verwahrentgelte erheben wir nur von wenigen Privatkunden, die über entsprechend hohe Guthaben verfügen. Zugleich zahlen wir selbst Negativzinsen, wenn wir Geld kurzfristig anlegen. Die Entgelte, die wir Kunden berechnen, kompensieren dies nicht.
Wie hat sich ihr Filialnetz im abgelaufenen Jahr mit Corona und der Flut-Katastrophe entwickelt?
Wie im Vorjahr haben wir insgesamt 116 Filialen. Zeitweise hatten wir Filialen wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Rund 20 Filialen waren auch von der Flut betroffen. Auch in diesem Jahr wird es keine strukturellen Veränderungen an unserem Filialnetz geben – wenn, dann sind dies Einzelfälle. Wir werden aber möglicherweise Öffnungszeiten differenzieren, das heißt kürzere Schalterzeiten bei gleichzeitig erweiterten Beratungszeiten.
Sie haben eine mediale Beratung aufgebaut, bei der die Kunden über Telefon oder Video-Chat Kontakt zu einem Berater aufnehmen können. Wie viele Mitarbeitende sind da tätig?
Hier arbeiten inzwischen 20 Mitarbeitende. Angefangen haben wir mit 14. Mit diesem Zugangsweg möchten wir diejenigen Menschen erreichen, die den Vorteil einer persönlichen Beratung durch eine feste Ansprechperson wünschen, dafür aber nicht die Filiale vor Ort aufsuchen möchten oder können.